Der Magische Bund (Autor: Stan Nicholls)
 
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Der magische Bund von Stan Nicholls

Rezension von Christine Schlicht

 

Hauptmann Serrah Ardacris hat eine undankbare Aufgabe: Sie soll mit ihrer Elitetruppe eine Drogen-Manufaktur ausheben. Eigentlich kein Problem, doch man hat ihrer Truppe den verzogenen und überheblichen Sohn des Regenten von Garth Tampoor zugeteilt, der sich von ihr nichts sagen lässt. Er ist der Erste, der bei diesem Auftrag stirbt und um ein Haar den ganzen Auftrag zum Fiasko macht. Für Serrah ist es das auf jeden Fall, denn sie muss sich dafür verantworten.

 

Auf der Insel Bhealfa sucht ein Krieger das Haus eines Zauberers auf, doch er wird enttäuscht. Der alte Mann wurde hingerichtet, weil er angeblich ohne Lizenz arbeitete. Sein Lehrling Kutch bietet Reeth Caldasson seine Hilfe an, doch der Qalochier will alleine bleiben. Als jedoch der Grund für seine Kommen aus ihm heraus bricht, braucht er den Jungen doch.

 

Serrah wird gefangen gehalten und verhört. Sie beharrt auf ihrer Darstellung, dass Phosian ihren Befehlen nicht gehorchte und deshalb starb, doch man macht ihr unmissverständlich klar, dass man diese Darstellung nicht in die Öffentlichkeit zu tragen wünscht. Sie soll eine falsche Aussage machen, doch Serrah ist klar, dass man sie so oder so töten würde. Oder Schlimmeres. Was das bedeutet, wird ihr nach der Folter klar gemacht. Die Schmerzen sind nicht halb so schlimm wie der miese Zauber, bei dem ihr vorgegaukelt wird, dass man ihre Tochter wieder zum Leben erweckt hat, sie aber nur am Leben lässt, wenn sie das Geständnis unterschreibt. Doch Serrah behält einen kühlen Kopf, auch wenn es an ihren Nerven zehrt. Warum ist ihr Geständnis so wichtig?

 

Kutch führt Reeth zu verschiedenen Magiern, doch keiner kann dem Gesetzlosen helfen, den Fluch oder Zauber oder was immer diese Anfälle auslöst, verschwinden zu lassen. Sie bestatten Kutchs Meister und entdecken einen Fremden in guter Kleidung, der als einziger der Bestattung beiwohnt. Sie folgen ihm und können einen Mordanschlag auf ihn verhindern.

 

Serrah wird unterdessen von unbekannten Kriegern aus dem Gefängnis befreit. Sie weiß nicht, wer die Leute sind und warum sie das tun, doch sie will es auch gar nicht wissen. Als die Retter aufgehalten werden, flieht Serrah allein. Doch sie wird gesucht und muss das Land verlassen. Sie kann auf ein Schiff fliehen, das mit unbekannten Ziel die Stadt verlässt. Es ist ihr egal – nur weg.

 

Reeth und Kutch erfahren, wer ihr Retter ist: Dulian Karr, ein Patrizier, ein Politiker und doch ein Aufständiger. Kutch erfährt verschiedene Dinge über seinen Meister, auch er war ein Aufständiger und dafür musste er sterben. Karr will nach Valdarr, der größten Stadt der Insel Bhelafa, um dort seinen Aufstand gegen die herrschenden Verhältnisse anzuzetteln. Auch Kutch will dorthin und überredet Reeth, mitzukommen, da er dort vielleicht Hilfe von dem berühmten magischen Bund erhalten könnte. Reeth ist nicht überzeugt, den Magischen Bund hält er für eine Legende, ebenso seinen Anführer Phönix. Doch er erklärt sich bereit, die beiden zu begleiten.

 

Der Herrscher von Bhealfa ist ein Prinz, der unter einem irren Verfolgungswahn leidet. In seiner Angst vor dem Tod hat er sich eine schwebende Festung bauen lassen. Er lebt in dem Wahn, dass nur die ständige Veränderung des Ortes ihn dem Tod entgehen lassen kann. Egal wie viele Dörfer und Menschen dabei von dem gerade mal einen halben Meter über dem Boden schwebenden Schloss zerstört werden. Aber er ist nur eine Marionette des Gesandten der wahren Herrscher, Talgorian, dem Vertreter von Gath Tampoor und den Herren der Paladinen. Diese nehmen die Aufrührer nicht ernst, auch nicht den Barbarenführer Zerreiss. Talgorian schon.

