Der Uhrmacher in der Filigree Street von Natasha Pulley
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
London, Oktober 1883. Eines Abends kehrt Thaniel Steepleton, ein einfacher Angestellter im Innenministerium, in seine winzige Londoner Mietwohnung heim. Da findet er auf seinem Kopfkissen eine goldene Taschenuhr. Es ist ihm ein Rätsel, was es mit ihr auf sich hat. Sechs Monate später explodiert im Gebäude von Scotland Yard eine Bombe. Steepleton wurde gerade rechtzeitig gewarnt, weil seine Uhr ein Alarmsignal gab. Nun macht er sich auf die Suche nach dem Uhrmacher und findet Keita Mori, einen freundlichen, aber einsamen Mann aus Japan. So harmlos Mori auch scheint, eine Kette von unheimlichen Ereignissen deutet schon bald darauf hin, dass er etwas zu verbergen hat …
Rezension:
Thaniel Steepleton arbeitet als Telegraf im Innenministerium. Sein Leben ist alles andere als spannend. Das ändert sich, als eines Tages in seine Wohnung eingebrochen wird. Doch statt etwas zu stehlen, lässt der Einbrecher eine Taschenuhr zurück. Monate später warnt diese Uhr Thaniel vor einer Bombenexplosion. Die Nachforschungen führen ihn zu einem japanischen Uhrmacher namens Keita Mori, der die aufwändige Uhr geschaffen hat. Ist er auch der Bombenleger? Obwohl der Mann fließend Englisch spricht, sind seine Aussagen sehr verwirrend.
Natasha Pulleys historische Urban Fantasy hebt sich stark vom Gewohnten ab. Urban-Fantasy-Geschichten, die im viktorianischen London angesiedelt sind, kennt der Genre-affine Leser natürlich einige, doch diese ist in vielerlei Hinsicht anders. Wobei sich allerdings erweist, dass »anders« nicht unbedingt gleichbedeutend mit »besser« ist.
Die Story ist über weite Teile schlicht verwirrend, auch wenn sich am Ende das meiste (weitgehend) aufklärt. Dass sich Mori an die Zukunft ›erinnern‹ kann, wird dabei allerdings recht früh klar. Das erklärt allerdings nicht so manche völlig unerwartete Wendung. Beispielsweise umarmen sich die beiden Männer in einer Szene plötzlich innig, ohne dass zuvor auch nur die kleinste Andeutung auf eine sich herausbildende gegenseitige Anziehung erkennbar war. Eine weitere Hauptfigur, die Studentin Grace Carrow, die versucht, sich im von Männern dominierten Wissenschaftsbetrieb zu etablieren, bleibt doch eher eine Randfigur, obwohl ganze Kapitel aus ihrer Sicht erzählt werden. Für die eigentliche Geschichte wäre sie weitgehend verzichtbar gewesen.
Leider erweist sich auch der Stil der Autorin nicht gerade als mitreißend, sodass die im Grunde interessante Idee nur zu einem eher durchschnittlichen Buch führt.
Fazit:
Eine außergewöhnliche Handlungsidee muss leider nicht immer zu einem wirklich überzeugenden Buch führen – wie dieses hier beweist.
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