Der unsterbliche Prinz (Autorin: Jennifer Fallon; Gezeitenstern-Saga Bd. 1)
 
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Der unsterbliche Prinz von Jennifer Fallon

Reihe: Gezeitenstern-Saga Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

Neben Sara Douglass und Trudi Canavan ist Jennifer Fallon die dritte australische Autorin, die mit ihren Romanen auch in Deutschland große Erfolge feiert. In einer gut gewöhlten Mischung aus Abenteuer, Fantasy und Romantik spricht sie vor allem ein weibliches Publikum an, das nicht nur zarte Liebesgeschichten, sondern auch tatkräftige Helden präsentiert bekommen möchte.

 

Die „Gezeitenstern-Saga“ ist ihre neue Saga. Sie beginnt mit einer Hinrichtung die nicht ganz so verläuft, wie man es erwarten könnte. Der gehängte Delinquent stirbt nämlich nicht, sondern erwacht trotz eines gebrochenen Genicks wieder zum Leben und behauptet, unsterblich zu sein, ja sogar eine Figur aus den ältesten Legenden des Landes: Ein Gezeitenfürst.

Da man nicht weiß, was man mit ihm tun soll, schafft man ihn in den Kerker zurück und bringt ihn dort in den Zellen für die Schwerverbrecher unter. Auch dem Spion des Königs, der ihn verhört erzählt er nichts anderes: Er sei Cayal, der unsterbliche Prinz, einer der mächtigen Gezeitenfürsten, die über göttergleiche Magie verfügen, wenn nicht gerade kosmische Ebbe herrscht - das heißt, die magischen Kräfte an andere Orte abgeflossen sind. Die Bluttat, die er begangen hatte, diente einzig und allein dazu, zu sterben.

Natürlich glaubt der Mann ihm nicht, berichtet aber einer befreundeten Wissenschaftlerin und Freundin davon. Arkady Desan, die Fürstin der Region, wird neugierig und beschließt, sich den Mann selbst einmal genauer anzusehen. Auch wenn sie nicht glauben will, was er sagt, so lauscht sie doch fasziniert seiner Lebensgeschichte, die er ihr bereitwillig erzählt. Vor mehr als achttausend Jahren war er selbst noch ein Sterblicher, der Prinz eines lange vergangenen Reiches. Nachdem er Blutschuld auf sich geladen hatte, wurde er verbannt und gelangte nach langer Irreise zu einem geheimnisvollen Tempel, in dem eine nie verlöschende Flamme brannte. Und ehe er wirklich begreifen konnte, was mit ihm geschah, hatte die Priesterin des Ortes, die ihn zum Geliebten genommen hatte, zu einem der ihren gemacht, einem Unsterblichen, der auch noch Zugang zur Magie fand.

Von ihr wurde er dann auch noch in die Gesellschaft der Gezeitenfürsten eingeführt, die sich in ihrer Langeweile bereits wie Götter fühlen und Menschen wie Tiere nach ihrem Gutdünken manipulieren. Später erschaffen sie auch eigene Rassen, die ihnen bedingungslos gehorchen müssen: Crasii und Feliden.

Je mehr Cayal von sich erzählt, desto mehr beginnt die junge Frau zu begreifen, dass die Menschen in großer Gefahr sind. Zwar herrscht schon seit tausend Jahren Ebbe in der magischen Kraft, aber der Zustand, in dem die Gezeitenfürsten eher machtlos sind und nur nicht sterben können, ist fast vorüber. In weniger als einem Jahr kehrt die Magie zurück, und damit werden auch die Unsterblichen wieder aus ihren Verstecken kommen, und die Herrschaft über die sterblichen fordern...

Arkady beginnt ihm zu glauben und lässt ihn sogar frei. Sie ahnt aber nicht, dass die Gefahr schon längst in ihrer Nähe lauert und bereits dunkle Ränke gesponnen hat - in der Gestalt des Geliebten ihres Mannes.

 

Jennifer Fallon weiß, wie sie ihre Leser fesseln kann. Der Roman beginnt nach dem etwas kryptischen Prolog, dessen Bedeutung sich erst später erschließen wird mit der recht spektakulären Hinrichtungszene. Sie wird aus der Sicht des genervten Delinquenten geschildert und bleibt neben den Ich-Erzählungen der Vergangenheit die einzige aus der Sicht des Gezeitenfürsten.

Alle anderen werden aus dem Blickwinkel der Figuren geschildert, die mehr oder weniger mit ihm zu tun haben - sei es Akardy Desan, die ihre Faszination bald nicht mehr hinter wissenschaftlicher Neugier tarnen kann oder der Crasii Warlock, der wesentlich intelligenter als viele seiner Rasse ist und neben den alten Überlieferungen vor allem seinem Instinkt traut.

Nach und nach entfaltet sich die Geschichte der Gezeitenfürsten und man ahnt, dass einige noch sehr viel Ärger bereiten könnte - gegen den die Schwierigkeiten, die Arkady und ihr Mann Herzog Stellan Desan kämpfen müssen, wie Nichtigkeiten erscheinen.

In einer Nebenhandlung werden die typischen Ränkespiele in einer adligen Gesellschaft wiedergegeben, die mehr mit Cayals Erzählungen zu tun haben, als man zunächst denkt.

Sehr actionreich ist das Buch nicht, selbst in den Szenen aus der Vergangenheit spielen eher die Interaktion zwischen den Charakteren und ihre Ideen eine Rolle als Kämpfe und wilde Abenteuer. Erst zum Ende hin geht es etwas mehr zur Sache, als eine Person ihr wahres Gesicht enthüllt und sich die ersten Fronten auftun. Garniert ist das ganze mit einer zarten Liebesgeschichte, was aber genau so wie die Homosexualität von Arkadys Gatten nicht in dem Maße ausgewalzt wird.

Viel mehr steht die Vorstellung der Welt, ihrer Völker, Gefahren und der wichtigsten Personen im Vordergrund. Man merkt richtig, wie Jennifer Fallon den Grund bereitet, um im nächsten Band richtig los zu legen. Zwar spart sie dabei nicht mit Klischees aus Fantasy- und Liebesromanen, aber die Figuren sind so liebevoll beschrieben, die Welt so überzeugend kreiirt, dass man ihr dies nicht übel nimmt und gerne weiter liest. Das Buch hat trotz seiner Dicke und der ruhigen Handlung keine Längen und macht Lust auf mehr.

 

„Der unsterbliche Prinz“ ist vielleicht nichts für Leser, die leichtgängige Abenteuer mit einer gut überschaubaren Handlung mögen, wendet sich aber an alle, die ausgefeilte Hintergründe mit lebendigen Figuren und einem sich langsam entwickelnden epischen Plot lieben. Und wenn man auch kleinen Romanzen zwischen den Hauptfiguren nicht abgeneigt ist, wird man noch zufriedener sein.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042618470854aa5f0c
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Der unsterbliche Prinz

The immortal Prince, 2007

Reihe: Gezeitenstern-Saga, Bd. 1

Autorin: Jennifer Fallon

Paperback mit KLappbroschur, 652 Seiten

LYX/Egmont Verlagsgesellschaften, Köln, erschienen April 2008

ISBN 978-3-8025-8146-5

Übersetzung aus dem Englischen von Katrin Kremmler und Rene Satzer

Titelbildgestaltung von Anke Koopmann, unter Verwendung von Karten aus dem Rider-Waite-Tarot

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 02.05.2008, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 6405