 

Noch jemand muss sein altes Leben hinter sich lassen und fliehen: Tanalvah, eine Qalochierin, die sich in Rhintara, dem anderen Imperium das immer wieder versucht, die Herrschaft über Bhealfa zu erlangen, als Hure verdingt. Als sie in Notwehr einen Freier ihrer Freundin tötet, weil dieser die Frau zu Tode gequält hat, muss sie mit den Kindern der Freundin fliehen. Auch sie findet ein Schiff, das sie mitnimmt – Nach Bhealfa.

 

Nach vielen Kämpfen und Wirrungen finden alle diese Lebenslinien in Valdarr zusammen. Doch der wahre Kampf liegt noch vor ihnen.

 

 

Schon wieder eine Trilogie mit Bänden, die über 500 Seiten haben. Schon wieder eine neue Fantasy-Welt mit vielen, vielen komplizierten Namen für die Örtlichkeiten und mit komplizierten Herrschaftsverhältnissen. Was dem Buch auf jeden Fall fehlt, ist eine ausführliche Karte, denn am Anfang hat man ganz schön Mühe, sich durchzufinden bei all den Beschreibungen. Man weiß einfach nicht, wo sich was abspielt. Das erkennt man erst nach einiger Zeit des Lesens, leider verwirrt es aber am Anfang doch. Die Insel Bhealfa (warum will ich immer Belfalas tippen?) will einem nicht so recht vor das innere Auge kommen.

 

Aber das ist schon der einzige Kritikpunkt neben dem, der alle Fantasy-Romane seit Tolkien beherrscht – viele Protagonisten mit krampfhaft fremd klingenden Namen. Zum Glück vermeidet Nicholls die grauenvollen Namen mit Apostroph.

 

Dafür haben aber alle Darsteller in seinem Drama ein eigenes, sehr detailreiches Gesicht und eine glaubwürdige Motivation für ihre Handlungen. Sie alle sind (nicht nur von der Rasse) erstaunlich menschlich, man kann sich mit ihnen identifizieren, selbst mit dem Conan-ähnlich angelegten Reeth Caldasson. Denn auch er hat Fehler und Motivationen, mit denen er fertig werden muss, kämpft mit den Geistern seiner Vergangenheit ebenso wie mit den Leuten, die ihn jagen.

 

Ein weiterer Pluspunkt ist die völlige Abwesenheit von fremden Rassen wie Elfen und Orks. Ja, das geht auch, man höre und staune. Die Abgründe menschlicher Seelen reichen vollkommen aus, einen packenden Fantasy-Roman zu schreiben.

 

Und noch etwas hebt diesen Roman aus der Masse der derzeitigen Welle von Tolkien-Nachfolgern heraus: Die besondere Betrachtungs- und Verwendungsweise von Magie. Sie ist erlernbar und ihre Qualität und Nutzbarkeit eine Frage des Preises. Reiche können sich teure Schutzzauber und Firlefanz leisten, die Armen haben darunter zu leiden. Zauberer stellen ihre Künste dem am besten Zahlenden zur Verfügung. Man kann Gegenstände kaufen, die einen Zauber enthalten, der nach der Benutzung weg geworfen wird. Ähnlich einer Sylvesterrakete, die abgeschossen wird, ihre Wirkung entfaltet und dann verglüht. Und einen hässlichen braunen Müllrest im Schnee hinterlässt. Durchgeweicht und ekelig. Magie ist nichts Übermächtiges, es gibt immer einen Gegenzauber. Auch das ist mal etwas erfrischend Neues.

 

Insgesamt ist „Der magische Bund“ ein flüssig zu lesendes, packendes Abenteuer mit Charakteren, die man ins Herz schließen und mit denen man mitfiebern kann.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240501235822a16469df
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Der magische Bund

Reihe: Quicksilver-Zyklus, Bd. 1

Autor: Stan Nicholls

Broschiert: 556 Seiten

Verlag: Heyne (September 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453523083

ISBN-13: 978-3453523081

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.09.2007, zuletzt aktualisiert: 28.04.2024 13:01, 4979