Rezension von Cronn
Als sich die Tür der Schleuse schließt, ertönt ein Zischen und eine Warnlampe leuchtet rot auf. Eine Stimme weist mich darauf hin, dass in der Zugangsstation zum Mondlift keine Sauerstoffatmosphäre mehr existiert.
»Na super«, denke ich. »Jetzt muss ich mir auf dieser spektakulären Rettungsmission auch noch den Sauerstoff selbst zusammenklauben!«
Die Tür zur Station öffnet sich und sofort schwebt mir ein Klumpen Wäsche entgegen, gefolgt von einer Sauerstoffflasche, die ich mir sogleich unter den Nagel reiße, während ein Timer unbarmherzig auf meinem HUD die Zeit anzeigt, wie lange ich noch Atemluft besitze.
2:00 Minuten.
Und es wird weniger.
Ich schwebe hinüber zur Powerstation, aber dort fehlen zwei große Akku-Batterien. Sobald ich diese gefunden habe, wird sich auch der Stress mit dem Sauerstoff legen: Die Batterien befeuern das Life-Support-System der Raumstation.
Nun wende ich mich nach links und gleite schwerelos in einen Nebenraum. Dort ist ein Schrank zu sehen, den ich öffne.
1:00.
Darin finde ich eine Sauerstoffflasche. Gottseidank.
1:30.
In einem weiteren Schrank entdecke ich eine Sauerstoffflasche. Ich schnappe sie mir, fliege zurück und setze sie in der Power-Station ein. Jetzt fehlt mir nur noch eine. Aber wo kann sie sein?
Die Zeit wird knapp. Ich schwebe hinüber zur rechten Seite. Weitere Sauerstoffflaschen liegen in einer Kiste. Wie ein Opiumsüchtiger schnappe ich sie mir.
2:30.
Ich sehe mich um, kreisele wie ein Kinderspielzeug um die Achse, während ich versuche alle Ecken der Raumstation nach der fehlenden Akku-Batterie abzusuchen.
1:00.
Jetzt wird es hektisch. Ich fliege zurück in Richtung meiner angedockten Rakete. Und da habe ich eine blitzartige Eingebung …
Deliver Us The Moon ist ein Game, das vom niederländischen Entwickler Keoken Interactive hergestellt wurde und ab dem 10. Oktober erhältlich ist. Wir konnten eine Probeversion vorab spielen und – spoilerfrei – darüber berichten.
Was ist »Deliver Us The Moon« und für wen eignet sich das Game, das auch für die Konsolen erscheint?
Hintergrund:
»Deliver Us The Moon« erzählt die Geschichte einer Rettungsmission. In der näheren Zukunft sind die Ressourcen der Erde aufgebraucht. Auf dem Mond allerdings fand man Helium 2, ein Isotop, das die Energieprobleme der Menschheit lösen könnte.
Man errichtete eine Raumbasis, welche per Satelliten-Link die Energie von Helium 3 zur Erde brachte. Doch plötzlich brach der Kontakt ab und niemand auf dem Mond reagierte mehr auf die Funksprüche der Erde.
Der Spieler schlüpft in die Rolle des letzten Astronauten, der zum Mond hochgeschickt wird, um eine Rettungsmission durchzuführen und vor allem eine Frage zu klären: Was genau ist dort oben geschehen?
Die Story von »Deliver Us The Moon« ist sehr gelungen. Sie wird durch Funksprüche erzählt, man kann sie durch Emails auf Rechnern zusammenreimen und auch per Hologrammen, welche ähnlich wie beim Klassiker System Shock 2 im Spiel verteilt sind und die ehemaligen Mondbewohner in Aktion zeigen. Das macht »Deliver Us The Moon« sehr gut und als Spieler hat man stets das Gefühl, an bedeutenden Entdeckungen teilzuhaben. Der Mystery-Anteil ist hierbei hoch, wobei es keine esoterischen oder übernatürlichen Elemente gibt. »Deliver Us The Moon« erweist sich als ein spekulativer, aber immer mit einem Bein auf dem Boden der Wissenschaft stehender SF-Thriller.
Gameplay:
Der Spieler ist in verschiedenen Perspektiven unterwegs. Mal sieht man aus den Augen der Hauptfigur, mal schaut man von hinten zu. Die Aufgaben, die es zu bewältigen gibt, ergeben sich organisch aus der Mission. Mal muss man eine Rakete starten, wozu in passender Reihenfolge die richtigen Knöpfe gedrückt werden müssen. Dann gilt es unter Zeitdruck einen luftleeren Raum zu durchqueren und mit einem Lasercutter die Barrieren zu durchtrennen. Ab und an gibt es die auch von anderen Adventures bekannten Türcode-Suchereien, welche allerdings nicht zu nervig ausfallen. Manchmal spielt man auch einen kleinen Roboter namens ASE, der dort eingesetzt wird, wo der Astronaut nicht hingelangt.
All diese Aufgaben sind nicht allzu schwierig, sodass man nicht aus dem Spielfluss gerissen wird, aber dennoch so fordernd, dass man von einem Gameplay sprechen kann und nicht von einem Walking-Simulator.
Grafik und Sound:
»Deliver Us The Moon« sieht sehr gut aus. Gerade als Indie-Titel ist das Game als sehr gelungen anzusehen. Knackscharfe Texturen, passende Partikel-Effekte an vielen Stellen und eine atmosphärische Beleuchtung.
Auch der Sound macht eine erstklassige Figur. Die Musik besteht aus atmosphärischen Klängen, die nicht aufdringlich sind. Dazu kommen permanent unterlegte Atmo-Sounds, welche unterschwellig die Andersartigkeit der Situation unterstreichen.
Fazit:
»Deliver Us The Moon« ist ein sehr gelungenes Action-Adventure mit einem hohen Anteil an Storyelementen. Stück für Stück wird der Spieler in die geheimnisvollen Vorgänge einbezogen, erfährt auf diese Weise peu a peu die Wahrheit hinter dem Verbindungsabbruch und die wahre Hintergründe. Somit ist »Deliver Us The Moon« ein wahres Kleinod für alle, die Hard-SF und Mystery lieben. Eine klare Kaufempfehlung!
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