Der achtarmige Tod (Autor: Wolfgang Hohlbein; Hexer-Zyklus)
 
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Der achtarmige Tod von Wolfgang Hohlbein

Reihe: Hexer-Zyklus

Rezension von Ingo Gatzer

 

Wolfgang Hohlbein ist einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller überhaupt und hat sich besonders auf die Genres Horror, Fantasy und Phantastik spezialisiert. Seine Hexer-Serie, zu der auch "Der achtarmige Tod" gehört, kam zunächst als Horror-Romanheftreihe heraus, wurde dann aber wegen des großen Erfolgs in Buchform veröffentlicht. Das zu rezensierende Buch enthält die Romane "Der achtarmige Tod", "Die Hand des Dämons" und "Ein Gigant erwacht" und bildet in der Neuauflage der Hexer-Reihe als "Director´s Cut" den vierten Band. Held dieser Serie ist der Hexer Robert Craven, der mit seinen Freunden im späten 19. Jahrhundert gegen uralte Götter und finstere Magier kämpft, welche die Menschheit bedrohen.

 

Der erste Roman - wie das ganze Buch mit "Der achtarmige Tod" betitelt - stellt zugleich Höhepunkt und Abschluss des sogenannten Dagon- oder Krakatau-Zyklus dar. Robert Craven, der durch ein magisches Tor auf die Vulkaninsel Krakatau und zwei Jahre in die Vergangenheit gelangt war, befindet sich in mehrfacher Hinsicht in großer Gefahr. Erstens wird die gesamte Inselbevölkerung durch den sich abzeichnenden Ausbruch des Vulkans bedroht. Zweitens stellt sich heraus, dass seine Feinde versuchen, mächtige Dämonen, die "Thul Saduun", auf Krakatau zu beschwören. Mit Hilfe seines Freundes Shannon kämpft er einen scheinbar aussichtslosen Kampf. Gut, dass er Schützenhilfe durch weitere Zeitreisende erhält: Seine Freunde H. P. Lovecraft und Rowlf sowie den legendären Kapitän Nemo mit seinem Unterseebot Nautilus.

 

Nicht umsonst gilt "Der achtarmige Tod" unter Fans der Hexer-Saga als eines der Highlights. Hohlbein schafft es durch eine Reihe von überraschenden Wendungen fast durchgängig die Spannung und das Tempo auf einem hohen Niveau zu halten. Dazu wechselt er immer wieder an den spannendsten Stellen in einer Art "Cliffhanger-Technik" zwischen den Erzählsträngen. Die Horror- und Ekeleffekte können fast durchweg überzeugen, lassen natürlich den Einfluss von H. P. Lovecraft erkennen, sind aber manchmal auch von leiser selbstironischen Tönen durchzogen. Bemängeln könnte man einige logische Inkonsistenzen des Buches. Beispielsweise schrecken Nemo und Lovecraft davor zurück die Vergangenheit zu ändern, um Robert Cravens Vater vor dem Tod zu retten, weil durch die Veränderung des Zeitgefüges die ganze Welt in Gefahr geraten würde. Gleichzeitig wird aber geplant die Vergangenheit zu ändern, indem Bewohner von Krakatau vor dem Vulkanausbruch gerettet werden sollen. Trotzdem stellt dieser erste Roman sicherlich den Höhepunkt des Buches dar.

 

Nicht ganz so gut gelungen und fast so etwas wie Etikettenschwindel ist "Die Hand des Dämons". Dieser Roman stammt nämlich größtenteils von Frank Rehfeld und wurde lediglich von Wolfgang Hohlbein überarbeitet. Eigentlich will Robert Craven nur der Arcenborough Textile Corporation - eine der Fabriken, die er von seinem Vater geerbt hat - einen Besuch abstatten. Aber schon bald muss er sich eines schrecklichen Ableger der Großen Alten, jener uralten Götter, welche die Erde bedrohen, von Angesicht zu Angesicht erwehren und es scheint keinen Ausweg für ihn zu geben.

 

Frank Rehfeld gelingt es nicht das hohe Niveau von Spannung und Tempo aufrecht zu halten. Seine Beschreibungen der Schreckenskreaturen und des durch sie verursachten Grauens wirken zudem manchmal etwas hölzern und formelhaft. Zwar hat er einige gute Ideen, schöpft sie aber nicht immer konsequent aus. Gerade wegen einiger Längen, ist dieses der schwächste der drei Romane.

