Der Kristall der Könige (Autor: Dania Dicken; Genre: Fantasy)
 
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Leseprobe: Der Kristall der Könige

Der Kristall der Könige

Autor: Dania Dicken

340 Seiten

im September 2005 erschienen bei Books on Demand

ISBN: 3-8334-3512-7

Der Roman kann hier bezogen werden: Amazon

 

 

 

 

 

Disclaimer:

Freigabe zur Weiterveröffentlichung der Leseprobe besteht, soweit vom Autor nicht anders angegeben nur für "FantasyGuide.de". Für alle weiteren Veröffentlichungen ist die schriftliche Zusage des Autors erforderlich.

 

 

Leseprobe:

 

Ausschnitt aus Kapitel 7: Gelanon

 

„Ich würde dir dafür geben, was immer du auch verlangst“, schmeichelte sich eine sanfte Stimme in ihr Ohr, so daß sie erschrocken herumfuhr und fast einen Satz zurück gemacht hätte, als sie die maskierte Gestalt vor sich sah.

Es schien ein Mann zu sein, aber er war etwa drei Köpfe größer als sie, und für eine Frau war sie schon sehr groß. Der schwarze Mantel reichte ihm bis auf die schwarzen Lederstiefel hinab, die an den Fersen mit blitzendem Silber beschlagen waren. Kayla stutzte. Wer hatte nur soviel Geld? Der Mantel schimmerte, als wäre er aus Samt. Eine riesige Kapuze verhüllte das gesamte Gesicht der Gestalt, aber es war ihr, als würden blitzende Augen sie stechend anfunkeln. Als die Gestalt das Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte, schwang der Mantel ein wenig zur Seite und sie erkannte einen erschreckend langen, am Heft mit Diamanten besetzten Zweihänder. Sichernd legte Kayla die Hand an den Griff ihres Schwertes und machte einige Schritte zurück. Sie hatte keine Ahnung, wer da vor ihr stand, aber sein Äußeres gefiel ihr gar nicht.

„Fürchte mich nicht“, säuselte die tiefe Stimme zuckersüß. „Du kannst jeden Preis verlangen, den du haben willst, und du würdest meinem Gebieter einen großen Dienst erweisen, wenn du mir den Splitter aushändigst!“

„Zeigt Euch, sonst machen wir keine Geschäfte! Ich will wissen, wer Ihr seid!“

„Das tut nichts zur Sache“, erwiderte der Maskierte.

„Aber was ist an einem Kristallbruchstück so wichtig, daß Ihr mir soviel zahlen würdet?“ wollte Kayla wissen und forderte mit Nachdruck Antworten.

„Das würdest du nicht verstehen - Bürschchen!“

Die Art, wie die Gestalt das letzte Wort betonte, gefiel Kayla noch am allerwenigsten. Sie glaubte, daß er sie durchschaut hatte, und sie wußte nicht, wie er das anstellte. Bislang war jeder auf ihre Verkleidung hereingefallen!

„Woher wollt Ihr das wissen?“ fragte sie und kniff die Augen zusammen.

„Du solltest nicht soviel fragen! Neugier ist nicht gut, mein Gebieter verabscheut das. Handle mit mir!“

„Und wenn ich das nicht tue?“

„Nimm alles Geld, das du verlangst! Du wirst den Zorn meines Gebieters durch mich zu spüren bekommen, wenn du es nicht tust!“

Doch Kayla wollte sich von solch hochgestochenen Worten nicht einschüchtern lassen und zog in einer raschen Handbewegung schwungvoll ihr Schwert.

„Ihr bekommt, was Ihr wollt, wenn ich Antworten erhalte!“ forderte sie unnachgiebig.

„Dies zu fordern steht dir nicht zu, Weib!“ zischte die Gestalt gefährlich. Kayla fuhr zusammen.

