Der Nachtmagier (Autor: Robin Hobb; Die Legende vom Weitseher Bd. 3)
 
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Der Nachtmagier von Robin Hobb

Reihe: Die Legende vom Weitseher Bd. 3

Rezension von Carina Schöning

 

Mit „Der Nachtmagier“ erscheint nun der Abschlussband der ersten Trilogie um den Bastardprinzen und Assassinen FitzChivalric Weitseher als überarbeitete Neuausgabe beim Heyne Verlag. Inhaltlich hat sich zu der 1997 beim Bastei Lübbe Verlag erschienen Ausgabe „Die Magie des Assassine“ nichts geändert.

 

Der Roman spielt wenige Monate nach dem Vorgänger „Der Schattenbote“. Prinz Edel bricht nach dem Verschwinden seines Bruders König Veritas endgültig mit dem verbündeten Bergreich und ernennt sich selbst zum rechtmäßigen König der Sechs Provinzen. Zum Leidwesen seiner treuen Untertanen verleugnet er das Weitseher-Erbe in sich und zieht von Burg Bocksburg zurück in die Heimatprovinz seiner verstorbenen Mutter. Mit ihm ziehen natürlich auch alle anderen adeligen Speichellecker und Untertanen, Händler und Spielleute, so dass die ehemals stolze Stadt und Festung ziemlich heruntergekommen und verarmt wirkt. Während König Edel nun im Landesinnere seine neu gewonnene Macht feiert und das Land nach Gutdünken ausbluten lässt, überfallen die Roten Korsaren immer häufiger die Küstenregionen Rippon und Shoaks. Mit den brutalen Piraten kommt auch eine neue Welle von Entfremdeten, Menschen ohne Moral und Mitgefühl, die ihre eigenen Verwandten und Freunde überfallen und angreifen. Sie überschwemmen die Städte und bald schon ist das ganze Land in Aufruhr. Von alledem merkt der Bastardprinz und ausgebildeter Assassine FitzChivalric Weitseher erstmal nichts. König Edel hat ihn des Hochverrats angeklagt und ihn zu Tode foltern lassen, doch Fitz hat mittels der Alten Macht überlebt. Er hat sich mit dem mutigen Wolf Nachtauge verschwistert und sein Bewusstsein geteilt. Nach seiner Beerdigung hat er dann wieder seinen eignen Körper übernommen, doch fortan ist er für immer mit dem eigenwilligen Wolf verbunden. Mühsam muss er nun wieder lernen, was es heißt ein Mensch zu sein. In einer abgelegenen Berghütte pflegt ihn sein alter Ziehvater und früherer Ausbilder Burrich. Bis auf ihn und seinen Verbündeten Chade, dem früherer Ratgeber König Listenreichs weiß niemand von Fitz´ Auferstehung von den Toten. Selbst seine Geliebte Molly, die nun hochschwanger Burg Bocksburg verlassen hat, wird in Unwissenheit gelassen. Burrich und Chade bemühen sich in Fitz die Erinnerungen an sein früheres Leben wachzurufen, doch der junge Mann ist mehr Tier als Mensch. Erst nach und nach begreift er, dass er in diesen turbulenten Zeiten selbst seinen Weg gehen muss.

 

Mit dem Weitseher-Zyklus hat die amerikanische Autorin Robin Hobb alias Megan Lindholm ein großartiges Stück Epic Fantasy geschrieben, dass mittlerweile zu Recht als ein Klassiker des Genres gilt. Vom Umfang her hat die Autorin auch wieder einmal zugelegt und präsentiert hier fast 1200 Seiten voller temporeicher Action und Dramatik. Der Roman ist dabei weiterhin aus der Sicht von Fitz geschrieben, der rückblickend von seinen tragischen Erlebnissen und Erfahrungen erzählt, die aus ihm das gemacht haben, was er nunmehr ist. Im Gegensatz zu den ersten beiden Romanen steht der sympathische Antiheld auch erstmals alleine da. Früher war er immer an seinen König oder einen seiner Ausbilder gebunden, doch nun steht ihm die ganze Vielfalt der Möglichkeiten offen und er muss selbst Entscheidungen treffen. Am liebsten würde er ein einfaches Leben mit Molly und dem gemeinsamen Kind führen, doch kann er seinem früheren Leben einfach so den Rücken kehren? Durch die Gabe seines Weitseher-Erbes spürt er den verschollenen König Veritas nach ihm rufen und der Drang nach Rache und Vergeltung an Edel und seinen Gaben-Zirkel ist auch sehr stark. So reist er nun in der ersten Hälfte des Romans als Bettler, Musikant oder Soldat getarnt quer durch das Land der Sechs Provinzen und erlebt am eigenen Leib die Angst und Hysterie des einfachen Volkes. Dieser Selbstfindungs-Teil fällt sehr episodenhaft aus und liest sich dabei leider etwas zäh und langatmig. Einige der Scharmützel und Begegnungen hätten zudem ruhig weggelassen werden können, da sie für die Haupthandlung und Entwicklung des Helden nur eine untergeordnete Rolle spielen. Erst in der zweiten Hälfte des Romans stößt Fitz dann auch auf seine alten Freunde und Verbündete und erfährt endlich mehr über Veritas´ Verbleib und seinen Plan die Roten Korsaren und die Entfremdeten mithilfe der Uralten endgültig aus dem Land zu vertreiben. Dies wird außerordentlich spannend und fesselnd erzählt und bietet einige interessante Überraschungen. Zudem hat man als Kenner der Vorgänger auch so manches positive Aha-Erlebnis, wenn man plötzlich die komplexen Zusammenhänge erkennt. Die glaubhaften Figuren sind dabei weiterhin gut gezeichnet und agieren nachvollziehbar. Nur die „bösen“ Charaktere schwächeln zwischendurch und werden mir persönlich einen Tick zu eintönig dargestellt. Dies war in den ersten beiden Teilen deutlich besser gelöst worden. Dafür entschädigt jedoch der gelungene Schluss, der die Handlung zwar logisch beendet, aber auch auf ein allzu glückliches Happy-end verzichtet.

 

Insgesamt ist „Der Nachtmagier“ ein würdiger und gelungener Abschluss einer spannenden Trilogie, die vom Aufstieg und Fall eines Bastardprinzen erzählt. Die erste Hälfte des Romans hat zwar einige deutliche Längen, aber dafür entschädigt die zweite Hälfte vollkommen. Wer seine Fantasy-Sammlung noch vervollständigen möchte, kann hier bei der hübsch gestalteten Neuauflage ruhig zugreifen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042700042050e96739
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Roman:

Der Nachtmagier

Reihe: Die Legende vom Weitseher Bd. 3

Autor Robin Hobb

Deutsche Neuausgabe 2010

Amerikanische Originalausgabe 1997 „The Farseer 3: Assassin`s Quest“

Übersetzung Eva Bauche-Eppers

Umschlagillustration Paolo Barbieri

Umschlaggestaltung Nele Schütz Design, München

Heyne Verlag

Paperback, 1182 Seiten

ISBN 978-3-453-52521-4

Preis 17,00 EUR

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 30.05.2010, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 10500