Der Doktor und das liebe Vieh – Staffel 1
Filmkritik von Christel Scheja
Es hat bereits eine Fernsehserie nach den Erinnerungen des Tierarztes James Herriot gegeben, die in den 1970er Jahren entstand und auch hier in Deutschland mehrfach erfolgreich auf den verschiedensten Sendern lief. Diese konnte damals mit einem gewissen Humor und vielen verschrobenen Persönlichkeiten punkten. Ein wenig davon hat man auch in der Neuverfilmung der Geschichte im Jahr 2020 übernommen, alles in allem ist die neue erste Staffel von Der Doktor und das liebe Vieh doch ein wenig ernster.
Nach seinem Universitäts-Abschluss ist der junge Tierarzt James Herriot auf der Suche nach einer Stelle, um sein Studium mit einem Praxisjahr ganz abzuschließen. Schließlich findet der Schotte aus Glasgow eine bei dem verschrobenen und etwas ruppigen Siegfried Farnon in ländlichen Yorkshire. Nach einem holprigen Anfang schafft er es tatsächlich, die Achtung des anderen zu gewinnen und dort bleiben zu können. Während er sich einlebt und immer mehr Herausforderungen meistert, lernt er auch noch andere interessante Leute aus dem Dorf kennen, nicht nur die Besitzer seiner Patienten, sondern auch Siegfrieds sorglosen Bruder Tristan und nicht zuletzt die hübsche und selbstbewusst Helen.
Sieben Folgen umfasst die erste Staffel, die die anstrengenden ersten Monate im Leben des jungen Tierarztes unter die Lupe nimmt, denn ganz so einfach ist es am Anfang nicht, erweist sich Farnon doch als Misanthrop, der es genießt, seinen neuen Assisstenten erst einmal ins offene Messer laufen zu lassen.
Aber was ein richtiger Held ist, der lässt sich nicht unterkriegen und schafft es, sich im richtigen Moment Respekt zu verschaffen und auch den Älteren zu beeindrucken. Immerhin treffen hier auch zwei Welten aufeinander – James und Tristan haben neue Behandlungsmethoden kennengelernt, während sich Siegfried wie auch viele der Bauern immer noch auf die klassischen Methoden verlassen.
Natürlich stehen auch hier die Charaktere im Mittelpunkt, das ist zum einen Tristan, der sich von seinem Bruder unterdrückt und missverstanden fühlt, aber auch Helen, die aus reinem Pflichtbewusstsein gegenüber der kleinen Schwester auf dem Land geblieben ist, obwohl sie viel lieber in die Stadt gegangen wäre, um mit einer Ausbildung auf eigenen Füßen zu stehen und letztendlich überlegt, einen Jugendfreund zu heiraten – was natürlich auch für ein paar Komplikationen in der Liebesgeschichte zwischen ihr und James führt.
Alles in allem versucht man das Lebensgefühl der Menschen im Yorkshire der späten 1930er Jahre einzufangen und amüsante kleine Geschichten zu erzählen, wie sie der Autor wohl einst selbst erlebt hat. Dafür hat man aufmerksam recherchiert und bringt auch all die liebenswert-kauzigen Figuren ein, die schon die alte Serie so unterhaltsam gemacht haben.
Alles in allem lebt die Geschichte natürlich von dem Zusammenspiel der Leute, den vielen eigenwilligen Bauern und Tieren. Wirkliche Gefahren von Außen müssen die Zuschauer nicht erwarten. Als Extras finden sich entsprechende Featurettes auf der DVD, aber auch ein ausführliches Booklet, das nicht nur die Serie vorstellt, sondern auch auf die Vorlage und die erste Serie eingeht.
Fazit:
»Der Doktor und das liebe Vieh« dürfte all denen gefallen, die unterhaltsame Familiengeschichten mit Lokal- und Zeitkolorit lieben, in denen immer ein wenig Humor mitschwingt. Auch wenn man die alte Serie aus den 1970ern bereits kennt, gibt es viel Neues zu entdecken, denn die Figuren und auch die einzelnen Behandlungsepisoden werden ganz neu interpretiert, sodass keine Langeweile aufkommt.
Nach oben