Das war ihr ganz und gar nicht geheuer. Woran war sie als Frau zu erkennen? Eine Flucht war sinnlos, aber sie sah es nicht ein, irgendeiner Gestalt, die offensichtlich Böses im Schilde führte, ihren Kristall zu geben. Sie mußte erst wissen, was es damit auf sich hatte, kein Geld der Welt würde sie sonst zufriedenstellen! Sie war mitten in der Stadt. Er würde es nicht wagen, sie auf offener Straße zu töten! Aber nun zog auch er sein Schwert und sagte, als würde er ein Todesurteil aussprechen: „So sei es!“

Sein Schwert war riesig. Die Klinge trug eine feinsäuberliche Gravur und war mehr als vier Fuß lang, aber Kayla hatte kaum Zeit, hinzusehen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als einen schweren Hieb ihres Gegenübers abzuwehren, mit dem er sie um fast drei Schritte zurückwarf. Überrascht von seiner immensen Kraft sah Kayla sich vor und sie wußte, er würde sie töten, wenn sie nur einen Augenblick lang unaufmerksam war.

Sie blickte furchtsam zu der hünenhaften Gestalt auf und konnte wiederum nur in Deckung gehen, als sein Schwert blitzschnell und mit enormer Kraft auf sie niedersauste. Mit einem Aufschrei riß sie ihre Klinge hoch und schmetterte sie mit einem lauten Krachen gegen das Schwert ihres Feindes.

„Schlägst dich gut für ein Weib!“ zischte er, aber im nächsten Moment gab er ihr durch die Klinge einen Stoß und Kayla mußte zurückspringen. Beinahe hätte sie das Gleichgewicht verloren. Klirrend fiel das Kristallstück aus ihrer Tasche und lag im Sonnenlicht glitzernd neben ihren Füßen auf dem Boden.

„Du bist des Todes!“ zischte die Gestalt, aber das beeindruckte Kayla nicht. Sie kämpfte, wie sie es gelernt hatte, und allein weil er sie unterschätzte, hatte sie eine Chance. Als er wieder einen Schlag gegen sie ausführte, hielt sie mit aller Kraft dagegen, obwohl ihre Muskeln bereits zitterten und sie spürte, daß sie zu schwach war. Sie gab leicht nach und er fiel darauf herein, sie drückte fester zu und führte seinen riesigen Zweihänder wie ein Spielzeug mit ihrer Klinge herum, obwohl sie wußte, daß sie ihn nicht entwaffnen konnte.

„Gib auf, dann verschone ich dich!“ grollte die dunkle Stimme der maskierten Gestalt. Keuchend und mit Schweißperlen auf der Stirn sah Kayla zu ihm auf. Ihr war heiß und sie wußte genau, daß sie keine Chance hatte. Vor ihren Augen verschwamm alles. Es war, als schien er ihre Kraft aufzusaugen. Ihre Knie zitterten, aber sie wußte, neben ihr lag der Kristall und er konnte ihn nicht erreichen, solange sie nicht wich.

Er nahm ihr die Sicht auf ihre Umgebung und obwohl sie ihm nun so nah war, konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. Etwas abgrundtief Böses stand vor ihr. Er ließ von ihr ab und sie fing sich, doch dann schlug er mit einem festeren Schlag als alle zuvor dagewesenen gegen ihr Schwert so daß sie rücklings neben dem Kristall zu Boden fiel.

Warum nur war sie so dumm gewesen und hatte diesen Kampf begonnen?

Er stellte einen Fuß auf ihr Schwert, so daß sie es nicht einmal mehr heben konnte. Panisch wollte sie sich herumwälzen und den Dolch aus ihrem Gürtel greifen, als urplötzlich von der Seite mit einem zornerfüllten Schrei ein Schatten herbeisprang und seine Waffe gegen die der Gestalt schleuderte. Ein schriller Schrei entfuhr dem Unbekannten.

Mit einem schnellen Handgriff tastete Kayla nach dem Kristallsplitter und kroch aus der Gefahrenzone heraus. Sie konnte es nicht glauben - da griff ein junger Mann, kaum älter als sie, dieses Übel an, und es schien ihm nicht ansatzweise soviel Mühe zu bereiten wie ihr!

Seine langen dunklen Haare, fielen ihm in die Stirn, während er sich geschickt gegen die Gestalt zur Wehr setzte und sie mit seinen blauen Augen gefährlich anfunkelte. Hinter der Gestalt standen noch vier weitere junge Männer mit gezückten Schwertern, die bisher nur warteten.

Woher kamen sie so plötzlich? Und warum halfen sie ihr?

„Ich verschone dich, wenn du aufgibst!“ höhnte der kräftige, aber schlanke junge Mann.

