Der Monstrumologe (Autor: Rick Yancey)
 
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Der Monstrumologe von Rick Yancey

Rezension von Bine Endruteit

 

Inhalt:

Will Henry dient Dr. Warthrop als Assistent. Ohne Wenn und Aber. Dabei ist es für den Jungen gar nicht einfach, sich diesem verschrobenen Menschen anzupassen, ganz zu schweigen von seinem Beruf. Dr. Warthrop ist nämlich ein Monstrumologe, auch wenn Will Henry den neugierigen Fragenstellern immer sagen soll, dass er ein Doktor der Philosophie sei. Emotionen scheinen dem Mann weitestgehend fremd zu sein, für ihn zählt nur seine Arbeit. Bereits Will Henrys Vater hat für ihn gearbeitet, ist aber zusammen mit seiner Mutter bei einem Feuer ums Leben gekommen. Seitdem lebt der Junge bei Dr. Warthrop. Er wurde schon oft von ihm aus dem Schlaf gewissen, als es etwas zu tun gab, aber an diesem Abend ist der Fund, den ihnen ein Bürger auf einem Karren hergefahren hat, wirklich gruselig. Es handelt sich um einen Anthropophagen, ein Wesen, dass zwar weitestgehend menschlich aussieht, aber keinen Kopf hat. Die Augen befinden sich auf der Brust und das mit scharfen Zähnen besetzte Maul, da wo beim Menschen der Bauch ist. Und das Schlimmste ist, dass diese Wesen Menschenfresser sind. Merkwürdig ist allerdings, dass dieser Anthropophage direkt auf dem benachbarten Friedhof aufgefunden wurde. Und wie wahrscheinlich ist es schon, dass ein solcher Fund ausgerechnet dort stattfindet, wo sich einer der wenigen Menschen auf der Welt niedergelassen hat, der diese Ungeheuerlichkeiten studiert. Wie kommt er also genau hier hin?

 

Dr. Warthrop weiß, dass er selbst damit nichts zu tun hat, trotzdem muss dieses Phänomen mit seiner Anwesenheit in der Stadt in Verbindung stehen. Deswegen geht er auf die Suche nach der Herkunft des Monsters. Er beginnt auf dem Friedhof, auf dem der Anthropophage gefunden wurde. Und immer begleitet ihn Will Henry. Egal, was von ihm verlangt wird, er tut es. Und so taucht der Junge in eine gefährliche und beängstigende Welt ein, die so einige Überraschungen für ihn bereithält.

 

Rezension:

"Der Monstrumologe" ist kein Buch für zarte Gemüter. Rick Yancay lässt die Geschichte den Protagonisten Will Henry persönlich erzählen, allerdings in Form von Aufzeichnungen, die er in fortgeschrittenem Alter erstellt. Die Erzählung ist zugleich emotionslos und doch voller zwiespältiger Gefühle. Sie gleicht einem unbeteiligten Bericht, wird aber dadurch, dass das alles einem kleinen Jungen passiert ist, besonders intensiv. Auch wenn der erwachsene Will Henry recht statisch davon erzählt, wie er sich vor dem Anblick einer Monstrosität abwendet oder wie Dr. Warthrops kühle und abweisende Art wieder einmal dafür sorgt, dass sowohl Doktor als auch Assistent keine Mahlzeit bekommen, lässt gerade das beim Leser eine tiefe Zuneigung zu dem gebeutelten Jungen entstehen, der wahrhaft schreckliches durchmachen muss.

 

Der Autor Rick Yancay berichtet schonungslos davon, wie Menschen sterben, egal ob durch die Hand anderer Menschen oder die Fresssucht der Anthropophagen. Trotzdem zielt der Roman nicht darauf ab besonders grausam oder sogar reiner Horror zu sein. Seine Tiefe erreicht er durch die fein beobachteten Studien von zwei Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite steht der Junge, der niemanden sonst mehr auf der Welt hat und sich deswegen einem Menschen anschließt, der ihn zwar mit ausgesprochener Härte behandelt, ihn aber trotzdem braucht. Auf der anderen Seite ist der Doktor, der manisch auf der Suche nach der Vergangenheit und dem Geheimnis der Anthropophagen forscht und dabei seine eigenen, menschlichen Bedürfnisse ebenso außer acht lässt wie die seines Assistenten.

 

"Der Monstrumologe" ist kein moderner, reißerischer Roman, in dem man von einem Ereignis zum nächsten springt, sondern eine feinsinnige Erzählung, die in der Fußstapfen von Klassikern wie "Frankenstein" oder "Dracula" tritt. Dabei kommt der Roman mit nur wenigen Personen aus, die dafür aber umso intensiver beleuchtet werden und eine enorme Tiefe erhalten. Zusätzlich enthält das Buch einige ganzseitige Illustrationen, die im Stil des Frontcovers gehalten sind und dem Roman einen weiteren, authentischen Eindruck verleihen. Wer eine ruhige Geschichte mag, die trotzdem jede Menge Nervenkitzen zu bieten hat, und bei der sich der Autor auf die alte Tradition des Geschichten Erzählens versteht, sollte unbedingt zum "Monstrumologen" greifen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329001700e829e8f7
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Buch:

Der Monstrumologe

Original: The Monstrumologist

Autor: Rick Yancey

Übersetzer: Axel Franken

Taschenbuch, 416 Seiten

Bastei Lübbe, 11. Oktober 2010

ISBN-10: 378576040X

ISBN-13: 978-3785760406

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.10.2010, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 19:16, 11188