De Bello Britannico (Quellenband)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

De Bello Britannico (Quellenband)

Reihe: Engel

Rezension von Christoph Fischer

 

„Wir wissen, Sie werden kommen. Wir wußten es schon immer.“

- Der Sommerkönig

 

 

Engel gegen Heiden. Schwerter gegen Kanonen. Zentrales Thema des vorliegenden Quellenbands De Bello Britannico ist der Krieg zwischen Angeliten und Britonen, wie er sich im Jahre des Herrn 2657 zu trägt. Neben diesem epochalen Ereignis beschreibt es das Land und die Leute auf den britannischen Inseln, welche sich seit der im Jahre 2210 ausgerufenen New Splendid Isolation (kurz NSI) vollkommen unabhängig vom Festland entwickelt haben. Doch “De Bello Britannico“ ist noch mehr. Es enthält das Ordensbuch des bis dahin nur kurz im Ordensbuch Michaleiten angesprochenen Orden der Sarieliten. Dieser Orden, welcher seit den Beschlüssen des Europakonzils seiner Existenzberechtigung beraubt und als zum Tode verurteilt galt, erlebt durch den Sturm auf die Heiden ein Wachstum, wie er seit Jahrhunderten nicht mehr innerhalb der heiligen Mauern des Campus Sarielitorum erlebt wurde. De Bello Britannico ist damit sowohl für Erzähler als auch für Spieler interessant. Doch wie bei allen Hintergrundsbücher muß man gerade als Spieler sehr aufpassen, welche Abschnitte man sich durchliest ohne Gefahr zu laufen sich des Spielspaßes zu berauben. Deswegen werde ich bei der folgenden Beschreibung der Kapitel auch immer kurz erwähnen, für wen dieses Kapitel bestimmt ist.

 

Das erste Kapitel Of Dru 'n Thanes - oder von den Kulturellen Unterschieden zwischen Britonen und Angeliten beschreibt auf 27 Seiten ausführlich den Kriegsschauplatz selbst. Dazu geht es auf die Kultur und die Besonderheiten des Lebens auf den Inseln ein, die zwar geographisch zu Europa gehören, sich aber durch die NSI vollkommen unbeeinflusst von den Lehren der Engelsgläubigen entwickelt haben. Im Zentrum dieser Abhandlung steht dabei die Religion und Klassensystem der Heiden. Besonders hervorzuheben sind dabei die Dru und die Thanes. Bei den Dru handelt es sich um weise Frauen, welche mit dem Geisterreich interagieren können, während die Thanes die weltlichen Herrscher darstellen.

Dieses Kapitel ist damit ausschließlich für Spieler auf Seiten der Britonen gedacht. Für die dem Schwingenkreuz folgende Spieler würde der Reiz, welcher von der Erkundung unbekannten Terrains und einer fremden Kultur ausgeht, erheblich geringer ausfallen, wenn sie bereits vor Antritt der Reise wissen was sie erwartet. Aber auch Britonen müssen ihre Neugierde gerade bei den Zusatzinformationen Die Hexerei der Dru im Zaum halten, der die zahlreichen bemerkenswerten Gegenstände im Besitz der Dru aus der Zeit davor kurz erklärt.

 

Die vier Herrschaftsgebiete der Heiden, die so genannten Terries England, Wales, Irland und Schottland, werden im zweiten Kapitel A rich 'n gryn Land – oder von den Terries der Britannischen Inseln vorgestellt. Es enthält Beschreibungen der Geographie, Wirtschaft, Politik, Bräuche und Kultur, sowie Sehenswürdigkeiten der unterschiedlichen Landstriche. Zudem werden die Folgen der Angelitischen Invasion und die damit einhergehenden einschneidenden Veränderungen für die Bevölkerung dargestellt. Eine praktische Zeitleiste der wichtigsten Ereignisse der Geschichte der Heiden rundet dieses Kapitel ab.

