Der letzte Frühling (Unter dem Hakenkreuz Bd. 1)
 
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Der letzte Frühling

Reihe: Unter dem Hakenkreuz Bd. 1

Rezension von Christian Endres

 

1932. Deutschland fehlt es an politischem und wirtschaftlichem Schwung. Unzufriedenheit und Arbeitslosigkeit ziehen wie Sturmwolken über dem Land auf. Dank dieser Stimmung verankern sich die Ideologien der nationalsozialistischen Partei mit Leichtigkeit in den Gedanken des unzufriedenen Volkes. Und obwohl seinem Vater die Parteiveranstaltungen, die Gesinnungen und die aggressiven Parolen der Nazis für ein wiedererstarkendes Deutschland gefallen, lässt der ganze Spuk den Abiturenten Martin Mahner eher kalt. Für den jungen Mann in einem kleinen Städtchen im Rheinland ist seine Unbeholfenheit jungen Frauen gegenüber viel schlimmer, und Bücher und Filme sind ebenfalls interessanter als Hitlers Reden im Radio. Das ändert sich, als auch Martin die Auswirkungen durch die Machtergreifung Hitlers ein Jahr nach seinem „letzten Frühling“ direkt vor der Haustür zu sehen und sogar am eigenen Leib zu spüren bekommt. Richtig brisant wird es, als Martin wegen einer zarten Romanze zur jüdischen Katharina mit einem SS-Mann aneinandergerät und vom Vater vorsichtshalber über den Sommer fort geschickt wird ...

 

Französische Künstler beschreiben das deutsche Bürgertum und die deutsche Gesellschaft in den frühen 30ern - kann das gut gehen? Es kann, und es geht. Historische Stoffe egal welchen Mediums sind dann exzellent, wenn sie einem ein Gefühl für das Leben in der jeweiligen Zeit vermitteln, in der sie spielen – ein Gespür für die Art und Weise, wie die Menschen und ihre Umgebung ticken (bzw. getickt haben). Sehr schön auch, wie Philippe Richelle die kontinuierlich steigende Beliebtheit des Nationalsozialismus als ständiges Hintergrundrauschen mitlaufen lässt und so zunächst auf zwei Ebenen erzählt: auf einer politischen und sozialen, und auf einer persönlichen und fokussierten, wenn es um Martin und seine Freunde, sein Leben und seine Probleme geht. Nach Hitlers Machtübernahme kollidieren die beiden Ebenen – und die atmosphärische Story wird so spannend, dass man den zweiten Band gar nicht erwarten kann (in Frankreich sind bis dato vier Alben erschienen, der zweite deutsche Band ist für die Frankfurter Buchmesse im Herbst geplant).

 

Bei Schreiber & Leser ist man „sehr überzeugt von der Serie“, wie Rossi Schreiber verrät. Deshalb hat man „Unter dem Hakenkreuz“ direkt ein großformatiges Hardcover-Album spendiert, in dem Jean-Michel Beuriots unaufdringliches, aber sehr gefälliges Artwork schön zur Geltung kommt.

 

Ein toller Einstand für eine viel versprechende Serie.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405012359429d0477d7
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Comic:

Der letzte Frühling

Reihe: Unter dem Hakenkreuz Bd. 1

Autor: Philippe Richelle

Zeichner: Jean-Michel Beuriot

Schreiber & Leser, Juni 2009

Hardcover, 88 Seiten

ISBN: 3941239155

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 23.06.2009, zuletzt aktualisiert: 31.12.2023 11:30, 8908