Der verlorene Troll (Autor: Charles Coleman Finlay)
 
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Der verlorene Troll von Charles Coleman Finlay

Rezension von Christel Scheja

 

Das klassisches Thema, des Jungen, der unter Tieren oder in einer primitiven Gesellschaft zu einem Naturburschen heran wächst, der die Heimtücke und Hinterlist der Menschen erst noch kennen lernen muss, ist auch in der Fantasy nicht unbekannt.

Immer wieder sind Kinder von Völkern aufgenommen worden, die allgemein als Monster oder geistlose Kreaturen gelten und haben später versucht als Mittler zu dienen, ihren Platz unter den Menschen zu finden, oder ihre eigene Rasse am Ende doch wieder zu verleugnen und zu ihrem wahren Volk zurück zu kehren.

 

In „Der verlorene Troll“ von Charles Coleman Finlay fliehen der junger Ritter Yvon und die Amme Xaragitte mit dem kleinen Erben aus der gerade erst gefallenen Burg, um sein Leben zu retten. Nach einer verzweifelten Irreise, verfolgt von den Häschern der Eroberer und begleitet von Verrat und Not, finden sie in der Einöde und einer verlassenen Höhle schließlich den Tod.

Auch das Kind wäre zum Sterben verurteilt, wenn sich seiner nicht eine Trollmutter annehmen würde, die gerade erst ihre eigene Tochter verloren hat. Gegen den Willen der anderen und ihres Gefährten Ambrosius verteidigt Windy den kleinen Menschenjungen und zieht ihn an Kindes Statt auf.

Die anderen Trolle nennen den Jungen „Made“, obwohl er eigentlich „Clay“ heißt. Doch obwohl das verächtlich gemeint ist, stört sich dieser nicht daran und wird trotz aller Widerstände erwachsen. Als die Zeit gekommen ist, um sich eine Gefährtin zu suchen, spürt er allerdings, dass er unter den Trollen selbst keine finden wird.

So zieht er hinaus in die Welt der Menschen und versucht deren Lebensweise kennen zu lernen. Obwohl er sogar einige Freunde findet, die sich die Zeit und die Geduld nehmen, um ihm bei zu bringen, worauf es bei ihnen ankommt, bleibt „Made“ doch immer ein Fremder unter Seinesgleichen. Er bewahrt sich die Weltsicht seiner Zieheltern und blickt daher durch manch ein Verhalten, dass den Menschen gar nicht mehr auffällt. Ihn widern Lügen, Verrat und Heimtücke - wie auch die Machtgier mancher Menschen einfach nur an. Und den im Lande tobenden Krieg um Land und Herrschaft versteht er schon gar nicht.

Allein eine Frau fasziniert ihn, die er gerne für sich gewinnen würde. Er ahnt jedoch nicht, dass die junge Edeldame Portia, die Stelle einnimmt, die ihm kraft seiner Geburt eigentlich einst gebührt hätte...

 

„Der verlorene Troll“ ist ein eher stiller Roman, in dem es dem Autoren lieber um die Darstellung des Zusammenlebens der Menschen und Trolle geht als um eine komplexe Handlung oder überraschende Wendungen. Er konzentriert sich auf die Figuren und zeigt, wie sie sich durch die Situation entwickeln, wie vor allem Clay alias Made in beiden Kulturen seine Erfahrungen macht und schließlich eine Entscheidung für sich trifft.

Daher bleibt die Beschreibung des zu Grunde liegenden Konflikts eher blass, auch die gesellschaftlichen Strukturen, die sich etwas vom patriarchalischen und mittelalterlichen Weltbild vieler Fantasy-Romane unterscheiden werden nur angerissen. Actionszenen werden eher verhalten eingesetzt und dienen nur zur Abrundung des Geschehens, sie sind nicht Hauptzweck, wie in vielen anderen modernen Romanen.

Das gelingt dem Autoren sehr gut, so dass man den jungen Helden und seine Entscheidung am Ende sehr gut verstehen kann.

 

Daher sollte man schon ein Fan von eher charakterzentrierten Fantasy-Romanen sein, die keine epische, sondern eine sehr menschliche Geschichte erzählen wollen, und die Entwicklung ihrer Figuren über Action und Mysterien setzen.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404261338436ace1660
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Der verlorene Troll

Autor: Charles Coleman Finlay

broschiert - 444 Seiten

Klett-Cotta, erschienen März 2007

ISBN 978-3-608-93786-2

Übersetzung aus dem Englischen von Anja-Hansen Schmidt

Titelbildgestaltung von Thomas Thiemeyer

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 05.04.2007, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 3757