Dayal - Der erste Vorfahre (Castaka - Vor den Metabaronen, Band 1)
 
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Dayal - Der erste Vorfahre

Reihe: Castaka - Vor den Meta-Baronen, Band 1

Rezension von Christel Scheja

 

Einer der großen Szenaristen der francobelgischen Comics ist der Chilene Alexandro Jodoroswki. Zusammen mit Moebius hat er einen Meilenstein der graphischen Kunst geschaffen, allen voran die Saga um den Incal und John Difool, die sich mittlerweile zu einem ganzen Universum erweitert hat.

Die Geschichte mit dem Privatdetektiv aus einer der unteren sozialen Schichten, der ebenso zufällig wie unfreiwillig in den Mittelpunkt von intergalaktischen Verschwörungen gerät, gilt heute als einer der Klassiker, die erstmals Science Fiction, Gesellschaftskritik, und Esoterik mit der düsteren Stimmung der Krimis der schwarzen Serie verbanden. Erstmals entstand Unterhaltung mit Tiefgang, die viel von der politischen Einstellung ihrer Väter widerspiegelte und nicht unbedingt die des Verlages und der meisten Menschen.

Nach und nach erhielten auch die anderen Bewohner des John-Difool-Universums ihren eigenen Hintergrund, wie etwa die Meta-Barone.

 

Aber auch diese haben einmal klein angefangen. Wie – das schildert der hier vorliegende Band „Dayal der erste Vorfahre“ aus der neu gestarteten Reihe „Castaka – Vor den Meta-Baronen“.

Alles beginnt auf dem Planeten Zwerg-Ahur, dessen Bewohner sich in zwei Völker gespalten haben. Auch wenn man Zugang zu den hoch entwickelten Techniken des Universums besitzt, hat man sich doch dazu entschieden, nur archaische Waffen einzusetzen um dem selbst erschaffenen Krieger-Kodex gerecht zu werden.

Denn die Menschen des Planeten sind ein streitlustiges Völkchen. Auch wenn sie genügend Raum hätten sich auszubreiten und das Land an Nahrung und anderen Göttern genug hergibt, so wollen die Stämme der Amakura und Castaka doch übereinander dominieren. Und so kommt es immer wieder zu kriegen.

Bisher fanden die Schlachten immer fern von den Siedlungen statt, nun trägt Divadal, der Herr der Castaka den Krieg mit dem Raum der Königin der Amakura in die Städte. Denn seine Ehre gebietet es Omzeo, dem Herrn der Amakura, den frechen Raub blutig zu bestrafen, auch wenn seine Truppen unterlegen sind.

Doch der gehörnte König ersinnt eine Kriegslist, die ihn schließlich in die Festung des Feindes bringt. Seines Sieges allerdings kann er sich nicht lange erfreuen, denn der sterbende Divadal triumphiert mit seinem letzten Atemzug über den Widersacher, setzt er doch ein Gift frei, das die Männer unfruchtbar macht.

Nun hat Omezo keine andere Wahl mehr, als den Bastard, der im Leib seiner Frau reift, auf die Welt kommen zu lassen, denn er allein kann noch das Überleben des Stammes sichern. Und damit beginnt die Geschichte von Dayal, der zeitlebens für die Taten seines Vaters büßen muss, bis er die Flucht nach vorne wagt.

 

So ist auch der Comic nur der Auftakt eines Epos, das zwischen den Sternen weiter geführt werden dürfte und die Castaka zu denen gemacht hat, die sie als Meta-Barone geworden sind. Man erfährt nun, woher der strenge Kriegercodex eigentlich stammt und was die ersten der Sippe eigentlich geprägt hat. Dazu kehrt Jodorowski zu einem recht archaischen Planeten zurück, dessen Völker sehr stark an die Fürstentümer des feudalen Japan erinnern. Auch unter den Castaka und Amakura gibt es strenge Regeln für das Zusammenleben. Männer zählen nur als Krieger etwas und folgen einem strengen Ehrenkodex, der bei der Niederlage den Selbstmord von ihnen fordert. Frauen haben ihre Stimme nicht zu erheben und dürfen nur von ihrem eigenen Mann berührt werden. Entehrt sie ein anderer, müssen sie ebenfalls ihrer befleckten Existenz ein Leben setzen.

Zwar wird auch Dayal in diesen Sitten und Regeln erzogen, aber da er allein durch seine Herkunft ein Außenseiter ist und einen stillen Förderer hat, lernt er diesen zu durchbrechen, als seine Heimat zerstört wird, auch wenn es ihm schwer fällt.

Ganz so gesellschaftskritisch und bissig wie die frühen Bände von John Difool ist Dayal nicht mehr. Denn viele der hier angesprochenen Themen sind längst in anderen Geschichten ausgeschlachtet und zum Klischee erklärt worden. Natürlich bleibt Omezo bis zum Tod gegenüber dem Spross seiner Königin und seines Feindes bitter und rachsüchtig, wünscht sich auch am Ende noch dessen Tod. Auch die chauvinistische Kriegergesellschaft in der Frauen nur einen Zweck haben und sonst ja nicht in Erscheinung treten sollten, ist in der ein oder anderen Variante schon einmal verwendet worden.

Auffällig ist nur der kaltschnäuzige Zynismus, der sich durch den ganzen Comic zieht und immer wieder in den Bildern durchschimmert wie etwa die Seiten in denen Dayal zum Zuchtbullen verkommt und viele Kinder zeugen muss, um die Schuld seines Erzeugers zu sühnen. Aber wirklicher Biss ist da nicht mehr vorhanden.

Immerhin kann man den Band ohne Vorkenntnisse des Universums lesen. Dabei entgehen einem aber mit Sicherheit die vielen kleinen Andeutungen und Hinweise, die Jodorowski und Das Pastoras in der Handlung verteilt haben, um die Geschichte mit den bereits bestehenden Werken zu verbinden.

 

Daher ist „Dayal – Der erste Vorfahre“ vor allem für die Fans von „John Difool“ und Co. interessant, da der Comic dem Universum neue Facetten hinzu fügt und so manches begründen dürfte, was in den vorherigen Serien ungeklärt blieb. Zwar kann man den Band auch ohne entsprechende Vorkenntnisse der Welt lesen, aber dabei dürfte einiges an feinen Andeutungen verloren gehen.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240327212330b4d3a8b2
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Comic:

Dayal - Der erste Vorfahre

Reihe: Castaka - Vor den Metabaronen, Band 1

Autor: Alexandro Jodorowski

Künstler: Das Pastoras

Castaka Tome 1: Dayal - Le premier Ancétre, Frankreich 2007

Aus dem Französischen von Paul Derouet & Hartmut Becker

Ehapa Comic Collection, Köln, Mai 2008

Album mit 56 vollfarbigen Seiten

ISBN 978-3-7704-3194-6

Erhältlich bei Amazon

weitere Infos:


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Erstellt: 02.06.2008, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 10:42, 6618