Die dunkle Macht (Autor: Liane Wollenschläger; Genre: Fantasy)
 
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Leseprobe: Die dunkle Macht

Die dunkle Macht

Autor: Liane Wollenschläger

Homepage: www.die-dunkle-macht.net

Verlag: Eigenverlag

ISBN: 3-00-011267-7

Der Roman kann hier bezogen werden: www.die-dunkle-macht.net

 

Disclaimer:

Freigabe zur Weiterveröffentlichung der Leseprobe besteht, soweit vom Autor nicht anders angegeben nur für "FantasyGuide.de". Für alle weiteren Veröffentlichungen ist die schriftliche Zusage des Autors erforderlich.

 

 

Leseprobe:

 

NEUNTES KAPITEL - DIE WÖLFE

Im Gasthaus "Zum tänzelnden Pony" herrschte reges Treiben. Eine grosse Schar Zwerge war angekommen und ihre lauten Stimmen schwangen ungeordnet im Raum. Sie liefen wild hin und her und besetzten mehrere Tische in der Nähe der Eingangstür. Ihre langen Bärte und ihre untersetzten, massigen Gestalten wirbelten durch den Raum. Meoseld, Tharbath und Arodan sahen dem Treiben belustigt zu. Einer der Zwerge kam zu den Waldläufern an den Kamin herüber und stellte sich als Balani der II. vor. Er stand zögerlich vor den Dreien und sie boten ihm schliesslich einen Platz an. "Meine Freunde und ich", sagte er und zeigte stolz auf die vielen Zwerge, "sind auf dem Weg zu den Grotten von Aglarond. Gimli aus Durins Sippe und Gloins Sohn ist nun Herr der glitzernden Grotten. Viele von uns sind seinem Ruf bereits gefolgt und aus Erebor nach Rohan aufgebrochen.

 

Die Rohirrim haben uns Zwergen das Schürfen nach den wertvollen Erzen und Steinen überlassen." Balani schüttelte sich belustigt und Goldrausch glitzerte in seinen Augen. Verschwörerisch flüsterte er : "Wir Zwerge verstehen uns auf dieses kunstvolle Handwerk besser als die Menschen! Gimli Gloins´Sohn zahlt dem König von Rohan die Hälfte der Edelsteine und des geschürften Goldes als Tribut. Wenn ihr mich fragt, viel zu viel, zumal er ausserdem zum Dank beim Ausbau der Hornburg behilflich ist." Balani wirke zornig, doch dann huschte ein Lächeln durch sein Gesicht. "Wir folgen nun auch Gimlis Ruf. Meine Sippschaft ist nicht gross, doch wir waren schon immer im Dienste der Gloins. Unser alter Stammesfürst bleibt mit den meisten Zwergen von Durins Volk in Erebor, den Hallen aus Stein. Doch wir dienen nun seinem Sohn in Aglarond." Zur Unterstreichung seiner Rede schlug er mit dem Kopf seiner Axt auf den Boden. "Wie kommt es, dass ihr den weiten Weg in westliche Richtung über Bree eingeschlagen habt?", fragte Tharbath. "Wir haben Verwandschaft in den Bergen von Gundabad besucht, denke wie werden sie so schnell nicht wiedersehen". Balani lächelte. "Und morgen ziehen wir auf dem Grünweg nach Rohan." Die Waldläufer nickten ihm zu. "Ihr habt noch einen weiten Weg", sagte Tharbath. "Dreissig Tagesmärsche sind es bis zur Isenfurt am Ende des Nebelgebirges." Dann schwiegen sie.

 

Balani sah sie fragend an : "Ist der Weg denn auch sicher?" Meoseld dachte einen Moment an das eisige Grauen, welches sich seiner auf dem Grünweg vor fast zwei Jahren bemächtigt hatte, dann antwortete er : "Uns ist sind keine Gefahren bekannt, die Wölfe ziehen um die Jahreszeit in den Südhöhen umher. Ich denke ihr werdet sicher nach Rohan gelangen." Balani bedankte sich für die Auskunft und ging zu seinen Gefährten hinüber, mit denen er sich über die wirklich wichtigen Dinge unterhalten konnte, dem Bergbau und den Schätzen, die sie zu schürfen hofften. Meoseld blickte ihm nachdenklich hinterher. Er war dem Grünweg seit dem Vorfall nicht mehr gefolgt, obwohl seine Gedanken oft in dem kleinen Waldstück weilten. Er sah in die verschlossenen Gesichter seiner Gefährten und sie blickten ihn erwartungsvoll an. In innerer Übereinstimmung sprach Tharbath : "Wir werden sie ein Stück des Weges begleiten." Es war beschlossen und sie erhoben sich, um noch ein wenig zu ruhen, bevor sie morgen mit den Zwergen aufbrechen würden. Als die Sonne am nächsten Tag im Osten ihre warmen Strahlen auf die Erde schickte, quoll der lärmende Haufen der Zwerge aus dem Gasthaus.

