Der abtrünnige Drache (Autorin: Irene Radford; Die Historie des Drachen-Nimbus, Bd. 3)
 
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Der abtrünnige Drache von Irene Radford

Reihe: Die Historie des Drachen-Nimbus Bd.3

Rezension von Christel Scheja

 

Mit „Drachen“ verbinden die meisten im allgemeinen Welten, die durch und durch archaisch und voller Magie und anderer mystischer Mächte sind. Gerade heute wird dieses Bild durch immer neue Abenteuer-Geschichten aus Rollenspiel-Welten geschürt. Um so erstaunter dürfte da mancher sein, wenn er plötzlich etwas ganz anderes in den Romanen und Erzählungen findet, das nicht dort hin zu gehören scheint.

Die Romane aus der Welt des „Drachen Nimbus“ waren schon immer für eine Überraschung gut. Erzählten die Bände der ersten Tetralogie noch von den Magiern, die miterleben mussten, wie all das schwand, was sie über Jahrhunderte schützten, so beschreibt die „Historie des Drachen-Nimbus“ den Aufbau derselben und pflanzt die Wurzeln für spätere Bedrohungen, obwohl man noch mit eigenen Problemen zu kämpfen hat.

Verbindendes Element zwischen beiden Zyklen ist die Drachin Shayla, aber ansonsten ist vieles anders, als man gewohnt ist. Das kommt vor allem in „Der abtrünnige Drache“ zum Vorschein.

 

Was bisher nur angedeutet wurde, wird nun deutlich ausgesprochen. Coronnan ist nur Teil einer viel größeren Welt und wird zudem noch von Menschen besucht, die von ganz anderen Sternen stammen. Cardia Hodos ist die einzige Welt, auf der das Heilmittel für eine Seuche wächst, die immer wieder die bewohnten Welten der Galaxis heimsucht und mit jeder Generation mutiert. Es ist die Tambootie - späteren Generationen auch als magische Pflanze bekannt, die einerseits Gaben blockt, andererseits aber auch verstärken kann und für die Drachen lebensnotwendig ist Dementsprechend ist der Raumfahrer Kinsell nicht gewillt, diese Welt so einfach aufzugeben und will die Vorkommnisse entsprechend ausbeuten. So kann er sich gewiss sein, dass ihn große Ehrungen erwarten-

Allerdings hat sich seine Tochter Maarie Kathliin dazu entschieden, mit der eigenen Familie zu brechen und sich mit den Eingeborenen zu verbünden. Sie ist sogar die Gemahlin des barbarischen Königs Quinnault geworden und hat ihm eine Tochter geboren. Dann teilt sie eine enge Freundschaft mit dem ehemaligen Magier Nimbulan und seiner Frau, ein einst eine Drachin war. Anders als Kinsell und seine Söhne ist sie bereit, an Magie und Drachen zu glauben und nicht nur an intelligente Echsen und unterschiedliche Psi-Kräfte.

Aber auch die junge Frau kann nicht verhindern, dass der Thron ihres Mannes erneut durch innere und äußere Gegenspieler in Gefahr gerät. Ihr bleibt nichts anderes, als an mehreren Fronden zu kämpfen - zum einen muss sie Vater und Brüder im Auge behalten, die nur am Tambootie interessiert sind, und sich zum anderen gegen konservative Kräfte innerhalb der Bevölkerung zur Wehr setzen, die nicht mehr länger eine Fremde als Königin sehen wollen. Vor allem unter den Magiern ist einer, der sie los werden und alles fremde Wissen vernichten will.

 

 

Wer glaubt, reine Fantasy vor sich zu haben wird schon auf den ersten Seiten merken, dass dem nicht so ist. Wie etwa in den frühen „Drachenreiter von Pern“-Romanen spielen Science Fiction Elemente mit hinein, wenn auch Technologie nur verhalten eingesetzt wird. Aber die benutzten Termini sind typisch für die Science Fantasy. Deutlich kommen auch die Vorurteile von Raumfahrern wie Kinsell gegenüber dem „Hinterwäldler“-Planeten zum Tragen. Er blickt ein wenig mit Verachtung auf die Barbaren hinunter, bis er seine Meinung zum Ende hin doch ein wenig ändern muss, auch wenn seine Tochter ihn immer noch nicht ganz von Magie und Drachen überzeugen kann. Aber sie trägt auch nicht so dick auf, das die Mischung wieder unglaubwürdig wirkt.

Gewohnt lebendig erzählt Irene Radford aus der Sicht der Charaktere und erfüllt sie durch kleine Alltäglichkeiten mit Leben, nimmt sich Zeit ihre Wahrnehmung und Gefühle darzustellen. Dabei kommt sie weitestgehend ohne Kämpfe und Gewalt aus, denn die Bedrohungen sind überwiegend eher geistig-magischer Natur und letztendlich viel heimtückischer als pure Brutalität. Das ganze wird mit ein wenig Abenteuer und Melodrama garniert. Heraus kommt ein Roman, der vor allem durch die sympathischen Figuren und den interessanten Hintergrund punkten kann. Allerdings sollte man schon die anderen Bände des Zyklus kennen, um wirklich alles verstehen zu können,

 

„Der Abtrünnige Drache“ bietet ein spannendes Abenteuer vor exotischer Kulisse und durchbricht dabei bewusst die Genregrenzen zwischen Fantasy und Science Fiction. Nur wer damit keine Probleme hat und zudem eine hintergründige, wenn auch nicht unbedingt an Action reiche Handlung schätzt, wird mit dem Buch wirklich zufrieden sein, denn es lebt mehr durch den Hintergrund und die Figuren als durch vordergründiges Abenteuer.

 

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Buch:

Der abtrünnige Drache

Reihe: Die Historie des Drachen-Nimbus, Bd. 3

Autorin: Irene Radford

broschiert, 542 Seiten

Bastei-Lübbe, erschienen März 2008

ISBN 978-3-404-20589-9

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Edda Petri

Titelbild von Todd Lockwood

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 25.03.2008, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 6127