 

Überzeugender fällt "Ein Gigant erwacht" aus, der aber auch nicht vollständig aus der Feder von Wolfgang Hohlbein, sondern teilweise von Michael Schönenbröcher stammt. Robert Craven flieht in illusterer Gesellschaft - zusammen mit den Westernlegenden Bufallo Bill Cody, Annie Oakley und Sitting Bull - vor dem Falschspieler und Gangsterboss Ralph Teagarden und seiner Bande in eine lebensfeindliche Wüste. Gehetzt von Gangstern, Indianern und einer schrecklichen Kreatur, entkommen sie in den mythenbeladenen "Berg der weißen Götter". Befindet sich hier die Drachenburg von Robert Cravens Erzfeind Necron? Und was für Geheimnisse umgeben den legendären Sitting Bull? Am Ende kommt es zu einem Wiedersehen mit seinem berüchtigten Gegenspieler General Custer.

 

Die Stärke des Romans liegt besonders in der Handlungsfülle und im furiosen Finale. Falls man aber schon historische Figuren in die Handlung einbaut, sollten sie wenigstens realistisch gestaltet sein. Das ist bei einem General Custer, der einige Strapazen auf sich nimmt, um am Wochenbett seiner indianischen Geliebten auszuharren, wohl kaum gegeben. Und das eine Indianerin sich unsterblich in den Schlächter ihres Volkes verliebt, ist auch nur sehr schwer nachzuvollziehen. Dafür entschädigt die abwechslungsreich gestaltete Story. Insgesamt nicht so überzeugend wie der Auftakt, aber ein versöhnlicher Ausklang.

 

Das Besondere an Wolfgang Hohlbeins Hexer-Zyklus ist, dass er sein Werk konsequent mit der Fiktion anderer Autoren, realen Ereignissen und historischen Figuren verbindet. So übernimmt er nicht nur Teile von H. P. Lovecrafts Mythologie wie die "Großen Alten", sondern lässt Lovecraft selbst als Protagonist in seinem Hexerzyklus auftreten und integriert die Legenden des Wilden Westens: Bufallo Bill und Sitting Bull, sowie den von Jules Verne geschaffenen Kapitän Nemo in sein Werk. Im ersten Roman verwendet er zudem geschickt den realen Ausbruch des Krakatau von 1883 als Szenario für seine Story. Trotzdem kann das Buch nicht halten, was auf dem Buchrücken versprochen wird: "Der berühmte Hexer-Zyklus, wie Sie ihn bislang nicht kennen! Komplett und in chronologischer Reihenfolge erzählt, mit vielen Hintergrundinformationen des Autors." Die "vielen Hintergrundinformationen" stammen ausschließlich von Frank Rehberg, beschränken sich auf die Vorworte zu den einzelnen Romanen und umfassen zusammen nicht einmal sieben Seiten. Wenn man z. B. den Text des ersten Romans "Der achtarmige Tod" mit entsprechenden Passagen aus "Der Hexer von Salem - Buch 3: Der Dagon-Zyklus" vergleicht, wird man kaum auf Veränderungen stoßen.

 

Insgesamt ist der Hexer-Zyklus für Horror- und Fantasy-Fans eine interessante Alternative, stellenweise mit einen etwas "trashigen" Charme. Neulinge sollten sich aber zunächst einmal in den ersten Band des Hexerzyklus einlesen, wobei die neue "Director´s Cut"-Auflage im Vergleich zu früheren Ausgaben wenig Mehrwert aufweist. Es finden sich im Gegenteil sogar Fehler, etwa wenn auf dem Text des Buchrückens von Robert Cravens "Freundin Shannon" die Rede ist. Gut, Craven ist ein Hexer, aber mit Geschlechtsumwandlungen befasst er sich nicht...

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20241014044358c57c2481
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Der achtarmige Tod

Reihe: Hexer-Zyklus

Autor: Wolfgang Hohlbein

Broschiert: 718 Seiten

Verlag: Lübbe; Auflage: 1 (November 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3404285077

ISBN-13: 978-3404285075

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 20.12.2007, zuletzt aktualisiert: 25.09.2024 15:58, 5529