Das Weltenbuch (RPG Grundregelwerk)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Das Weltenbuch (RPG Grundregelwerk)

Rezension von David Grashoff

 

 

In den letzten Jahren hat sich auf dem deutschen Rollenspielmarkt einiges bewegt. Neben der Neuauflage einiger Klassiker (Shadowrun, Traveller … ) und der Übersetzung erfolgreicher englischer Spiele (Savage World, Schattenjäger … ) ist vor allem positiv zu verzeichnen, dass immer mehr deutsche Produktionen den Weg an die Öffentlichkeit finden.

Dank überschaubarer Kosten beim Digitalprint geschieht das auch immer öfter ohne die Unterstützung eines Verlages wie im Falle von „Weltenbuch“, das aus der Feder des tüchtigen Jürgen Mang stammt.

 

Was beim ersten Blick auf das Cover ein wenig wie ein üblicher „Fantasy-RPG-Verdächtiger“ anmutet, belehrt den Leser schon beim Durchblättern eines besseren. Denn beim „Weltenbuch“ ist der Hintergrund alles andere als ein x-tausendster Herr-der-Ringe-Klon, sondern ein wirklich originelles Setting. Wie der Name schon anklingen lässt, spielen die Abenteuer in diesem Rollenspiel auf der riesigen Doppelseite eines Buchs. Klingt im ersten Augenblick ziemlich bizarr, steckt aber voller interessanten Ideen. Wo sonst kann man die schon die Eselsohrgebirge oder die Eiswüste Tippex besuchen?

Im Kern bleibt Weltenbuch aber ein Fantasy-Rollenspiel. Eins, das großen Wert auf das Ausspielen von Klischees legt. So gibt es beispielsweise alle Rassen, die man auch aus anderen Spielen des Fantasygenres gibt: Elfen, Zwerge, Menschen, Feen, Halblinge und sogar einige „böse“ Rassen wie Orks, Trolle oder Goblins.

Dabei ist es aber wichtig, dass die Mitglieder dieser Rassen wirklich auch auf den stereotypen Pfaden wandeln, die man von ihnen erwartet: Zwerge sind begabte Trinker und mögen keine Magie und so weiter und so fort …

Die Auswahl der Rassen ist groß und man findet wirklich alles was man so aus dem Genre kennt, so dass jeder Spieler auch was Passendes für sich finden sollte.

 

Das Regelsystem ist sehr klassisch. Es wird Attribut + Fertigkeit + 2W6 gewürfelt gegen ein Mindestwurf, den der Spielleiter festlegt. Jeder Charakter besitzt dabei eine besondere Fertigkeit (Klischeefertigkeit), in der er besonders gut ist (zum Beispiel kann ein Barbar besser mit dem Schwert umgehen) und einen besonderen Klischeegegenstand (wie ein Giftdolch für einen Meuchelmörder). Die Regeln sind einfach, funktionieren aber gut und ziehen wie ein roter Faden durch die verschiedenen Bereiche (Kampf, Magie … ), was auf jeden Fall schon mal ein großer Pluspunkt ist. Trotzdem hat man bei „Das Weltenbuch“ ein bisschen das Gefühl zwischen zwei Stühlen zu sitzen. Auf der einen Seite überzeugt die Spielwelt durch originelle und witzige Ideen, die mich öfters haben schmunzeln lassen, auf der anderen Seite fühlt sich das Spiel trotzdem zu sehr nach einem „normalen“ Fantasyspiel an.

 

In Ansätzen macht das Weltenbuch vieles richtig: Götter wie den Fehlerteufel, oder die Autorin, Monster wie den Killerhasen oder das große, grüne Glubschding, zeigen auf, dass hier ein großes Potential liegt. Trotzdem kann es mich als „humorvolles“ Rollenspiel nicht auf ganzer Linie überzeugen, denn dafür sind die möglichen Charaktere und die Regeln einfach einen Tick zu klassisch.

Ich hätte mir gewünscht, dass der Macher von „Weltenbuch“ den Weg der Doppelseiten-Idee sogar einen Schritt weiter gegangen wäre und seine eigene Fantasy-Welt entwickelt hätte, mit Rassen und Klassen, die fernab der klassischen Klischees liegen. Walter Moers hat mit seiner Zamonien-Reihe vorgemacht, dass man durchaus phantastisch werden kann, ohne sich allzu sehr bei der typischen Zwerge-Elfen-Orks-Fantasy zu bedienen. Die Möglichkeiten dazu hätte die tolle Welt der Doppelseite auf jeden Fall geboten.

Auch die Regeln hätten gerne ein Stückweit origineller ausfallen dürfen, wie beispielsweise bei der Magie, die sehr „normal“ und dadurch ein wenig deplatziert wirkt, auf einer Welt, die vielmehr Möglichkeiten in dem Bereich geboten hätte, als lustige Zauberspruchnamen.

 

„Das Weltenbuch“ ist ein Spiel, dem eine tolle und originelle Idee zugrunde liegt, aber nicht das ganze Potential aus diesem wundervollen Hintergrund rausholt. Trotzdem ist es ein schönes, kleines Rollenspiel geworden, das für kleines Geld (18 EUR) für humorvolle Stunden auf der Doppelseite sorgen dürfte. Wer sich das Spiel mal genauer ansehen möchte, kann das auf der Webseite www.das.weltenbuch.de tun, wo es das Regelwerk und jede Menge anderes Material zum freien Download gibt.

 

Nach oben

Platzhalter

MEDIUM:

Das Weltenbuch

Grundregelwerk

Autor: Jürgen Mang

Erhältlich bei: Das Weltenbuch


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 03.05.2010, zuletzt aktualisiert: 28.04.2023 13:10, 10391