Die Diebin (Autor: Robert Jackson Bennett; Der Schlüssel der Magie 1)
 
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Die Diebin von Robert Jackson Bennett

Reihe: Der Schlüssel der Magie Band 1

 

Rezension von Matthias Hofmann

 

Eine Welle der Begeisterung begleitete 2018 in den USA und England den Start der neuen Romantrilogie von Robert Jackson Bennett. Dieser liegt unter dem Titel Der Schlüssel der Magie – Die Diebin nun auf Deutsch vor, sodass man sich auch hierzulande ein Bild davon machen kann, ob diese Euphorie gerechtfertigt war.

 

Offiziell läuft das Buch unter dem Fantasy-Etikett, was aber nicht ganz korrekt ist, denn Bennett wandelt – wie schon zuvor – zwischen den Genres. Er selbst hat den Stoff in einem Interview mit dem Onlineportal syfy.com als »Cyberpunk-Geschichte im High-Fantasy-Gewand« bezeichnet.

 

Seine Idee ist wirklich innovativ. Es geht um Magie, aber nicht um den schnöden Hokuspokus, den man landläufig darunter versteht, sondern um eine Art »industrialisierte« Magie. Die Idee kam ihm auf Reisen in einem Hotelzimmer. Eigentlich sei Magie nichts anderes als ein Befehl. Würde es Magie geben, so dachte er sich, wäre sie nicht ein verstecktes Rätsel, sondern müsste eine Reihe von Instruktionen sein, mit denen man die Welt verändern kann, quasi die Realität verzerrt, in etwas, das sie nicht ist. Aber natürlich will weder die Welt, noch die Realität, verändert werden, denn sie haben ihre eigenen Gesetze. Die Realität muss überzeugt werden, um sich zu verändern. Also kam Bennett dieser Gedanke: »Magie ist nur ein Weg, um die Realität zu programmieren, so wie wenn man einen Code für eine Softwareanwendung schreibt.« Und dann erfand er kurzerhand die Skriben und das Skribieren …

 

Wer diese neue Form der Magie beherrscht, kann praktisch jeden Gegenstand beeinflussen. Ein Beispiel wäre, dass man einen Pfeil, der mit einer Armbrust abgeschossen wird, so skribiert (oder programmiert), dass er eine größere Masse hat und damit viel schneller wird und dementsprechend die Folgen des Aufpralls stärker ausfallen.

 

Als Hauptperson wählte Bennett die junge Frau Sancia Grado, eine Art tragische Heldin aus dem Gemeinviertel, die sich als Diebin durchs Leben schlägt. Sie hat eine besondere Fähigkeit. Sie kann Skriben erkennen und dadurch auch Gegenstände hören und sich mit ihnen austauschen. Was sich zunächst toll anhört, ist eher eine Art Fluch, denn sie muss sich mit einem permanenten Geräuschlevel herumschlagen und möchte eigentlich nur empfinden können wie ein ganz normaler Mensch. Lebendes, wie andere Menschen, kann sie nicht berühren, denn es würde einen Informations-Overkill auslösen. Fleisch essen kann sie auch nicht, denn das löst Ekel aus.

 

Das alleine macht sie schon zur tragischen Gestalt, aber da ist noch mehr, denn – ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten – sie hat eine hässliche Narbe am Kopf und der Grund für ihre außergewöhnliche Sensitivität ist eine dort eingearbeitete Platte, die sie als Ergebnis von geheimen, lebensgefährlichen Experimenten trägt.

 

Die eigentliche Handlung beginnt mit einem Auftrag, der schrecklich schiefläuft. Sancia soll ein kleines Kästchen stehlen, dessen Inhalt sie nicht kennt, und dafür einen Haufen Geld bekommen. Zwar erbeutet sie die Box, aber dabei brennt die Lagerhalle im Hafen ab, ihr Mittelsmann kommt ums Leben und sie erhält letztlich keine Belohnung. Als sie aus Neugier die erbeutete kleine Kiste öffnet, findet sie darin ein Artefakt aus uralten Zeiten: Ein Schlüssel, der besondere Fähigkeiten hat. Er kann jede noch so stark verschlossene Türe öffnen. Und er hat einen Namen. Er heißt Clef.

 

Sancia behält den eigenwilligen Schlüssel für sich, denn es gilt nicht nur seine Geheimnisse und Entstehung zu aufzuklären, sondern sie spürt, dass es sich bei Clef um ein sehr machtvolles Werkzeug handelt, mit dem man Einfluss auf das Machtgefüge in der Stadt nehmen kann. Eine gut strukturierte Story nimmt ihren Lauf …

 

»Der Schlüssel der Magie – Die Diebin« kommt ohne verschnörkelte Handlungsstränge aus und bleibt trotzdem spannend. Bennett verwendet viel Raum auf die Ausarbeitung seiner Charaktere, aber auch auf diese besondere Art von Magie. Vielleicht sogar etwas zu viel, denn gerade die Geschichte des Skribierens wirkt stellenweise etwas sachbuchartig, aber trotzdem hochinteressant, gerade wenn es um die Fehlschläge geht oder die Versuche, Menschen mit Skriben zu manipulieren.

 

Der Auftakt dieser Trilogie bietet interessante, vielschichtige Charaktere, jede Menge Action und Spannung und faszinierende Magie.

Waren also die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt? In der Tat, das waren sie.

 

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Buch:

Die Diebin

Reihe: Der Schlüssel der Magie Band 1

Original: Foundryside. The Founders Trilogy 1, 2018

Autor: Robert Jackson Bennett

Taschenbuch, 608 Seiten

Blanvalet, 19. Oktober 2020

Übersetzung: Ruggero Leò

 

ISBN-10: 3734162661

ISBN-13: 978-3734162664

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B086V3XWW4

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 03.03.2021, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30, 19492