Die Begabte von Trudi Canavan
Reihe: Die Magie der tausend Welten Band 1
Rezension von Christel Scheja
Rezension:
Die australische Autorin Trudi Canavan hat sich seit ihren Romanen um Die Gilde der Schwarzen Magier eine treue Fangemeinde erschrieben, so dass auch ihre neuen Zyklen und Romane genügend Abnehmer finden. Der neuste Streich ist Die Magie der tausend Welten, in der wieder alle Zutaten zu finden sind, die ihre Geschichten so beliebt machen.
Tyen, Student an der Akademie und hochbegabter Magier entdeckt bei einer Ausgrabung, zu der er seinen Professor begleitet hat, in einem Sarkophag überraschenderweise ein gut erhaltenes Buch – ein magisches Werk in dem der Geist einer Frau schon seit fast tausend Jahren gefangen ist. Sie ist dazu verdammt, alles Wissen in sich aufzunehmen. Und deshalb ist ihr auch klar, dass Tyens Heimat eine Katastrophe droht, wenn niemand bereit ist, etwas dagegen zu tun. Der junge Mann will alles dafür tun, ihr und seiner Welt zu helfen, aber dagegen hat das Schicksal in Gestalt der Akademie und ihrer strengen Vorgaben etwas einzuwenden, so dass nur eine Möglichkeit bleibt – die gemeinsame Flucht.
An einem anderen Ort versucht Rielle damit fertig zu werden, dass sie magische Kräfte besitzt – etwas, was in ihrer Heimat mehr als verpönt ist, denn die Engel, in deren Namen die Priester herrschen, haben Zauberei unter strengste Strafen gestellt. Doch irgendwann kommt der Tag, an dem sie nicht länger verbergen kann, was sie kann und ist, denn niemand ist dazu in der Lage, ihr den Umgang mit ihren Kräften zu vermitteln …
In zwei getrennten Handlungssträngen erzählt Trudi Canavan vom Schicksal ihrer Helden. Man darf sich sicher sein, dass die beiden eines Tages aufeinander treffen werden, aber das ist bisher noch nicht der Fall.
Stattdessen werden sowohl Tyen als auch Rielle in eine Ecke gedrängt, in der sie sich gegen alles stellen müssen, an das sie bisher glaubten und dadurch zu Außenseitern und nachher sogar Flüchtlingen werden.
Allerdings bleibt die Autorin den gängigen Konventionen treu, denn der junge Gelehrte und Magier arbeitet viel aktiver gegen sein Schicksal an, handelt, auch wenn es ihm manchmal schwer fällt, die junge Frau mag zwar innerlich aufbegehren, aber sie lässt sich mehr treiben und von anderen mitreißen. Und das sind nur einige der Klischees, denen die Helden begegnen.
Der kulturelle Hintergrund bleibt außergewöhnlich schwach. Auf der einen Seite haben wir das hoch entwickelte und auf Magie wie Wissenschaft basierende Reich, das mit Luftwagen und Eisenbahnen hantiert, auf der anderen Seite die von einer strengen Religion geprägte Gesellschaft, in der alles und jeder seinen Platz hat und Magie keine Gabe mit der man lange glücklich wird.
Die Handlung ist routiniert aufgebaut, besitzt ihre Höhepunkte und Überraschungsmomente, aber dennoch fehlt ihr etwas. Mag es an den Figuren liegen, die nicht so richtig fesseln können, an den Klischees, die die Autorin benutzt oder das mit Cliffhangern versehene Ende, der Eindruck bleibt sehr zwiespältig, die Geschichte lässt sich zwar nett lesen, aber leider nicht mehr.
Fazit:
Alles in allem ist Die Begabte ein solider Roman aus der Feder von Trudi Canavan und der Auftakt der offensichtlich zweibändigen Reihe »Die Magie der tausend Welten«. Das Buch lässt sich flüssig lesen, ist aber inhaltlich nicht unbedingt eine Offenbarung, da die interessanten Ideen zu klischeehaft abgehandelt werden und die Figuren insgesamt zu oberflächlich wirken.
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