Das zweite Kapitel ist wieder nur für britonnische Spielercharaktere gedacht. Es verlangt aber von diesen beim Lesen etwas Disziplin, so dass sie sich nicht auch gleich die Abschnitte mit den Folgen der Angelitischen Invasion durchlesen. Der dort geschilderte Invasionsverlauf würde sonst die Spannung des Sturms auf die Heiden schmälern, da dessen Ausgang dann bereits von vornherein bekannt ist. Doch gerade Erzählern ermöglicht diese Gegenüberstellung von der Zeit vor, während und nach der Invasion Chroniken in der NSI zu entwickeln, die nicht nur ab Landung der Terra Nova spielen. Sowohl für angelitische Spione als auch für treue Diener der Dru und Thanes gibt es vor Kriegsbeginn viele Abenteuer zu erleben.

 

Auch im 27. Jahrhundert gibt es eine bittere Wahrheit: Die Geschichte der Menschheit wird maßgeblich von gewaltsam ausgetragenen Konflikten bestimmt. Den genauen Verlauf des größten Konflikt der Angelitischer Kirche seit dem Ketzerkrieg schildert das dritte Kapitel Of War 'n Might – oder von der blutigen Wallfahrt der Angeliten zu den Britannischen Inseln. Angefangen von den Auslösern des Konflikts über die schockierenden Gräueltaten beider Seiten bis hin zu den entscheidenden Schlachten, die über das weitere Schicksal Europas bestimmten, stellt der detaillierte Abriss des Krieges mit 32 Seiten das Herzstück von De Bello Britannico dar. Zudem enthält es eine nähere Betrachtung der angelitischen Kriegsführung. Dazu beschreibt es die gebräuchlichen Taktiken der Streiter des Herrn, ihre Stärken als auch ihre Schwächen.

Ab diesen Kapitel sind die darin enthaltenen Informationen nur noch für den Erzähler gedacht. Für diesen enthält es aber wirklich viele Abenteuerideen, wie er seine Gruppe auf beiden Seiten in die Schlacht werfen kann. Richtig gut an diesem Kapitel ist, dass keine Seite wirklich böse oder gut dargestellt wird. Ob Verteidiger oder Angreifer, jede der Gruppierungen sieht das Recht auf seiner Seite und lassen sich zu Taten hinreißen, welche die Spieler in Gewissenskonflikte bringen sollte.

 

Kapitel vier Angels 'n Spies – oder von den schwingenlosen Engeln, ihrer Geschichte und ihrer Bestimmung stellt ein eigenständiges Buch im Quellenband dar. Es enthüllt ganz im Stil der Ordensbücher nicht nur die Geheimnisse der Sarieliten, sondern beleuchtet auch Vergangenheit und Zukunft dieses Ordens, der von seinen kircheninternen Gegnern sträflich unterschätzt wird.

Durch dieses Kapitel werden nun auch die Sarieliten zu möglichen Spielercharakteren. Die neue Ausrichtung des gefallenen Ordens weg von in himmlischen Klängen verhafteten Chören hin zu tief im Feindesland operierenden Spionen bietet die Möglichkeit neuer interessanter und spannender Abenteuer. Durch ihre oft im verbogenen ablaufenden Aufträge und der Tatsache, dass die Sarieliten keine Schwingen besitzen, ist eine ungezwungenere Interaktion dieser mit der einfachen Bevölkerung viel wahrscheinlicher. Dadurch ist es auch als Engel möglich Land und Leute viel intensiver zu erfahren. Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, das diese neue Charakterklasse zu bloßen Übermenschen verkommt, wie sie sich gerade Powergamer wünschen.

