Der Nebel Notre Dames und andere Geschichten (Autor: Fabienne Siegmund)
 
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Der Nebel Notre Dames und andere Geschichten von Fabienne Siegmund

Rezension von Carina Schöning

 

„Der Nebel Notre Dames und andere Geschichten“ ist zugleich das Debüt der deutschen Autorin Fabienne Siegmund, als auch die erste Veröffentlichung des frisch gegründeten Kleinverlags von Ulrich Burger. Die gelernte Bürokauffrau präsentiert in ihrer Anthologie elf Kurzgeschichten, die durch ihre märchenhafte Erzählweise an Hans Christian Andersen oder auch Christoph Marzi erinnern. Die Mischung deckt dabei die ganze Palette der klassischen Fabel- und Fantasywesen ab. Von geflügelten Elfen und verzauberten Gargoyles bis hin zu hässlichen Trollen und gefährlichen Drachen ist fast alles dabei. Hinzu kommen einige mythologisch angehauchte Geschichten mit personifizierten Naturphänomenen. Einige davon wurden vorab auch schon beim Online-Magazin „Geisterspiegel“ veröffentlicht.

 

„Der Nebel Notre Dames“ erzählt von der Liebe zweier verzweifelter Elfen in Paris. Während er verflucht wurde und seitdem als versteinerter Gargoyle die titelgebende Kathedrale schützen muss, sucht sie, in der Hoffnung den Fluch rückgängig machen zu können, die Schattentänzer im Stadtteil Montmatre auf.

„Der rote Kranich“ basiert auf einer alten japanischen Legende, die besagt, dass man einem Wunsch frei hat, wenn man tausend Papier-Kraniche faltet. Diese zweifelhafte Geschichte eines Händlers gibt dem Vater wieder etwas Hoffnung zurück. Seine Tochter liegt krank im Bett und einen Arztbesuch können er und seine Frau sich nicht leisten.

„Engelslieder“ erklingen für einen verliebten Engel, der das steinerne Herz eines Gargoyles erweichen will.

In „Der verlorene Flüsterfalter“ bekommt die Erzählerin Besuch von der traurigen Elfe Liara, die ihr leider etwas sehr Bedeutsames beichten muss.

Die nächste Geschichte erinnert stark an griechische oder altägyptische Mythen. Nach der Weltenschöpfung verlieben sich Sonne und Mond ineinander. Unfähig sich jemals wirklich nah sein zu können, ist dies der Anfang der „Stunde der Dämmerung“.

„Die Traumranke“ ist wieder sehr märchenhaft und fast schon surreal. In Blütenkelchen wachsen, genährt von Hoffnung, Träume heran und eine besonders dunkle Blüte weckt die Aufmerksamkeit der neugierigen Erzählerin.

In „Verlorene Worte“ trifft ein ungeliebtes Waisenkind nicht nur auf eine magische Katze mit Schneeflockenobsidianaugen, sondern auch auf einen wahrhaftigen Drachen im Burggraben des Schlosses. Statt gefährlich, ist dieser aber ausgesprochen nett und bietet ihr an, sie in sein Reich unterhalb der Wasseroberfläche mitzunehmen.

„Spinnenherz“ erzählt von der Suche eines Trolls nach ebendiesem. Von seinen Artgenossen wegen seines Mitgefühls verspottet, sucht Norgur nun die sagenumwobene Spinnenkönigin auf.

„Spinne, Schwert und Schneckenhaus“ handelt mal wieder von geflügelten Elfen. Lexania kann sich weder an ihrer Schwester Frynnia, noch an ihrer Vergangenheit erinnern, denn ein bösartiger Faun hat diese gestohlen. Ausgestattet mit den titelgebenden Glücksbringern muss sie nun in die Höhle des Drachen und gegen den Faun antreten.

In „Winterdiamanten“ konkurrieren Winter und Sommer miteinander im Geschichtenerzählen. Während Sommer vergeblich versucht die Geschichten von Winter zu stehlen, wird der Schneesterneschneider Jakob mit dem Verstecken der Geschichten beauftragt.

„Väterchens Tochter“ ist ein Kind von Winter und Stern und will den Menschen in diesen modernen und technologischen Zeiten wieder den Glauben an die alten Götter näher bringen. Mit Hilfe ihrer Eltern macht sie sich auf die Suche nach dem echten Weihnachtsmann.

Zum Abschluss gibt es noch das kurze Gedicht „Des Tränentänzers Tanz“.

 

Die Aufmachung und Gestaltung des schmalen Bandes ist für einen Kleinverlag schon recht gut gelungen. Das Cover ist zwar etwas unscharf, dafür gibt es jedoch fünf Innenillustrationen des Künstlerpaars Elke Brandt und Maik Schmidt. Ergänzend gibt es zudem eine Kurzbiografie, sowie kurze Kommentare der Autorin zu der Inspiration und Entwicklung der einzelnen Geschichten. Auch das Lektorat kann man, abgesehen von einigen Rechtschreibfehlern und falsch gesetzten Absätzen, durchaus als gelungen bezeichnen.

 

Insgesamt ist „Der Nebel Notre Dames und andere Geschichten“ eine abwechslungsreiche Anthologie zwischen träumerisch-poetisch und traurig-melodramatisch. Wer märchenhafte Kurzgeschichten mag, kann hier ruhig zugreifen.

 

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Der Nebel Notre Dames und andere Geschichten

Autor: Fabienne Siegmund

Deutsche Erstausgabe 2009

Buchgestaltung Ulrich Burger

Covergestaltung Elke Brandt, Manticor Illustrations 2009

Innenillustrationen Elke Brandt und Maik Schmidt

Ulrich Burger Verlag

Taschenbuch, 142 Seiten

ISBN 978-3-9812846-9-0

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 13.05.2009, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 8719