 

Der Gerstenmann Butterblüm geleitete sie nach draussen und wünschte ihnen für ihre Reise alles Gute. Jeder der Zwerge schüttelte ihm die Hand und bedankte sich für die Gastfreundschaft. Dann zog die lärmende Horde davon. Arodan stand im Stall und schüttelte den Kopf. Er streichelte seiner Schimmelstute den Hals und sattelte sie. Feuermähne und der falbe Hengst von Tharbath warteten bereits auf ihre Herren. Feuermähne schnaubte leise und Arodan wusste, dass Meoseld und Tharbath gleich wie ein unmerklicher Schatten aus dem Nichts auftauchen würden. Er schwang sich auf sein Pferd und ritt aus den Stallungen. Er liess erst das Gasthaus und dann Bree hinter sich, tauchte in die spärliche Waldgegend des Breelandes ein. Heute morgen würde er als erstes auf Kundschaft reiten. Meoseld und Tharbath betraten die Gaststube und setzen sich an den Kamin. Der Wirt Butterblüm reichte ihnen, einen kleinen Sack mit Verpflegung. Er stellte zwei grosse Krüge vom köstlichen Gerstenbräu auf den Tisch, doch die beiden lehnten dankend ab. Sie stopften sich ihre langstieligen Pfeifen und bliesen kleine Rauchkringel in die Schankstube, in der sich ausser ihnen nur noch zwei weitere Gäste aufhielten. Es waren breeländische Menschen, die sich leise unterhielten und dabei ihre Augen unruhig im Raum umherschweifen liessen. "Hast du es auch schon gehört? Grosse Wölfe sollen hier in der Gegend umherstreifen. Riesige Tiere in der Grösse von Ponys", sprach der eine. Der andere nickte wissend. "Man sagt, sie töten alle, die ihnen in die Quere kommen", fügte er hinzu.

 

Meoseld blickte unmerklich auf und lauschte aufmerksam dem Gespräch. Erst vor einem Tag kamen sie vom Norden nach Bree und hatten davon noch nichts gehört, geschweige bemerkt. Auch Tharbath belauschte die Unterhaltung der beiden interessiert. Die schmierigen zwei Gestalten blickten verächtlich zu ihnen herüber. "Diese Waldläufer haben auch schon besser die Wälder und Höhen von derartigem Unrat sauber gehalten", sprach der eine und setzte ein grimmiges Gesicht auf, als er zu den beiden Waldläufern hinüber sah. "Man munkelt, dass der alte Einsiedler ihnen als erstes zum Opfer gefallen sein soll. Die Gegend ist nicht mehr so sicher, wie früher." Sie hoben ihre Krüge und schütteten sich das Gesöff die Kehle hinunter. Es schien, als wollten sie sich betrinken. Meoseld blickte fragend zu Tharbath, der die Schultern unwissend hob. Schnell standen sie auf und verliessen die Gaststube ohne Gruss, liefen in die Stallungen und schwangen sich auf ihre Pferde. Innerhalb weniger Minuten ritten sie aus dem Tor hinaus und folgten den Zwergen auf dem Grünweg. Sie hörten sie schon von Weitem, wie sie lachend und singend nach Süden zogen. Als sie die Zwerge erreichten, jubelte ihnen Balani der II. zu : "HoHo, meine Herren Waldläufer, wie schön, dass ihr uns ein wenig begleitet". Meoseld und Tharbath ritten auf ihn zu und sie wechselten mit ihm ein paar Worte. "Wir werden die nähere Umgebung erkunden und beobachten", sprach Tharbath zu Balani. Dann ritt er links und Meoseld rechts in das kleinen Wäldchen am Rande des Grünweges, des ansonsten spärlich bewachsenen Landes.

 

Balani rief ihnen hinterher, sie mögen doch bleiben und mit ihnen trinken und singen, doch die beiden waren bereits fort, bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte. "Merkwürdige Menschen, diese Waldläufer", sprach er und schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich wieder seinen Gefährten zu und sie gingen singend und wild durcheinander redend weiter. Trotz ihres kleinen Wuchses, sie wurden meist nur viereinhalb bis fünf Fuss gross, waren die Zwerge doch sehr robust und ausdauernd und konnten weite Strecken raschen Schrittes zurücklegen. Gegen Abend waren sie viele Meilen gewandert und rasteten in einer kleinen, von Bäumen umrandeten Senke. Sie machten ein kleines Feuer und dann sassen zweiunddreissig Zwerge schwatzend und kauend um das Feuer und erzählten sich Geschichten von den Heldentaten ihrer Vorfahren. Der Schein der Flammen tanzte auf ihren runden Gesichtern und sie strichen über ihre langen Bärte. Jeder hielt seine Axt in den Händen, eine Waffe, mit der sie ausgesprochen gut zu kämpfen vermochten. Als der Mond über den Wipfeln der Bäume zu ihnen herunter schien, hörten sie von Fern ein mehrstimmiges Knurren und Heulen. "Wölfe", raunte einer der Zwerge. "Wir werden Wachen aufstellen", rief Balani in die Menge und wies vier Zwerge an, sich in angemessener Entfernung um die Lagernden zu postieren. Die Vier erhoben sich maulend und gingen in die verschiedenen Himmelsrichtungen davon. Die Nacht war klar und nur langsam kehrte Ruhe in das Lager ein.

