Der Blutritter (Autor: Greg Keyes; Die verlorenen Reiche 3)
 
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Der Blutritter von Greg Keyes

Reihe: Die verlorenen Reiche, Bd. 3

Rezension von Christel Scheja

 

Seit einigen Jahren, einhergehend mit der Renaissance der High Fantasy durch die Herr der Ringe Filme, zeichnet sich ein neuer Trend innerhalb des Genres ab: epische Zyklen vermischen höfische Intrigen und all zu menschliches Gebaren mit einer Bedrohung, die im Hintergrund lauert und am Ende die streitenden Parteien vielleicht dazu zwingt, zusammen zu arbeiten. Das deutet sich auch in Greg Keyes noch nicht abgeschlossenem vierteiligem Zyklus um „Die verlorenen Reiche“ an.

 

Vor langer Zeit waren die Menschen durch die Skasloi versklavt, Unter der mutigen Königin Vergenia gelang es, diese zu stürzen und zu vertreiben. Doch etwas blieb zurück. Nur noch Legenden berichten von dem „Dornenkönig“, der auf den geeigneten Zeitpunkt wartet, um bittere Rache zu nehmen. Eine fast vergessene Prophezeiung besagt, dass es keine Königin geben darf, wenn er erwacht, sonst ist der Untergang der Menschen sicher.

Leider gibt es inzwischen Anzeichen, das dieser Tag nahe ist, denn im Königswald gehen seltsame Dinge vor sich und Monster überfallen unschuldige Leute. Deshalb ist die Kirche gar nicht glücklich, als der regierende König plant, eine seiner Töchter als Nachfolgerin zu bestimmen, da seine Söhne alle nichts taugen. Deshalb greifen sie nicht ein, als Robert Dare seinen Bruder stürzt und bis auf Königin Muriele und die in einem Konvent weilende Prinzessin Anne alle anderen Mitglieder der Königsfamilie umbringt.

Auch das Mädchen soll sterben, aber die wilde und kämpferische Prinzessin entkommt im letzten Moment und sammelt an einem versteckten Ort ihre Getreuen um sich, um den Kampf gegen den Thronräuber aufzunehmen. Von der viel größeren Gefahr, die auf die Menschen lauert, weiß sie noch nichts. Statt dessen beschwört sie alte und vergessene magische Kräfte herauf, die ihr und ihren Gefährten nicht nur das Leben, sondern auch das Leben kosten könnten, wenn sie einen Fehler begeht. Das weiß vor allem der Ritter Neil, der schon einmal die Liebe seines Lebens verloren hat...

Indes bekommen der Waldhüter Aspar und der Mönch Stephen um so mehr von den geheimnisvollen Geschehen im Hintergrund mit. Sie müssen eine verschlagene Hexe finden um Aspars Geliebte Winna zu retten, die von einer abscheulichen Kreatur vergiftet wurde und nun dahin siecht. Dabei machen sie schreckliche Entdeckungen...

Doch auch Robert Dare ruht nicht. Er plant seine Schwägerin Muriele zu ehelichen, um seinen Anspruch auf den Thron zu festigen und lässt Anne erbittert jagen. Und vielleicht ist ein in Ungnade gefallener Musiker sein Schlüssel zum Sieg, hat dieser doch eine uralte Musik von großer Macht entdeckt, die er vielleicht gegen seine Nichte und deren Magie einsetzen kann...

 

Greg Keyes holt in seinem Vierteiler weit aus und beschreibt auf mehreren Handlungsebenen nicht nur den Kampf von Anne gegen ihren Onkel Robert, sondern auch die Folgen, die das nahende Erwachen des „Dornenkönigs“ hat.

Liefen die Geschichte um den Waldläufer Aspar und den Mönch Stephen in den ersten Bänden noch unabhängig neben den königlichen Intrigen her, so ändert sich das jetzt langsam, die ersten Verknüpfungspunkte sind zu erkennen und vertiefen sich immer mehr. Dennoch ist es nicht einfach, der Handlung durch die vielen Sprünge und in den einzelnen Ebenen auftauchenden Personen zu folgen. Obwohl viel geredet wird und auch einiges geschieht, bleibt eines ein wenig auf der Strecke. Anne Dare, Aspar und Stephen werden nur sehr oberflächlich charakterisiert und entsprechen eher klassischen Archetypen, wie man sie aus dem Herrn der Ringe kennt. Auch die Umgebung bleibt eher schwammig, auch wenn sie stellenweise an das mittelalterliche Deutschland und Norditalien erinnert.

 

Da Greg Keyes aber überflüssige Längen vermeidet und eine abwechslungsreiche und spannende Handlung bietet, seien ihm die unvermeidlichen Schwächen verziehen. „Die Verlorenen Reiche“ ist Unterhaltungsliteratur reinsten Wassers, moderne High Fantasy die mit altbekannten Versatzstücken des Genres und des historischen Romans spielt und sie zu einer epischen, fast filmreifen Handlung zusammen setzt. Mehr als das, und ein bahnbrechendes Werk a la „Herr der Ringe“ sollte man allerdings nicht erwarten.

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Der Blutritter

Reihe: Die verlorenen Reiche Band 3

Original: The Blood Knight, 2006

Autor: Greg Keyes

Taschenbuch, 661 Seiten

Übersetzung: Marie-Luise Bezzenberger

Titelbild: Crabb und Gordon

Blanvalet, September 2006

 

ISBN: 3442242622

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 10.09.2006, zuletzt aktualisiert: 28.04.2024 13:01, 2742