Der Pathologe – Mörderisches Dublin (DVD; TV-Serie; FSK 12)
 
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Der Pathologe – Mörderisches Dublin

Rezension von Christel Scheja

 

In den letzten Wochen wurde eine englische Krimiserie in der ARD ausgestrahlt, die ausnahmsweise einmal nicht in London oder anderen englischen Städten spielt, sondern in Dublin. Die englisch-irische Koproduktion kehrt zudem auch noch in die 1950er Jahre zurück, in denen vieles – auch die Ermittlungsmethoden noch anders waren. In drei Fällen lernt man den Gerichtsmediziner und seine Welt genauer kennen.

 

„Nicht frei von Sünde“ taucht ein in die Welt des Pathologen Quirke, der selbst unter seinen Kollegen als Sonderling gilt und nur selten seine Arbeitsräume im Tiefgeschoss des Dubliner „Holy Family“-Hospitals verlässt.

Doch nun beschäftigt ihn ein Fall besonders. Eine junge Frau ist bei der Entbindung an einer Embolie gestorben, doch er hat bei der Obduktion festgestellt, dass sie eigentlich verblutet ist. Über das Kind selbst gibt es keine Unterlagen, es ist wie vom Erdboden verschwunden.

Quirke fühlt sich berufen, dass herauszufinden, zumal auch noch sein Halbbruder die Finger mit ihm Spiel hat und trifft bald auf Machenschaften, in die nicht nur die Kirche, sondern auch viele Personen aus der Dubliner Gesellschaft verwickelt sind. Und auch zu ihm selbst führen alte Spuren …

„Der silberne Schwan“ beginnt mit einer eher freudigen Begegnung, denn Quirke sieht einen seiner ehemaligen Studenten wieder. Billy Hunt ist nicht nur erfolgreicher Pharmavertreter einer großen Firma, sondern auch verheiratet. Doch ausgerechnet seine Frau Deidre landet kurze Zeit später auf dem Seziertisch des Pathologen. Auch hier wird Quirke hellhörig, denn sie wurde mit den gleichen Mitteln vergiftet wie kurze Zeit zuvor die Frau eines hochrangigen Politikers. Die Spur führt zu einem windigen Kerl namens Leslie White – ausgerechnet den Mann, mit dem Quirkes Tochter Phoebe gerade ausgeht ...

„Eine Frau verschwindet“ und das ist ausgerechnet Phoebes Freundin und Mitstudentin April. Quirke, der gerade eine Entziehungskur hinter sich hat, nimmt Kontakt zu Aprils Bruder Oscar Latimer auf, den er zufällig kennt und stellt fest, dass das Mädchen das schwarze Schaf der angesehenen Familie zu sein scheint. Doch er lässt nicht locker und bringt zusammen mit Inspektor Hackett Dinge ans Licht, die weitreichende Konsequenzen für die Dubliner High Society haben ...

 

Auch wenn die einzelnen Geschichten in sich geschlossene Fälle erzählen, so hängen die Folgen doch zusammen, beschäftigen sie sich doch alle mit der Hauptfigur, deren Vornamen man übrigens nie erfährt. Quirke ist ein gebrochener Mann, gezeichnet durch viele Schicksalsschläge und Probleme, die ihm zum Alkoholiker gemacht haben, vor allem nachdem seine Frau im Kindbett starb und sich eine zweite Liebe dafür entschied, lieber seinen Stiefbruder Malachy zu heiraten.

Die Serie erzählt, wie er noch einmal aus seinem Schneckenhaus ausbricht, um wie jeder andere „Crime noir“-Held wenigstens denen zu helfen, denen Unrecht angetan wurde. Dabei kommt er auch immer wieder in Konflikt mit seiner Familie und erfährt nach und nach deren Geheimnisse, die man ihm bewusst vorenthalten hat – auch das um seine Tochter, die man ihm bewusst vorenthalten hat.

So ist die Serie beides – eine knallharte Krimiserie mit historischem Background, in der ein Gerichtsmediziner zum Ermittler wird und gleichzeitig einen Inspektor zum Freund und guten Partner gewinnt, während sie verzwickte Fälle klären und zudem Sittengemälde und Familientragödie, die einen Einblick in die Doppelmoral der Nachkriegszeit, gerade in der feinen Gesellschaft erlaubt.

Gabriel Byrne taucht tief ein in die Rolle des gebrochenen und leidgeprüften Mediziners. Man nimmt ihm seine eigenwilligen Verhaltensweisen genau so ab wie seine Sucht. Er lässt aber auch immer wieder andere Seiten durchschimmern, die zeigen, wie Quirke vielleicht gewesen wäre, wenn er nicht so viele üble Schicksalsschläge hinter sich hätte.

Aber auch die anderen Darsteller sind gut ausgesucht, Stanley Townsend nimmt man den aus bürgerlichen Verhältnissen stammenden Inspektor genau so ab, wie Aisling Franciosi die lebenshungrige Studentin, die den Dickkopf und Verstand ihres leiblichen Vaters geerbt hat. Und das sind nicht die einzigen, Michael Gambon, Nick Dunning und Geraldine Sommerville verkörpern ihre ambivalenten Figuren ähnlich glaubwürdig.

Deshalb stört es auch gar nicht, dass die Serie eher ruhig erzählt wird, mehr auf Interaktionen und Dialoge setzt, als auf Action und Gewalt. Gerade die ruhigen Szenen sind meistens die eindringlichsten, in denen man aufhorcht und schluckt, die einen nachdenklich zurücklassen, da sie nahe an der Realität der Zeit zu sein scheinen und die dort gezeigte Doppelmoral auch heute durchaus noch vorhanden ist. Dabei stimmt das Ambiente, man fühlt sich direkt in die spießige Gesellschaft der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts zurückversetzt und das liegt nicht nur an Kleidung und Kulissen.

Aus diesem Grunde wundert es nicht, dass die Serie mehrere Preise erhalten hat. Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, nur Extras Mangelware.

 

 

Fazit:

 

Wer hochwertige düstere Krimis mit einem dichten atmosphärischen Hintergrund mag, in denen die Macher auf eine komplexe Geschichte und vielschichtige Charaktere setzen, anstatt auf Action, der sollte sich ruhig „Der Pathologe – mörderisches Dublin“ ansehen, denn die Serie bietet genau diese Mischung auf einem hohen Niveau.

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MEDIUM:

Der Pathologe – Mörderisches Dublin

Regisseur(e): John Alexander, Diarmuid Lawrence, Jim O'Hanlon

Komponist: Rob Lane

Künstler: Roy Sharman, Lorna Marie Mugan, Tony Miller, Louise Kiely, Lisa Osborne, Joan Egan Foglia, Susie Cullen, Sharon Doyle, Andrew Davies, Conor McPherson, David Head, Úna Ní Dhonghaíle, Ed Guiney, Alan Almond, Ruairí O'Brien, John McColgan, Jessica Pope

Format: Dolby, PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

Anzahl Disks: 2

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

Studio: Polyband/WVG

Erscheinungstermin: 29. August 2014

Produktionsjahr: 2013

Spieldauer: 270 Minuten

ASIN: B00KTQF5D2

 

Erhältlich bei: Amazon

Darsteller:

  • Gabriel Byrne

  • Michael Gambon

  • Geraldine Sommerville

  • Aisling Franciosi

  • Nick Dunning

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403290048162eee6c5e
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Erstellt: 10.09.2014, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 13686