Beim Titel Der Riddler: Das erste Jahr drängt sich zwangsläufig der Vergleich mit Frank Millers fast schon legendärem Klassiker Batman: Das erste Jahr auf. Der Comic beschreibt, wie aus dem Wirtschaftsforensiker Edward Nashton der Superschurke Riddler wird. Der hat allerdings wenig mit dem ursprünglichen Rätselkönig oder der Figur, die einst Jim Carey auf der Leinwand verkörperte, zu tun. Es geht hier vielmehr um den Riddler aus Matt Reeves Film The Batman und dessen Vorgeschichte, bei der cineastisch ja noch einige Fragen offen geblieben sind. Dieser Fokus ist bei einem Blick auf den Autor des Comics kaum verwunderlich. Es handelt sich hier nämlich um Paul Dano, der den Riddler bzw. Edward Nashton im Film spielte. Wie schlägt sich der erfolgreiche Schauspieler als Autor?
Paul Dano nimmt sich viel Zeit, um »seine« Figur, Edward Nashton, auszuloten. Dabei rückt die Handlung des Comics, bei der es um die Aufklärung von Korruption in Gotham geht, etwas in den Hintergrund. Stattdessen kreiert Dano ein packendes Psychogramm der Titelfigur. Dadurch tut er in etwa für den Riddler das, was der Film Joker für den Clownprinzen des Verbrechens geleistet hat. So erhält der Charakter eine besondere Tiefe, die nur wenige Comicfiguren erreichen. Gleichzeitig liefert der Autor aber mehr als »nur« einen Comic ab. Sein Werk enthält nämlich auch zahlreiche Aufzeichnungen von Edward Nashton, die einen direkten Blick in seine Psyche ermöglichen und zudem einige Anspielungen enthalten. Wer sich auch nur entfernt für den Riddler und dessen Antrieb sowie innere Verfasstheit interessiert, wird hier fündig. Dabei wird förmlich greifbar, wie sehr Paul Dano seine Rolle studiert hat und in sie eingetaucht ist. Zum Meisterwerk reicht es allerdings dann doch nicht. Dafür verschleppt Dano an einigen Stellen das Tempo zu sehr und strukturiert sein Werk nicht ganz optimal. So besteht etwa das fünfte Kapitel praktisch nur aus Aufzeichnungen von Edward Nashton. Hier wäre es besser gewesen, diese stärker auf den kompletten Band zu verteilen. Zudem sind einige der an sich schön kreierten »handschriftlichen« Texte leider nur schwer lesbar.
Die visuelle Umsetzung durch Stevan Subic (M.O.R.I.A.T.Y.) ist genauso so ungewöhnlich und eigenwillig wie die Arbeit des Autors. Subic geht es weniger darum, tolle Bilder zu schaffen, die Betrachter ansprechen. Mit seinen ausdrucksstarken Zeichnungen gewährt er stattdessen oft auch einen Einklick in die Seele von Nashton. Diese Bilder bilden dann auch nicht (nur) die Realität, sondern die Verfasstheit der Hauptfigur ab. Dementsprechend düster und rätselhaft wirken einige Panels, in denen selten einige knallige Farben – oft Rottöne – für visuelle Ausrufezeichen sorgen. So kreiert der Serbe eine dunkle Stimmung, die hervorragend mit der Textebene harmoniert. Allerdings wirken einige Zeichnungen von Stevan Subic etwas zu skizzenhaft. Zudem wäre es wünschenswert, dass der Serbe an einigen markanten Stellen noch mehr Mut zum Großformat zeigen würde, damit seine Bilder eine stärkere Wirkung entfalten könnten.