„Mein Gebieter wird davon erfahren!“ erwiderte die Gestalt und parierte einen Schlag des Angreifers.

„Das soll er auch! Er kann mir mit seinen Spielchen keine Angst machen! Und er soll mir nicht wie ein Hündchen nachschleichen!“

Beim nächsten Schlag war er es, der einem Hieb ausweichen mußte, doch er war nicht flink genug. Die Schwertspitze des Schwertes seines Feindes streifte ihn am Schwertarm und er fluchte laut, aber er hielt seine Waffe fest in der Hand.

„Ich bin nicht allein! Gib auf und lauf zu deinem Gebieter, oder wir werden dich töten!“

„Aber sicher!“ höhnte die Gestalt, wirbelte das Schwert herum und traf damit die Klinge des jungen Mannes derart, daß er sie um ein Haar verloren hätte und von der Wucht des Schlages weggedrückt wurde. Er fiel stolpernd gegen eine Hauswand, aber die Gestalt gab auf und rannte hastig aus der Gasse heraus.

Kayla schaute voller Ehrfurcht zu dem jungen Mann hinauf, dessen Hemd sich an der Schnittstelle mit Blut tränkte. Er ließ keuchend seine Waffe zu Boden fallen. Das Scheppern des Metalls war das einzige, was man neben seinem schnellen Atem hören konnte. Die anderen musterten sie interessiert und sie erwiderte die Blicke nach einer Weile.

„Verfluchter Hund“, brachte der Verteidiger keuchend hervor, der in einer Hosentasche herumwühlte und sich den blutenden Arm verbinden wollte.

„Ich helfe dir“, sagte ein kleinerer, blonder Bursche mit einem Zopf im Nacken.

Langsam stand Kayla auf und steckte ihr Schwert weg. Dann baute sie sich vor den beiden Burschen auf und neigte den Kopf etwas.

„Du hast mir das Leben gerettet“, sagte sie und wischte sich über die verschwitzte Stirn.

„In der Tat“, erwiderte der junge Kämpfer. „Der Kerl kennt sicher keine Gnade!“

„Aber er ist abgehauen wie ein Feigling!“ rief einer der Burschen von hinten.

„Nicht wie ein Feigling“, berichtigte er. „Ich habe ihm gesagt, was er tun soll, und er wußte, daß er gegen mich nicht ankommt. Verletzen kann er mich, aber nicht besiegen!“

Verwirrt sah Kayla ihn an, und in diesem Moment sah er sich dazu genötigt, sich vorzustellen.

„Mein Name ist Agarin. Das sind meine Freunde Gordian, Doran, Akin und Giro.“

„Ich fühle mich geehrt. Mein Name ist Kerrin“, stellte Kayla sich immer noch verwirrt vor und sie schenkten einander ein höfliches Lächeln.

„Ich fühle mich ebenfalls geehrt, Kerrin“, erwiderte Agarin, und seine Augen schienen ein ganz besonderes Feuer in sich zu haben, als er das sagte.

Er hatte eine eigenartige Ausstrahlung, das spürte Kayla sofort. Er war ein außergewöhnlicher junger Mann.

„Er hätte dich nicht besiegen können?“ platzte sie heraus.

„Nein. Ich trage eine ganz besondere Macht bei mir, und da du dieselbe besitzt, konnte er dich erst in die Knie zwingen, als du sie verloren hast.“

„Ich... ich habe Macht?“ wiederholte Kayla ungläubig.

Agarin grinste. „In deiner Hosentasche. Sag nicht, du hattest davon keine Ahnung!“

Überrascht griff Kayla nach dem Kristall und zog ihn heraus.

„Ich wußte nicht, daß er etwas Besonderes ist! Auf einmal sprechen alle davon...“

Agarin sah in ihr einen Freund, deshalb griff er kurzerhand in seine Hemdentasche und zeigte ihr die beiden Splitterstücke, die er bei sich trug.

„Siehst du? Ich werde dir erzählen, was es damit auf sich hat, aber erst sollten wir verschwinden und uns an einem ruhigeren Ort unterhalten!“

 

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Erstellt: 10.10.2005, zuletzt aktualisiert: 25.02.2015 10:03, 1335