Der Mitternachtspakt von C. L. Polk
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Beatrice Clayborn wünscht sich nichts mehr, als eine große Magierin zu werden. Doch eigentlich soll sie einen reichen Mann heiraten, um ihre Familie vor dem Ruin zu retten. Das hieße, ihre Magie aufzugeben. Um diesem Schicksal zu entgehen, geht Beatrice einen Pakt mit Nadi, dem Geist des Zufalls, ein, der ihr helfen soll, ein mächtiges Zauberbuch zu erlangen. Dafür darf Nadi einen Abend lang in ihrem Körper auf einem Ball tanzen, Kuchen essen und Beatrices ersten Kuss miterleben. Als der Geist sich den gut aussehenden Ianthe Lavan aussucht, wirbelt das Beatrices Pläne gehörig durcheinander.
Rezension:
Beatrice’ Vater ist eigentlich pleite, doch kratzt er seine letzten Reserven zusammen, um seiner Tochter eine angemessene Ballsaison zu finanzieren. Wenn sie dabei eine gute Partie macht, würde das auch seine Firma retten. Beatrice möchte aber eigentlich viel lieber Magierin werden und ihren Vater mit dieser Fähigkeit unterstützen. Verheiratete Frauen müssen ihre Magie jedoch bannen lassen. Deshalb geht sie eine Verbindung mit einem Geistwesen ein. Das will in Beatrice’ Körper unbedingt einen Kuss miterleben, und wählt zu diesem Zweck Ianthe Lavan aus – der eine ausgesprochen gute Partie wäre.
C. L. Polk legt mit diesem Buch eine ungewöhnliche Fantasy-Geschichte vor, und das in mehrfacher Hinsicht. Zum einen erleben wir hier ein außergewöhnliches Magiesystem, in dem Magie hauptsächlich (oder sogar nur?) auf Verbindungen mit Geistwesen basiert. Zum anderen fallen in der Handlung starke feministische Tendenzen auf, beruht die ganze Geschichte doch auf dem Aufbegehren der Protagonistin, die – wie die Männer – eine ausgebildete Magierin werden und keinesfalls zugunsten einer Ehe auf ihre Magie verzichten will. Ianthe, dem sie sich zunehmend annähert, spielt dabei eine erhebliche Rolle, denn dessen Schwester Ysbeta teilt Beatrice Ansichten und auch er selbst ist magisch begabten Frauen nicht so abgeneigt wie ihr eigener Vater. Das entpuppt sich auch als die eigentliche Handlung, während die Magie an sich eine für das Fantasy-Genre überraschend kleine Rolle einnimmt. Was sich im Endeffekt eigentlich gar nicht als störend erweist. Eine Fortführung der Geschichte wäre durchaus vorstellbar, wenn der Epilog eine solche nicht beinahe ausschließen würde.
C. L. Polk konzentriert das Geschehen zwar auf die Protagonistin Beatrice, erzählt teilweise aber auch aus den Perspektiven anderer Charaktere.
Fazit:
Ein außergewöhnliches Magiesystem trifft auf eine eindeutig feministisch orientierte Handlungsidee. Und das funktioniert.
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