Der König ist tot, sein Leibwächter geflohen. Daran, dass er der Täter ist, besteht kein Zweifel. Das ganze Königreich ist auf der Suche, und die Spuren führen in die verrufensten Gegenden – und in die Vergangenheit.
Der mit diesem Buch startende Fantasy-Mehrteiler von René Lehmann führt die Leser Genre-typisch in eine früh-neuzeitliche Fantasy-Welt. Im Zentrum der Handlung steht Orin Schwarzmähne, Leibwächter und Mörder des Königs. Während die Witwe und der Thronfolger alles in die Wege leiten, ihn aufzuspüren, stellt sich zunehmend die Frage nach dem Motiv, denn Orin stand dem König sehr nah.
Während dieser Haupthandlungsstrang nur recht gemächlich voranschreitet, besteht der überwiegende Teil der Handlung aus Rückblenden, die die Geschichte des Protagonisten erzählen, seit er als Teil einer Kinder-Gang nur mit größter Not das Nötigste fürs Überleben auftreiben konnte. Die Zusammenhänge werden erst ganz am Ende dieses Bandes greifbar. Über große Strecken kommt der Leser sogar ins Zweifeln, ob das Genre Fantasy überhaupt passt. Magie oder Fantasy-Wesen tauchen nämlich nur in den Erzählungen eines Geschichtenerzählers auf. Alles wirkt eher wie ein Sozialdrama in einer historischen Welt. Erst unmittelbar vor dem Finale des Bandes kommen magische Elemente ins Spiel – die für die Auflösung natürlich eine tragende Rolle spielen. Für die Fortsetzung(en) ist allerdings zu erwarten, dass der Magie ein erheblich größerer Rahmen zufällt. Sollte(n) diese das Niveau halten können, könnte Kargstein durchaus das Potenzial zu einem Klassiker entwickeln.
Der Autor wechselt rasch zwischen den Charakteren und Handlungszeiten, sodass der eigentliche Protagonist nur mit Abständen im unmittelbaren Fokus steht. Bei den Rückblicken wäre es allerdings vorteilhaft, wenn jeweils die Zeit relativ zur aktuellen Handlungszeit erwähnt würde. Das würde dem Leser das Zusammensetzen des Puzzles erleichtern.