Die eisige Zeit (Autor: Steven Erikson; Das Spiel der Götter Bd.4)
 
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Die eisige Zeit von Steven Erikson

Reihe: Das Spiel der Götter Bd.4

Rezension von Karl-Georg Müller

 

Klappentext:

Die fanatischen Heerscharen des Pannionischen Sehers stürmen aus dem Süden heran und überziehen Genabackis mit einer Welle der Gewalt. Um die schreckliche Armee abzuwehren, muss sich Hohefaust Dujek Einarm mit seinen früheren Feinden verbünden. Ob er dem Kriegsherrn Caladan Bruth und den Bewohnern der fliegenden Festung Mondbrut trauen kann, ist eine andere Frage. Doch Einarm hat keine Wahl: Die Truppen des Feindes rücken näher ...

 

Beurteilung:

„Weitere Bände sind in Vorbereitung“ – wie bedrohlich kann dieser Satz doch klingen! Seite 4 von „Die eisige Zeit“ lässt mich jedenfalls nicht um Unklaren darüber, ob die Serie „Das Spiel der Götter“ mit dem vorliegenden 4. Band abgepfiffen wird, oder ob es in eine Verlängerung geht (die, so verrate ich vorweg, leider nicht auf 2 x 15 Seiten beschränkt bleiben wird, aber dafür können wir als Leser ja Zuflucht beim unlängst abgeschafften „Golden Goal“ suchen …) Doch weshalb meine rigiden Worte gleich zu Beginn, hat dies der Autor denn verdient?

 

Nun ja, haben die Leser denn einen 4. Band verdient, der sich zieht wie die zähen „Gummimäuse“, von denen ein oder zwei sehr lecker schmecken, beim dritten und vierten die kleisterartige Masse aber heruntergewürgt werden muss? Klingt nach starkem Tobak, ist aber viel mehr die Verärgerung über das Breittreten einer einzelnen Idee, die hinter den bisherigen dickleibigen Büchern steht: Wer steckt wirklich hinter den Kriegen, in die das malazanische Imperium verstrickt ist?

 

Passend zum Thema fährt Erikson wieder seine komplette Palette an kampferprobten Figuren auf, denn die Stadt Capustan, tief im Süden gelegen, bislang ein friedvolles Dasein fristend, nun jedoch von den Heerscharen des Pannionischen Sehers bedroht, der seine Machtdomäne immer weiter Richtung Norden schiebt, dorthin, wo die Malazianer nach langenlangen Auseinandersetzungen Fuß gefasst hatten.

 

Und Steven Erikson schildert in Spielfilmbreite, wer sich alles aufmacht, um dem Seher das Fürchten zu lehren. Auf dem Karawanenpfad im Südwesten nähert sich eine seltsame Gruppe, die aber alsbald in die Fänge uralter Geschöpfe gerät (so wie vieles in der Serie uralt ist, und zwar „wirklich uralt“). Von Norden drängt Bruths Heer heran, bereichert um die Fliegende Festung von Anomander Rake, Lord von Mondbrut (nicht nur mutmaßlich uralt). Dujek Einarm, der Anführer (und unser liebgewordener Wegbegleiter vergangener Erikson-Bände) der abtrünnigen malazanischen Armee, rüstet seine Mannen zum letzten (?) Gefecht, indem er sich seinem alten Feind anschließt. In Capustan bricht halbe Panik aus, denn die Stadt ist nur dürftig zur Verteidigung bereit, und die angeheuerten Grauen Schwerter genießen nicht überall Achtung.

 

Nebenher gesellen sich, insbesondere auf den hart umkämpften Wegen nach Capustan, die Gestalten vergangener Tage zu den einzelnen Gruppen, nicht immer in friedlicher Absicht: Jaghut (uralt), Barghast (fast uralt), K’Chain Che’Malle (absolut uralt und sehr gefährlich!)

 

Im Anhang aufgeführt sind die „Dramatis Personae“: eine Liste, die von Buch zu Buch länger wird und einsichtig werden lässt, warum Erikson mit Band 4 endlich zu viel des Guten getan hat. Seine Personen verlieren durch ihre Vielzahl eindeutig an Kontur, zu wenige verfügen über einen spezifischen Charakter (Fiedler, Elster, Kallor), was doch mit der unabdingbaren Pflicht zum Wiedererkennen verbunden wäre. Bei den meisten Figuren, die Erikson nach und nach aus dem Ärmel schüttelt, muss er auf ein tieferes Profil verzichten; sie stellen die Staffage. Steven Erikson legt offensichtlich viel mehr Wert darauf, sich in endlosen Gesprächen zu verzetteln, in nicht mehr duldbarem Umfange überflüssige Dialoge einzuflechten, diese nicht einmal straff zu gestalten, sondern sich wie ein unendlicher Bindfaden durch die Seiten winden zu lassen. Damit bläht ein Autor den Seitenumfang unweigerlich auf, ohne, wie dies bei „Die eisige Zeit“ der Fall ist, der Handlung Kontur zu verleihen, sie interessant zu gestalten – überhaupt lesbar zu machen.

 

„Die Gärten des Mondes“ und „Das Reich der Sieben Städte“ waren ohne große Abstriche tolle Fantasy-Schmöker. Es hätte genügt, und ich hätte Steven Erikson als sehr guten Erzähler (denn stilsicher ist er) in Erinnerung behalten, der die eine oder andere phantastische Idee zu Papier gebracht hat. Weitere Romane aus seiner Feder hätten meinetwegen in „Pupustan“ oder im „Welfenwald“ spielen können – aber doch nicht auf der Welt … (tja, nun wollte ich den Namen seiner, nämlich Eriksons Welt, einfügen, muss aber gestehen, dass mir eben dieser entweder in den Romanen nicht untergekommen ist oder ich ihn immer wieder „überlesen“ habe – es ist halt wirklich nicht „Mittelerde“!), ohne neue Hintergrundgedanken, mit pausenlosen Wiederholungen, mit blutigem Kampfgetöse, Charakteren ohne Herz, trostlosen Landschaften. Und Göttern, die über allem wachen, zwielichtig, mysteriös – dabei in ihrem Wirken aber grau und „leblos.“

 

Alles öde, alles tot …

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042407590014d1ab38
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Titel: Die eisige Zeit

Reihe: Das Spiel der Götter Bd.4

Autor: Steven Erikson

Verlag: Blanvalet

Taschenbuch, 640 Seiten

ISBN: 344224997X

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 21.08.2005, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30, 1055