Reihe: Shadowmarch Bd. 3
Rezension von Christel Scheja
Tad Williams ist nicht nur durch seine episch angelegten Werke „Otherland“ und „Der Drachenbeinthron“ bekannt geworden, sondern als Autor, der gerne sehr viele Worte macht. So erweist es sich, dass die erst als Trilogie geplante “Shadowmarch”-Reihe nun doch noch einen vierten Band erhalten wird, wie er bereits in seinem Vorwort zugibt. So spinnt also das dritte Buch die Geschichte nur weiter, anstatt sie vollständig abzuschließen.
Das Reich Südmark ist gefallen, da der sich König immer noch in der Gefangenschaft der feindlichen Xis befindet und die aus den Schatten aufgetauchten Elfen aus dem Volk der Qar die Festung Südmark belagern. Zugleich versucht der Ursupator Hendon Tolly im Namen des jüngsten Kindes des Königs die Regentschaft über Südmark auszuüben, nachdem der Kronprinz gefallen ist und seine jüngeren Geschwister, die Zwillinge Briony und Barrick verschwunden zu sein scheinen. Doch das ist gar nicht so einfach, da die Festung immer noch eingeschlossen ist.
Hinter den Kulissen haben die beiden jungen Leute, die nicht so tot sind, wie viele glauben, schon längst den Kampf gegen die Feinde aufgenommen und versuchen auf unterschiedlichen Wegen etwas dagegen zu tun, dass sich die alten Rassen nun rächen wollen, weil die Menschen sie vor vielen Jahrhunderten aus ihren angestammten Gebieten vertrieben haben und auch alte Feinde aus dem Süden in das Land vorzudringen versuchen.
Barrick hat sich hinter die Schattengrenze, in das alte Reich der Elfen gewagt und versucht immer noch einen magischen Spiegel nach Qul-na-Quar zu bringen, wie er es einem verstorbenen Weggefährten versprochen hat. Sein einziger Begleiter ist nun nur noch ein sprechender Rabe. Derweil ist Hauptmann Vansen in das Herz des Reiches zurückgekehrt und kümmert sich darum, den Widerstand zu schüren. Dabei bindet er auch das nichtmenschliche Volk der Funderlinge mit ein.
Briony schließlich sitzt am Hof von Syan fest und braucht eine ganze Weile, um heraus zu finden, wer ihr dort wohlgesonnen ist und wer nicht. Vor allem bekommt sie nun auch noch Gewissensbisse, da sie etwas mehr als nur Freundschaft zu dem regierenden Prinzen entwickelt, dessen Hilfe sie eigentlich aus anderen Gründen gewinnen will.
Dies sind nur einige der zahlreichen Handlungsstränge, die das Buch durchziehen und immer wieder mit einem Cliffhanger unterbrochen werden. Damit sorgt Tad Williams für die notwenige Spannung, die der Leser sonst vermutlich vermissen würde. Denn ohne diesen stilistischen Trick wäre die Handlung längst nicht so bewegt und abwechslungsreich.
Dennoch sollte man auch schon die vorhergehenden Bände gelesen haben und mögen. Zwar gibt es am Anfang eine ausführliche Zusammenfassung von Band Eins und Zwei, aber der reicht nicht unbedingt aus, um sich ein Bild von den einzelnen Figuren und ihren Beziehungsgeflecht zu machen, die eigentlich die Geschichte tragen.
Zudem fällt es sehr schwer, die einzelnen Ebenen im Auge zu behalten – da es einfach zu viele sind und die Handlung diesmal so gar nicht voran kommen will. Zwar ist das höfische Getändel mit und um Briony ganz nett zu lesen, wirklich aufschlussreich und für die Geschehnisse im Hintergrund ist es nicht. Und auch Barrick ergeht sich mehr in Streitgesprächen mit seinem Raben als seine Aufgabe zu erfüllen.
Das Ende bleibt daher recht offen – es werden zwar erste Weichen für das Finale gestellt, aber letztendlich nicht weiter ausgeführt. Durch die vielen Handlungsebenen ist die Geschichte so in die Breite gewachsen, so dass man sich ernsthaft fragt, wie Tad Williams die einzelnen Abenteuer jetzt noch zusammen fügen will.
Auch Actionszenen gehen ziemlich unter – das Buch wird von zahlreichen Dialogen und Beschreibungen beherrscht.
Alles in allem ist „Die Dämmerung“, der dritte Teil der „Shadowmarch“-Reihe zwar recht nett zu lesen, aber nicht gerade spannend. Mann muss schon Tad Williams und seinen episch breiten Erzählstil mögen, um den Band überhaupt zu schätzen. Selbst wenn das alles zutrifft, dann wird man unzufrieden sein, weil die Geschichte diesmal doch sehr in die Länge gezogen worden ist und nicht wirklich auf das Finale vorzubereiten scheint.