Der zweite Hund von Herman Cyril McNeile
Hörspiel
Reihe: Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs Folge 44
Rezension von Cronn
Der berühmteste Detektiv der Welt ist ohne Zweifel Sherlock Holmes. Und auch sein Chronist ist nicht aus der Welt der Kriminalromane wegzudenken: Doktor Watson. Aus ihrer Residenz in der Baker Street heraus lösen sie Kriminalfälle aller Art.
Inzwischen sind in der Sherlock-Holmes-Reihe nahezu alle überlieferten Originalfälle veröffentlicht worden. Aber Marc Gruppe und Stephan Bosenius haben mit ihrer Sub-Serie Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs eine gelungene Idee umgesetzt: Hier werden Geschichten anderer Autoren auf Sherlock-Holmes-Geschichten umgeschrieben und als Hörspiele veröffentlicht.
Das ist einerseits eine dramaturgische Gratwanderung, andererseits ein ökonomisches Bravourstück, das bei gelungenen Adaptionen auf den Zuhörer fesseln kann.
Nun ist mit dem Fall 44 der Reihe eine weitere Umsetzung eines Werkes von Herman Cyril McNeile erschienen. Sie trägt den Titel Der zweite Hund. Wie gelungen diese Adaption geworden ist, soll die nachfolgende Rezension aufzeigen.
Verlagsinfo:
Eigentlich besuchen Holmes und Watson anlässlich eines Golf-Turniers bloß eine Party in Croxton Hall, als der allseits unbeliebte Daniel Benton ermordet wird. Der Schuldige ist schnell gefasst, und sein Motiv lässt keinen Zweifel an der Tat zu. Der Meisterdetektiv entschließt sich dennoch, den Tatort in Augenschein zu nehmen, und macht eine Entdeckung, die den Verdächtigen entlasten könnte …
Soweit der offizielle Pressetext, der durchaus stimmig die Grundprämisse umschreibt. Daher kann sofort zur Kritik übergegangen werden.
Kritik:
»Der zweite Hund« erinnert von der Beschreibung des Tatorts und der Mordwaffe her an den Originalfall Der Schwarze Peter, der auch bereits in dem Computergame Sherlock Holmes – Crimes And Punishment virtuell umgesetzt wurde.
Auch hier ist eine Harpune die Tatwaffe und die vorgefundene Leiche ist ebenfalls ein ehemaliger Seemann. Damit erschöpfen sich die Ähnlichkeiten allerdings. »Der zweite Hund« zeigt Sherlock Holmes und Doktor Watson sehr agil bei ihrem Landausflug. Auch die Dienerschaft wird dargestellt, was der stimmigen Atmosphäre gut tut. Die Sprecher sind auf gewohnt hohem Niveau, wobei Mrs. Hudson schwer vermisst wird, die stets einen angenehm humoristischen Zug mit in die Hörspielreihe brachte. Die Kappeleien zwischen Watson und Holmes wurden zugunsten einer intellektuellen Reiberei zwischen Holmes und dem örtlichen Polizeibeamten zurückgefahren. Diese Reiberei erinnert frappierend an die Auseinandersetzungen zwischen Holmes und Inspektor Lestrade.
Der Fall selbst ist für einen versierten Zuhörer recht schnell durchschaubar, bezogen auf den Hintergrund, was aber dem Genuss des Hörspiels keinen Abbruch tut. Die Handlung ist farbig, abwechslungsreich und wird getragen von einem blasiert wirkenden Holmes, der die Balance zwischen Arroganz und Sympathie meistert.
Fazit:
Mit »Der zweite Hund« von Herman Cyril McNeile gelingt Marc Gruppe eine sehr gute Holmes-Adaption.
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