 

Obgleich man bei einem so monumentalen Geschehen wie dem Britannischen Krieg leicht den Eindruck gewinnen könnte, diese Entwicklung sei von persönlichen Einzelschicksalen völlig losgelöst, ist das genaue Gegenteil der Fall. Dieser Krieg wird letztendlich von Individuen vorbereitet, ausgelöst und geführt. Diesen Personen ist das Kapitel fünf People of Interest – oder von Tätern und Opfern, Verrätern und Verratenen gewidmet. Hier findet der Erzähler eine breite Auswahl von Charakteren aus beiden Lagern, die eine größere oder kleinere Rolle im Sturm auf die Inseln spielen, sowie wichtige Personen des Ordens Sariels. Auf Seiten der Strategen der Invasion wird unter anderen der Debellator Franz von Kassel, der bis zu seinem Tod das Herr der Angeliten anführt, vorgestellt. Unter die Herren der Ketzer werden die Geheimnisse des Sommerkönigs und die Winterkönigin gelüftet. Weiterhin werden die Ordensführer der Sarieliten, Ab Orpheo und sein ärgster Widersacher, der Ordensprälat Massimo di Terni, vorgestellt. Insgesamt finden sich in diesem Kapitel die ausführlichen Beschreibung von 22 Personen, welche jeweils die persönliche Geschichte, das Aussehen und das Wesen, sowie die entsprechenden D20-Werte umfassen.

 

Der Appendix Alternative Regeln enthält Informationen zur Umsetzung des Britannien-Feldzuges unter Verwendung des D20-Systems. So werden die verschiedenen Talente, welche die Besonderheiten der Britonen widerspiegeln, sowie die neue Prestigeklasse Dru eingeführt. Weiterhin wird die neue Klasse der Sarieliten samt ihrer Mächte vorgestellt.

Einige der angegebenen Regelungen und Spielhilfen sollten sich aber auch ohne größeren Aufwand für das Arkanasystem adaptieren lassen.

 

Das De Bello Britannico eine bis dahin unbekannte und vollkommen andere Gesellschaft wie die der Engelsgläubigen vorstellt, schlägt sich auch im Aussehen des Quellenbandes nieder. Vorherrschendes grafisches Element sind nun keltische Muster. Sonst entspricht es im Aufbau und Layout dem bekannt guten Aussehen der bisher erschienen Engel-Publikationen: Wieder leiten zweiseitige Kurzgeschichte stimmig zum folgenden Kapitel hin und tolle Illustrationen von Eva Widermann und Annelie Kretzschmar laden zum verweilen ein. Weiterhin gibt es zwei Karten von England mit den wichtigsten Städten und Schauplätzen.

Leider haben sich auch ein paar Fehler gerade in der Einleitung eingeschlichen. Dort wiederholt sich beispielsweise die Kapitelnummer vier. Außerdem trägt der Appendix im Inhaltverzeichnis den Titel „Machinery“, während später von „Alternativen Regeln“ die Sprache ist.

 

Fazit:

De Bello Britannico stellt eigentlich zwei Bücher dar: Zum einem ist es ein Regionalband über die britannischen Inseln mit Beschreibung des Verlauf des angelitischen Eroberungsfeldzug. Zum anderen enthält es das Ordensbuch des gefallenen Ordens der Sarieliten. Es richtet sich damit sowohl an Erzähler als auch an Spieler, die vor, während oder nach dem Sturm auf die Inseln spielen wollen. Gerade für den Erzähler liefert es neben ausführlichen Beschreibungen von Land und Leute auch einige Abenteuerideen. Im großen und ganzen stellt es damit ein für Engel-Fans wirklich zu empfehlendes Quellenband dar. Einziger Wermutstropfen ist, dass es entgegen den regulären Ordensbüchern keine Risszeichnung des Hauptbaus der Sarieliten, dem Campus Sarielitorum, enthält. Solch eine Zeichnung hätte dem Orden wirklich gut getan.

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042505390228387629
Platzhalter

De Bello Britannico (Quellenband)

System: Engel

Autoren: Ole Johan Christiansen und Thomas Plischke

Gebundene Ausgabe

150 Seiten

Verlag: Feder&Schwert

Erschienen: April 2006

ISBN: 3-937255-58-3

Erhältlich bei: Amazon

 


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 03.07.2006, zuletzt aktualisiert: 26.01.2015 04:16, 2499