Die Drachen der Tinkerfarm von Tad Williams und Deborah Beale
Hörbuch
Rezension von Christel Scheja
Tad Williams ist wohl vor allem durch seine High-Fantasy-Zyklen wie der Saga um den „Drachenbeinthron“ und das Urban-Fantasy-Epos „Otherland“ zu einem bekannten und beliebten Bestseller Autor geworden, der sich in erster Linie durch einen weitschweifigen und bildhaften Stil auszeichnet.
Mit seiner Frau Deborah Beale hat er nun den Beginn eines weiteren Zyklus veröffentlicht: „Die Drachen der Tinkerfarm“. Neben dem Roman von Klett Cotta ist nun auch das von Andreas Fröhlich vorgetragene Hörbuch erschienen. Die ca. 456 min lange Lesung wurde auf 6 CD’s in einem Jewel-Case verteilt.
Die Geschwister Tyler und Lucinda haben es nicht einfach, müssen sie doch erst einmal die Trennung und Scheidung ihrer Eltern verarbeiten. Deshalb nehmen sie es ihrer Mutter übel, dass diese sie in den Sommerferien auch noch wegschicken will, um alleine Urlaub zu machen um sich dort vielleicht gleich wieder einen neuen Kerl zu angeln. Deshalb nutzt sie die Einladung ihres Onkels Gideon aus Kalifornien, denn der bietet ihr an, die Kinder für ein par Wochen zu sich zu nehmen.
Die angehenden Teenager sind verzweifelt, denn wie sollen sie es auf einer hinterwäldlerischen Farm fernab der Zivilisation aushalten, auf der es vielleicht nicht einmal Elektrizität gibt geschweige denn einen vernünftigen Fernseher gibt, an den man die Spielkonsole anschließen kann?
Die Mutter bleibt hart und so müssen die Kinder fahren. Schon bei der Ankunft sehen sie ihre schlimmsten Alpträume bewahrheitet, denn sie werden stilgerecht mit einer Pferdekutsche abgeholt und die Farm sieht auch nicht besser aus.
Zudem müssen sie sich strengen Regeln fügen, wie der, dass sie das Haus nicht alleine verlassen dürfen.
Tyler sieht das gar nicht erst ein und schleicht sich bei der erstbesten Gelegenheit nach draußen. Und dort entdeckt er eines der größten Geheimnisse dieser Farm, denn in dem riesigen Stall, der ihm schon vorher aufgefallen ist, entdeckt er einen riesigen, gefesselten Drache.
Und das ist nur der Anfang einer abenteuerlichen Reise von Tyler und Lucinda, denn die Kinder müssen erkennen, dass nichts und niemand auf dieser Farm wirklich normal ist, schon gar nicht die Tiere.
Schon in C. S. Lewis’ Narnia birgt ein labyrinthisches Haus Geheimnisse und Zugänge in eine magische Welt, die sich den Kindern öffnet, die eher unfreiwillig an diesen verschwiegenen Ort gekommen sind. Diese machen sich auf, das zu erkunden, was sich ihnen überraschend eröffnet hat. Damit hören die Ähnlichkeiten zu den „Drachen der Tinkerfarm aber auch schon auf, denn hier kommen die magischen Wesen auf die Erde und nicht umgekehrt.
Tad Williams nimmt sich viel Zeit, die Figuren und das Umfeld einzuführen, so dass auf den ersten hundert bis zweihundert Seiten nicht besonders viel passiert und man eher glaubt ein normales Buch vor sich zu haben. Die phantastischen Details schleichen sich nach und nach ein. Die Kinder stellen schon bald fest, dass sie in ein ganzes Netz aus gemeinen Intrigen der gar nicht so netten Angestellten eingesponnen sind. So müssen sie sich bald ihrer Haut wehren und geraten sogar in ernsthafte Gefahr, während sich vor ihnen, der Zauber einer magischen Welt mit vielen Fabelwesen öffnet.
Das alles wird von Andreas Fröhlich lebendig und dramatisch erzählt, so dass man gespannt lauscht. Es gelingt ihm auch, dem etwas schwerfälligen Anfang etwas Pfiff zu geben, doch so richtig dreht er erst zum Ende des Buches hin auf.
Durch die Straffung wirkt das Buch überhaupt etwas flotter und kurzweiliger. Am Ende ist die Geschichte zwar in sich geschlossen, bietet aber immer noch Anknüpfungspunkte, um sie fortzusetzen.
Damit ist „Die Drachen der Tinkerfarm“ wie das Buch atmosphärisch und stimmungsvoll erzählt. Es richtet sich an Leser ab elf oder zwölf Jahren, kann aber auch Erwachsene in seinen Bann schlagen, das es genügend Anspielungen gibt, die nur ältere Zuhörer wirklich verstehen können.