Descent – Uncut Edition (DVD; FSK 18)
 
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Descent

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

Es gibt heikle Themen, die in Romanen und Filmen nicht immer leicht umzusetzen sind, da die Autoren genau abwägen müssen, wie weit sie gehen dürfen, um das zu erreichen, was sie wollen. Das gelingt leider nicht immer und manchmal geht der Schuss auch nach hinten los. Zu diesen Tabus, die immer wieder gerne aufgegriffen werden gehört auch das Thema „Vergewaltigung und Rache“. Hier reicht das Spektrum irgendwo zwischen ernst zu nehmendem Drama bis hin zu sinnfreiem Gemetzel.

 

„Descent“ erzählt die Geschichte der jungen Studentin Maya, die eher zu den stillen und zurückhaltenden Mädchen gehört, die weder auffallen noch viel von sich aus unternehmen. Sie reagiert meistens nur auf das, was ihr geschieht und schluckt den Ärger hinunter.

Eines Tages wagt sie sich auch einmal auf eine Party. Dort flirtet sie mit dem lebhaften und freundlichen Jared. Allerdings weiß sie nicht, dass der junge Mann sehr schnell zur Sache zu kommen pflegt. Weil er nicht gewohnt ist, dass sich ein Mädchen im Bett sträubt und ihn bittet, mit einen Liebkosungen aufzuhören, vergewaltigt er sie schließlich und behandelt sie dabei wie jede x-beliebige Schlampe. Danach geht er ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.

Maya tut das, was sie immer getan hat. Sie schluckt und verdrängt, beseitigt die Spuren der Vergewaltigung und lebt weiter, als sei nichts geschehen. Vergessen kann sie allerdings nichts, und die Schande wühlt weiter in ihr. Während sie den meisten anderen gegenüber noch abweisender und zurückhaltender wird, erkennt sie nach dem Besuch und der Annahme eines Jobs in einem Nachtclub, dass genau dieser raue Umgang mit der Sexualität ihr hilft den Schmerz zu vergessen und zu bekämpfen. Nach und nach beginnt sie sich zu verändern, führt ein Doppelleben und findet in dieser dunklen und bizarren Welt, sogar Freunde, die bereit sind, ihr zu helfen.

Denn als Maya zufällig Jared wieder trifft, reift in ihr der Plan, sich zu rächen. Und diesmal ist sie nicht mehr länger das unschuldige und naive Mädchen, das sie ihm vorgaukelt, um, ihn schließlich in die Falle zu locken.

 

„Rape und Revenge“-Movies, nennt man das Genre, zu dem auch „Descent“ gehört. Bereits in den 1980er Jahren rächten sich Frauen an ihren Peinigern. All diesen Geschichten ist gemein, dass die Heldinnen ihre Naivität und Unschuld verlieren und mit ihrer Rache bewusst eine Straftat begehen. Das ist auch bei Maya nicht anders, die zwar zuerst stoisch weiter zu machen versucht, dann aber Vergessen und Linderung in völlig entgegen gesetztem Verhalten sucht und ihrerseits Jared verführt und schließlich sogar dazu bringen, sich ihr freiwillig auszuliefern. Erst nachdem sie ihn so weit hat, zahlt sie es ihm mit gleicher Münze heim. Interessanterweise endet der Film gleich nach der Racheszene, die mit schonungsloser Offenheit gezeigt wird und lässt den Zuschauer überrascht und geschockt aber auch ziemlich nachdenklich zurück. Denn was danach geschieht kann er sich nun selbst ausmalen.

Ganz so offenherzig wie man meinen mag, sind die Sex-Szenen nicht, da man im Prinzip nicht viel zu sehen bekommt, da die Kamera meistens auf den oberen Teil des Körpers gerichtet ist und mehr zeigt, wie Opfer und Täter reagieren. Das rechtfertigt durchaus die fehlende Jugendfreigabe, ebenso wie die stellenweise sehr derbe Sprache.

Rosario Dawson tut sich erst sehr schwer, die schüchterne Maya zu spielen, was sich aber im Verlauf des Films schlagartig bessert. Chad Fausts Charakter bleibt eher blass, was zum Teil am Drehbuch, dann aber auch am Schauspieler liegen mag, der nicht wirklich den flotten Playboy und Frauenverführer spielen kann.

Der Rest der Figuren bleibt nicht in Erinnerungen sondern rauschen eher am Zuschauer vorbei, da der Film sehr intensiv auf Maya gerichtet ist und sie von Anfang bis Ende in den Mittelpunkt stellt.

„Descent“ ist ein sehr ruhiger Film. Stellenweise zieht er sich ziemlich hin, so dass man sich gerade im Mittelteil ziemlich langweilt. Besser wird es erst, als sie aus ihrem Schneckenhaus heraus kommt und ihre Rache vorbereitet. Zwar wirkt diese ziemlich erschreckend und grausam, aber gerade die schonungslose Offenheit der Darstellung und das offene Ende gehen unter die Haut. Deshalb kann man den Film durchaus als Drama bezeichnen, weniger als Thriller. Schockierend ist hier nicht der Sex, ehe die sie begleitende Gewalt.

An Extras gibt es einiges, einen Audiokommentar, Deleted Scenes, Fragen & Antworten, Interviews, einen Blick hinter die Kulissen, Trailer und nicht zuletzt die unvermeidliche Trailershow zu anderen Filmen. Bild und Ton sind so gut, wie man es von einem Low-Budget-Film erwarten sollten.

 

 

Fazit:

Insgesamt erweist sich „Descent“ zwar als ein Film, der das Thema angemessen aufgreift und am Ende den Zuschauer selbst entscheiden lässt, was er von der ganzen Sache denken soll, aber dafür hat er auch ziemliche Längen, die einiges an Geduld fordern, ehe es wirklich zur Sache kommt.

Das Drama wirkt vor allem durch das offene Ende nach und regt zum Nachdenken an, während die Figuren selbst in großen Teilen des Films eher blass wirken – aber vielleicht ist das auch Absicht, um Sympathie und Antipathie möglichst gering zu halten.

Interessant ist er aber letztendlich nur für diejenigen, die solche Geschichten als Hauptthema mögen.

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DVD:

Descent – Uncut Edition

USA 2006

Regisseurin: Talia Lugacy

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bildseitenformat: 16: 9

Umfang: 1 DVD

FSK: 18

WVG Medien, 28. August 2009

Spieldauer: 100 Minuten

 

ASIN: B002AA0GHU

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Extras:

Audiokommentar

Deleted Scenes

Fragen & Antworten

Interviews

Blick hinter die Kulissen

Trailer

Darsteller·innen:

  • Rosario Dawson

  • Chad Faust

  • Marcus Patrick


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Erstellt: 01.11.2009, zuletzt aktualisiert: 10.09.2023 10:58, 9470