Der Name des Windes (Autor: Patrick Rothfuss; Die Königsmörder-Chronik 1)
 
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Der Name des Windes von Patrick Rothfuss

Reihe: Die Königsmörder-Chronik Band 1

 

Rezension von Christian Endres

 

Die Fantasy ist das literarische Genre der fleischgewordenen Mythen und Sagen – der verbildlichten Königssöhne, Drachen, Götterkriege und weltlichen Schlachten zwischen Gut und Böse. Auch »Der Name des Windes« von Patrick Rothfuss, Auftakt zur Königsmörder-Trilogie im klotzigen Hardcover bei Klett-Cotta, folgt dieser ehernen Tradition und erzählt von einem Mythos – ohne dabei jedoch allzu traditionell oder auch nur annähernd archetypisch oder stereotyp zu sein ...

 

»Wie jung ich doch war. Und wie töricht. Und wie klug.« So urteilt Kvothe in der Rückschau über sein junges Selbst, das mit noch nicht einmal sechzehn Jahren die Universität aufmischt und Ehrungen, Probleme, Freunde und Feinde wie im Sturm nimmt. Der Held von »Der Name des Windes« also zunächst nur ein von Schwierigkeiten und einer großen persönlichen Tragödie verfolgter Student, der zu klug und talentiert für sein Alter ist? Unter anderem. Ansonsten ist Kvothe, der uns (bzw. im Buch einem Chronisten) sein sprichwörtlich legendäres Leben erzählt, noch einiges mehr: Schauspieler, Magierlehrling, Musiker, Dieb, Bettler, Liebender, Todfeind, Rachegeist, Gastwirt, Meistermystiker, urbane Legende, Drachentöter, Mediziner, Chemiker, Bühnenbildner, Knecht, Handwerker, Mythos.

 

Damit füllt der 1973 geborene Patrick Rothfuss den ersten von drei Bänden der Trilogie um seinen sagenumwobenen Königsmlörder – denn so viele ähnlich dicke Schmöker wird es am Ende brauchen, um Rothfuss’ viel gelobte, vor Leben schier überbordende Fantasy-»Biografie« komplett zu erzählen. Hiermit enden die Gemeinsamkeiten mit Tolkiens Herrn der Ringe (zur leichteren Realisierung und Veröffentlichung damals ebenfalls in drei Bände aufgeteilt) aber dann auch schon – und auch mit den meisten anderen High Fantasy-Werken älteren wie neueren Datums.

 

Ansonsten ist das bei Rothfuss und seinem Kvothe alles eine ganze Spur lebendiger, intensiver und substanzvoller als sonst wo. Unglaublich plastisch und realistisch kommen seine Figuren und das Setting daher, angenehm ungewöhnlich und atypisch ist die gesamte Herangehensweise an das Leben des späteren Übermagiers, jede Seite wahnwitzig detailfreudig und greifbar – die Klischees, die andere Romane beherrschen, bilden bei Rothfuss lediglich ein Gerüst, das er mit viel Leben und viel Innovation und Klugheit füllt. Überhaupt: Man leidet und lacht wie sonst kaum bei einem Buch, und wenn nicht, dann möchte man ständig grinsen oder heulen, weil dieser mit seinen 900 Seiten am Ende immer noch viel zu kurze Schmöker so schön und so traurig sein kann und überhaupt ganz und gar wundervoll ist.

 

Ein kraftvoll erzähltes Debüt, das man gar nicht aus der Hand legen kann. »Der Name des Windes«: Diesen Roman liest man nicht - man lebt und erlebt ihn.

 

Fantasy-Buch des Jahres. Und wahrscheinlich noch weit mehr.

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Buch:

Der Name des Windes

Reihe: Die Königsmörder-Chronik Band 1

Original: The Name of the Wind. The Kingkiller Chronicle: Day One, 2007

Autor: Patrick Rothfuss

Übersetzer: Jochen Schwarzer

Hardcover, 864 Seiten

Klett Cotta, September 2008

Cover: Kerem Beyit

 

ISBN-10: 360893815X

ISBN-13: 978-3608938159

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 06.10.2008, zuletzt aktualisiert: 28.04.2024 13:01, 7508