Der magische Bann (Autor: James Barclay; Die Kinder von Estorea, Bd. 2)
 
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Der magische Bann von James Barclay

Reihe: Die Kinder von Estorea, Bd. 2

Rezension von Christel Scheja

 

Mit „Das verlorene Reich“ startete der neue Zyklus von James Barclay über „Die Kinder von Estorea“, der nun mit dem zweiten Band „Der magische Bann“ fortgesetzt wird. Der Autor erzählt ein Abenteuer in der Weise, durch die er die Leser schon in seinen Romanen um die Söldnertruppe der Raben begeistert hat – abenteuerlich und episch, aber doch mit Rücksicht auf Einzelschicksale, so wie man es aus vielen Rollenspiel-Romanen kennt.

 

Die estoreanische Konkordanz herrscht seit mehr als 850 Jahren so gut wie über alle Länder der bekannten Welt. Sie üben nicht nur die weltliche Herrschaft aus, sondern versuchen die unterjochten Völker auch unter einem Glauben zu einen. Zwar hat man bisher nicht mit Gewalt nachgeholfen, um die Menschen zu missionieren, aber immer öfter werden Stimmen laut, das zu tun. Felice Koroyan, die neu eingesetzte Ordenskanzlerin, verlangt der Häresie und Ketzerei innerhalb des Imperiums mit dem Schwert bei zu kommen.

Die Advokatin Herine Del Aglios, Herrscherin über Estorea denkt aber eher daran, das Nachbarreich Tsard zu erobern und so den Machtbereich der Konkordanz zu erweitern und schickt die Heere an die Grenze. Sie schenkt ihrer Ordenskanzlerin kaum Beachtung, da der Feldzug doch mehr Schwierigkeiten bringt, als gedacht.

Und das nutzt Felice Koroyan, um Gerüchten nachzugehen, dass in der entlegenen Stadt und Provinz Westfallen das Ketzertum regiert. Nicht nur, dass dort vier Kinder mit außergewöhnlich großen magischen Gaben geboren worden sein sollen, nun wird auch noch offensichtlich, dass die Einheimischen immer noch ihrem alten Glauben anhängen. Sie zieht in die entlegene Provinz, um dort aufzuräumen. Doch das einzige, was sie damit erreicht ist das Reich von innen her zu schwächen.

Denn Tsard erweist sich viel mächtiger als vermutet und gewinnt in dem unabhängigen Reich Atreska einen Verbündeten. So gestärkt dreht sich das Schlachtenglück. Die Konkordanz muss eine Niederlage nach der anderen einstecken und sich zurückziehen. Nun sind es tsardische Heere, die eines der wichtigsten Heere in vollständig vernichten und dann marodierend durch die Lande des Imperiums ziehen, langsam aber sicher erobern. Zudem segelt eine große Flotte unaufhaltsam auf das Kernland der Konkordanz zu.

Herine Del Aglios steckt in massiven Schwierigkeiten, denn auch im Reich ist es durch die Eigenmächtigkeit der Ordenskanzlerin unruhig geworden

Derweil müssen sich die vier aufgestiegenen Kinder daran gewöhnen auf der Flucht zu sein, denn der Schatzkanzler Jhered will sie auf dem Seeweg in Sicherheit bringen, Arducius, Mirron, Gorian und Ossager müssen mit den neuen Gegebenheiten zurecht kommen und lernen, dass nicht alle Menschen sie mit Hochachtung und Ehrfurcht behandeln. Es kommt zu Streit mit den Matrosen und dann gerät das Schiff auch noch in eine tödliche Gefahr, die sie gerade eben überleben.

An Land zeigt sich schon bald, das die Vorfälle auf dem Meer ihre Spuren in den Seelen der vier jungen Magier hinterlassen hat. Ihre Gemeinschaft beginnt zu zerbrechen, als einer von ihnen, der zu viel von seiner Macht gekostet hat, sich zum Negativen zu verändern beginnt.

 

Weiter geht es mit der gewohnten Mischung aus actionreichen Schlachtenbeschreibungen, die den Kampf gegen die Tsarder schildern, dem intrigenreichen Hickhack in der Führungsspitze der Konkordanz und nicht zuletzt dem Schicksal der vier Kinder, die zwar über große Macht verfügen, nun aber auch mehrfach schmerzhaft erfahren müssen, dass genau das sehr große Verantwortung mit sich bringt. Entwicklungen aus dem ersten Band werden konsequent weiter geführt und interessant umgesetzt.

Auf mehreren Handlungsebenen beschreibt Barclay wie sich die Situation in Estorea immer mehr verschärft, die alte Ordnung der Konkordanz zusammen bricht und jemand wie Herine Del Aglios umdenken lernen muss, wenn sie retten will, was noch zu retten ist. Wie viele andere mächtige Herrscher an ihrem eigenen Hochmut und Ehrgeiz gescheitert. Und es gibt vielleicht nur noch eine Möglichkeit, Tsard aufzuhalten.

Auch die vier Kinder machen durch die Flucht eine massive Veränderung durch. Negative Charaktereigenschaften, die schon früher hin und wieder einmal spürbar waren, verstärken sich vor allem in einem von ihnen, der sich schließlich gegen die anderen wendet und dabei nicht einmal vor seinen Lehrmeistern halt macht. Sein Verhalten treibt die anderen dazu ebenfalls Stellung zu beziehen – mit schwerwiegenden Folgen.

Insgesamt ist der Roman nicht mehr ganz so abenteuerlich und spannend, wie man es von den Chroniken und Legenden „Der Raben“ kennt. Barclay vertraut zwar auf Versatzstücke, die sich schon als erfolgreich erwiesen haben, nimmt sich aber auch mehr Zeit für Beschreibungen und Charakterentwicklungen. Leider aber führt das in „Der magische Bann“ trotz immer wieder eingestreuter actionreicher Szenen immer wieder zu Längen. Vor allem wenn er sich zu lange bei einem Element seiner Geschichte aufhält oder auch noch abschweift bekommt man das Gefühl, dass die Geschichte absolut nicht voran schreitet. Wie auch schon im ersten Band hätte eine leichte Straffung dem einen oder anderen Kapitel sehr gut getan.

 

James Barclay bietet in „Der magische Bann“, dem zweiten Band aus seiner neuen Saga „Die Kinder von Estorea“, seine bekannte Mischung aus Abenteuer und Action, wenngleich er auch diesmal mehr Wert auf die Ausarbeitung des Hintergrundes und der Figuren legt und damit die Handlung stellenweise zu sehr in die Länge zieht. Das macht den Zyklus nicht ganz so spannend wie die „Raben“ aber immer noch epischer als vergleichbare Heroic Fantasy.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404261549287da929a0
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Der magische Bann

Reihe: Die Kinder von Estorea, Bd. 2

Autor: James Barclay

broschiert, Großformat, 588 Seiten

Heyne, erschienen Juli 2008

Übersetzung aus dem Englischen von Jürgen Langowski

Titelbild von Paul Young, Karte von Iris Daub

ISBN-10: 3453524527

ISBN-13: 978-3453524521

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 25.07.2008, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 6977