Der Blumenkrieg von Tad Williams
Rezension von Christoph Weidler
Theo Vilmas, ein dreizigjähriger abgehalfterter Musiker, hängt immer noch mit einer Band in der Garage herum und hält sich mehr oder weniger gerade so über Wasser. Er ist zwar ein begnadeter Sänger, doch der große Durchbruch ließ bisher auf sich warten und auch sonst bekommt der Nichts in seinem Leben auf die Reihe. Als seine Freundin das gemeinsame Kind verliert und sie sich dann noch im Anschluß von ihm trennt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Doch ein Unglück kommt selten alleine, Theo erfährt das seine Mutter totkrank ist. Nach ihrem Tod hat Theo sämtliche Perspektiven verloren, verkauft das Haus seiner Mutter, und zieht sich in die Abgeschiedenheit zurück.
In Elfien, einer Parallelwelt zu der uns bekannten Menschenwelt, braut sich inzwischen ein Krieg zwischen den sechs Herrscherfamilien, den Blumen, an. Fürst Nieswurz beauftragt den "Beseitiger" eine Person aus der Menschenwelt zu entführen und zu ihm zu bringen: Theo Vilmos.
Ein zombiehaftes Wesen macht sich auf den Weg und dringt in die Hütte von Theo ein. Verzweifelt aber ohne Erfolg versucht Theo zu entkommen als plötzlich ein kleines zehn Zentimeter großes fliegendes Wesen auftaucht und ihn im Kampf gegen das Monster zur Seite steht. Beide fliehen durch ein magisches Tor und landen in Elfien, einer modernen Welt voller phantastischer Wesen und magischen Einflüssen. Theo ist gerettet, aber für wie lange? Zwar konnte er vorläufig dem Monster entkommen, doch dafür ist er mitten in den bevorstehenden Krieg zwischen den Herrscherfamilien von Elfien gelandet. Ein Trog voller Intrigen, Gefahren und politischer Verwicklungen. Alle Parteien versuchen Theo entweder auf ihre Seite zu ziehen, zu vernichten oder seiner habhaft zu werden und er weiß nicht warum. Doch nach und nach klärt sich das Geheimnis und Theos Welt wird in den Grundfesten erschüttert.
Wenn man den Blumenkrieg liest, sollte man sich als Leser an erster Stelle absolut von dem allgemein üblichen Bild von Elfen und deren Welt trennen. Tad Williams bietet den Lesern eine Elfenwelt, welche unserer realen Welt so nahe ist wie noch nie zuvor. Industrialisierung, Energieprobleme, Umweltverschmutzung und politische Intrigen bestimmen diese phantastische Umgebung. Doch Tad Williams bringt dem Leser diese seine Welt so überzeugend und liebevoll dargestellt rüber, dass man einfach nur noch eintaucht und gefühlsmäßig dort regelrecht versinkt. Die Charaktere sind ebenso wie die Handlungsorte grandios dargestellt und der Leser wird langsam aber intensiv immer tiefer an die Protagonisten herangeführt und man taucht dank des wunderbaren Stils und dargestellten Tiefe des Autoren in die Figuren, mit denen man schon bald seine innige Verbundenheit gefunden hat, ein. Ob es der an sich zweifelnde Theo, die Fee Apfelgries mit ihrem ewig lockeren Mundwerk oder Wuchel dem Quarz, alle wissen eindeutig als Figuren in ihrem Sein und Tun zu überzeugen.
Im Gegensatz zu Tad Williams Otherland- und Drachenbeinthron-Saga, ist "Der Blumenkrieg" sehr gradlinig angelegt. Tad Williams konzentriert sich hier klar auf einen Handlungsstrang, welchen er dafür aber sehr internsiv darstellt, und mischt nicht mehrere Handlungsstränge zu einem gemeinsamen Showdown. Dadurch wird der Roman oft leicht vorsehbar und die ersten einhundert Seiten muß man erst erlesen, zumal sie sich primär mit den emotionalen und gesellschaftlichen Hintergrund des Hauptprotagonisten Theo Vilmos befassen, was aber aus meiner Sicht zur Einstimmung und als Basis für den Roman sehr wichtig und auch gut gelungen ist.
Tad Williams "Der Blumenkrieg" ist ein sehr gelungendes Werk voller Spannung und liebevoll dargestellten phantastischen Figuren und Welt mit vielen Seitenblicken auf unsere reale Welt. Dieses neue Werk von Tad Williams ist nach dem Lesen sofort auf meiner persönlichen Liste der TopTen der Fantasyliteratur gelandet.
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