Der weiße Wanderer von Ralf Isau

Reihe: Der Kreis der Dämmerung Bd.3

Rezension von Carmen Huber

 

Davids Jagd auf den Kreis der Dämmerung geht weiter, und leider ist bei weitem noch kein erfolgreiches Ende in Sicht. Denn bis jetzt ist es David erst gelungen, zwei Mitglieder des Geheimzirkels auszuschalten. Damit bleiben neben Lord Belial immer noch neun, während Davids 100-jähriges Lebensmaß beinahe schon zur Hälfte vorbei ist! Aber trotzdem hat David schon viel erreicht und ist inzwischen zu einem ernstzunehmenden Gegner für den Kreis der Dämmerung geworden. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten hat er perfektioniert, und er steht dem Geheimzirkel auch nicht mehr alleine gegenüber – viele Freunde und Gleichgesinnte unterstützen ihn und versorgen ihn mit Informationen. Doch die nun schon so lange andauernde Jagd hat David auch verändert. Er wurde zu einem „weißen Wolf“, einem unerbittlichen, aber auch einsamen Jäger. Denn der Gedanke, dass ein neuer Freund den vielen anderen geliebten Menschen, die bereits dem Kreis der Dämmerung zum Opfer fielen, in den Tod nachfolgen könnte, ist für ihn unerträglich.

 

Inzwischen ist David wieder auf der Spur des nächsten Logenbruders Belials. Ein vager Hinweis seines alten Freundes Balu Dreibein führte ihn nach Indien, von wo aus sie sich zusammen wieder auf die „Jagd“ machen – eine Jagd, die ihn über den ganzen Globus führt. Dann erhält er plötzlich Unterstützung von einem mysteriösen Wohltäter, der sich immer wieder als Retter in der Not einschaltet, dabei aber stets im Dunkeln bleibt und vom Geheimen aus waltet. Und so drängt sich für David noch eine Frage auf: Wer weiß genug von ihm und seinem Kampf, um ihm so wertvolle Unterstützung zu geben, und verschweigt trotzdem seine Identität?

 

 

Der dritte Band von „Der Kreis der Dämmerung“ setzt da an, wo Band 2. „Der Wahrheitsfinder“ aufhört und umfasst die Jahre 1946 – 1958. Die religiösen Unruhen in Indien werden dabei genauso geschildert wie die Koreakrise, und meist erfährt man aus Davids Sicht direkt vor Ort von den Geschehnissen. Im ganzen gesehen ist „Der weiße Wanderer“ besser als seine Vorgänger – die Geschichte liest sich flüssig und bleibt spannend, ohne ausschweifende Beschreibungen und exakte Wiedergabe politischer Vorgänge. Auch David als Hauptfigur ist nun endlich selbstständiger geworden und hat sich weiter entwickelt – gezeichnet durch seine Verluste hat er sich nun endlich aufgerappelt und nimmt sein Schicksal selber in die Hand. Im Vertrauen auf seine außergewöhnliche Fähigkeiten wird er jetzt vom Gejagten zum Jäger, und ist inzwischen eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Bruderschaft. Immer noch störend allerdings ist, dass David als „Wahrheitsfinder“ jedem alles entlocken kann und dass er durch diese Gabe sofort Freunde findet, die ihn dann auch tatkräftig unterstützen. Dafür ist aber der Rest inzwischen realistischer: Langsam plagen David Geldprobleme (wenn auch keine gravierenden), seine Suche geht nicht immer besonders gut voran und oft entpuppen sich vielversprechende Hinweise als falsche oder unwichtige Fährten. So wirkt David um einiges mehr menschlich und glaubwürdiger.

 

Sehr interessant allerdings ist der mysteriöse Wohltäter Davids, der immer wieder am Rande kurz auftaucht und dabei aber stets im Dunkeln bleibt. Die Identität des geheimen Fremden (falls es denn ein Fremder ist – wer weiß?) bleibt allerdings noch im Dunkeln, sodass man schon gespannt dem vierten Band entgegen blickt, denn noch viele Geheimnisse sind zu lüften. Doch auf die Fortsetzung muss man nicht lange warten: Band vier, und damit der Abschluss der Reihe, „Der unsichtbare Freund“ ist bereits als Taschenbuchausgabe erhältlich.