 

Balani blieb am Feuer sitzen und lauschte den Klängen der Nacht und den fernen, drohenden, grausamen Geräuschen, die allmählich lauter wurden. Um Mitternacht preschten die Waldläufer im wilden Galopp auf das Lager zu, so dass alle Zwerge aus dem Schlaf fuhren und sich wütend erhoben. Meoseld rannte auf Balani zu und rief. "Riesige Wölfe sind auf dem Vormarsch, sie werden das Lager in Kürze erreichen und bestimmt angreifen. Sie sind nur noch eine Meile von hier entfernt." Die Zwerge schüttelte ungläubig ihre Köpfe. "So grosse Wölfe habe ich noch nie gesehen", sprach Meoseld zu Balani. "Rüstet euch und bereitet die anderen auf einen Kampf vor", fuhr er aufgeregt fort. Tharbath und Arodan stellten sich zum Schutz der Halbwüchsigen am Rand der Lichtung auf. Unter den Zwergen brach ein Tumult aus. Sie liefen aufgeregt umher und Balani hatte Mühe sie zur Ruhe zu zwingen. Das Feuer wurde vergrössert und jeder der Zwerge hatte seine Axt und einen grossen Stock in der Hand, den er anzünden konnte, um damit die Wölfe auf sicherer Entfernung zu halten. So warteten sie. Arodan erklomm den grössten Baum im Rund und blickte in die Richtung, aus der die Wölfe bald auftauchen mussten. Das Grollen der Meute verstärkte sich und das Knurren wurde immer lauter. Zwischen den Bäumen konnte man in weiter Entfernung bereits die roten Augen der Wölfe erkennen. Dann hallte ein markerschütternder Schrei durch den Wald.

 

"Das war Darium", rief einer der Zwerge und rannte in die Richtung, aus der der Schrei zu vernehmen war. Balani schrie ihm nach : "Bleib hier!", doch er rannte weiter. Einige Zwerge die ihm folgen wollten, blieben aber stehen und kehrten ans Feuer zurück. Sie blickten ihm hinterher. Hinter dem Baum schoss blitzschnell ein riesiger Schatten hervor, hieb seine scharfen Zähne in den schmächtigen Körper und zerfleischte den Zwerg, der nicht einmal mehr schreien konnte. Zwei rote Augen blickten auf das Lager. Die anderen Zwerge sahen wie die Bestie den Zwerg mit sich zerrte. Pfeile jagten durch die Luft, doch sie erreichten den Wolf nicht. Er wich den Pfeilen, die es bis in seine Nähe schafften, geschickt aus und war in der Dunkelheit verschwunden. Die grollende Meute zog nun einen Kreis um die Zwerge und schloss sie ein. Arodan kletterte vom Baum herab und die Waldläufer legten neue Pfeile in ihre Bogen ein. Unheimliche Stille brach über sie herein, die nur ab und zu durch das Knurren der Wölfe zerrissen wurde. Balani sorgte sich um die Zwerge, die noch draussen in den Wäldchen waren. Als ein jäher Todeslaut ihn aus seinen Gedanken riss. Kein Zwerg wagte sich auch nur einen Schritt vom Feuer weg. Unruhe und Angst breitete sich im Lager aus. Balani hoffte, dass sich die anderen Zwei zum Lager durchschlagen konnten. Doch seine Hoffnung erstarb, als er zwei weitere Schreie hörte, die von wildem Entsetzen gepackt waren. Die Wölfe zogen ihren Kreis enger um die Lichtung und im Unterholz war das Knacken ihrer Bewegungen zu hören.

 

Plötzlich taumelte ein Zwerg, der Wache gehalten hatte, mit zusammengebissenen Zähnen in den Schein des Feuers. Er zog ein blutverschmiertes Bein mit grünlichem Schleim hinter sich her. Seine Augen waren aufgerissen und die Angst spiegelte sich in seinem Gesicht wider. An seiner Axt troff schwarzes Blut herunter. Er presste mühsam ein paar unverständliche Worte hervor und brach zusammen. Balani eilte zu ihm und wollte ihm auf die Füsse helfen, doch seine Arme und sein Kopf hingen schlaff herunter. Er war tot. Die Zwerge standen wie angewurzelt und starrten auf den toten Leib ihres Gefährten. Ihre Gesichter waren grimmig verzogen und sie schwangen wutentbrannt ihre Äxte in die Richtung der roten Augen. Meoseld untersuchte den Schleim und dieser brannte sich in die Haut seines Zeigefingers. "Säure!", schrie er den Anderen zu. "Haltet Euch von dem Schleim fern, er frisst sich durch die Haut!" und das Fleisch, dachte er angewidert, als er sah, das die grünliche Masse, das Bein des toten Zwerges zersetzte. Ein lautes Heulen erschallte zwischen den Bäumen und die Erde begann zu zittern. Die Wölfe griffen an...

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Erstellt: 28.04.2005, zuletzt aktualisiert: 10.02.2015 11:15, 111