Die Geomantin (Autor: Ian Irvine; Die Magie der drei Welten, Bd. 1)
 
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Die Geomantin von Ian Irvine

Reihe: Die Magie der drei Welten, Band 1

Rezension von Christel Scheja

 

Kaum ist der achtbändige Zyklus um die „Drei Welten“ abgeschlossen, legt der Bastei-Verlag gleich mit Romanen nach, die in der gleichen Welt spielen. Diesmal erscheinen die Bücher allerdings ungeteilt als dicke Wälzer im Paperback-Format und erzählen die Abenteuer der Welt Sathenar, die sich einige Generationen nach den Ereignissen um Karan, Maigreath und Llian stark verändert hat und in der man sich nur noch bruchstückhaft an die großen Geschichten der Chronisten erinnert – und gerade die Llians nur noch als Lügengebilde gilt.

 

Die Menschen leben in kleinen Enklaven in einem von Schnee und Eis durchzogenen Land und versuchen die Invasion der barbarischen und durch ihre Flügel tierhaft wirkenden Lyrinx aufzuhalten. Jeder hat von frühester Kindheit seinen vorherbestimmten Platz in der streng geordneten Gesellschaft und kann nur in begrenztem Umfang aufsteigen. Wer versagt landet als Frau in der Gebäranstalt, als Mann an der Front.

Das sind Dinge, die Tiaan, eine einfache Kunstwerkerin mit Schrecken erfüllen, denn gerade in der letzten Zeit versagt sie immer wieder bei der Herstellung wichtiger Steuerkristalle und spürt, das sie die magischen Steine irgendwie anders wahrnimmt als der Rest der Kunstwerkerinnen. Es ist, als wüsste sie, wie sie die Hedrons bearbeiten müsste, damit sie ihre volle Kraft entfalten können – nur entspricht das nicht ihrem Verwendungszweck. Und Abweichungen sind nicht gerne gesehen – vor allem die anderen Kunstwerkerinnen beäugen sie misstrauisch. Allen voran ihre schärfste Konkurrentin Irisis.

Alles wird noch schlimmer, als sie durch einen der letzten Kristalle, die sie bearbeitet einen Hilferuf empfängt, nicht von Sathenar selbst, sondern aus einer anderen Welt. Das versetzt ihre Nerven und ihren Körper so in Aufregung, dass sie Kristallfieber bekommt. Als sie wieder erwacht, findet sie sich in einer Gebäranstalt wieder und muss erfahren, dass man sie für wahnsinnig und nutzlos gehalten und einfach verkauft hat. Weil sie dieses Schicksal nicht ertragen kann, flieht sie – zunächst zu einem Freund und dann einem ungewissen Schicksal entgegen, denn die Stimmen in ihrem Kopf wollen nicht verstummen und der Hilferuf wird drängender. Sie soll zu der fernen Stadt Tirthrax kommen und dort ein Tor öffnen – doch das bedeutet auch durch das bereits von den Lyrinx beherrschte Land zu reisen.

Sie weiß allerdings nicht, dass man bereits nach ihr sucht, denn die Intrige, die die Kunstwerkerin Irisis und der in sie verliebte Nish gesponnen hat, ist aufgeflogen. Es gilt nun um jeden Preis, Tiaan wieder zu finden, weil man an höherer Stelle erkennt hat, welch ungewöhnliche Gabe sie besitzt und diese für sich nutzbar machen möchte.

So beginnt eine Hetzjagd durch Eis und Schnee, bei der die junge Kunstwerkerin, die immer noch glaubt, wieder in der Gebäranstalt eingesperrt zu werden, immer tiefer in das Reich der Lyrinx gerät...

 

Wie auch schon in seinem ersten Zyklus entwirft Ian Irvine eine ungewöhnliche aber in sich stimmige Welt, in dem er verschiedenste Elemente miteinander vermischt – eine archaische Welt, die aber bereits über magisch betriebene Maschinen – speziell Waffen und Fahrzeuge verfügt und Ansätze von einem totalitären Staat zeigt, in dem von oben herab bestimmt wird, welche Aufgaben jemand bekommt, Bespitzelung an der Tagesordnung ist und Widerstand grausam bestraft wird. Menschen dürfen nur in begrenztem Maße Individuen sein, man sieht sie eher als Arbeiter, die ihren Teil dazu tun, die Gesellschaft zu erhalten. Und so geraten auch manche Menschen in Machtpositionen, die nicht unbedingt den Weitblick haben, neue Fähigkeiten und Gaben an anderen zu erkennen und sich nützlich zu machen.

Auch wenn die Bezüge auf den ersten Blick zum ersten Zyklus eher gering scheinen, so merkt man doch sehr oft, das Irvine zu viel bereits als bekannt voraus setzt, denn man merkt immer wieder, dass er Zusammenhänge nicht erklärt und fragt sich des öfteren, wer Rulke ist oder was es mit den anderen Welten auf sich hat. Das schmälert schon ein wenig das Lesevergnügen.

Zudem streckt der auch in diesem Zyklus die Geschichte durch viele Beschreibungen und Dialoge. Das macht die Geschehnisse und Figuren zwar lebendiger und auch ein wenig vielschichtiger, zieht aber dafür die Handlung in quälende Längen, auch wenn er das ganze ein wenig durch Action aufzulockern versucht. Denn auf den siebenhundert Seiten tut sich gerade auf dem Mittelteil nicht gerade viel – außer das sich Verfolgte und Verfolger ein Katz und Maus spiel liefern, die Heldin dabei auch ungewöhnliche Verbündete findet, mit denen sie überhaupt nicht gerechnet hat.

 

Wer die Saga um die „Drei Welten“ mochte, wird sicherlich auch mit „Die Geomantin“ seinen Spaß haben, da der Zyklus viele Aha-Momente bietet und wieder einmal zeigt, was man noch alles aus einem so ungewöhnlichen Kosmos, wie in Ian Irvine erschaffen hat, machen kann. Nur sollte man wie auch dort weniger Action als Beschreibungen erwarten und sich auf die manchmal zu sehr in die Länge gezogene Handlung einlassen können.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240424073539a6a1ad58
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Buch:

Die Geomantin

Reihe: Die Magie der drei Welten Band 1

Autor: Ian Irvine

Paperback, 766 Seiten

Bastei-Lübbe, Mai 2009

Übersetzer Holger Hanowell

 

ISBN-10: 3404285298

ISBN-13: 978-3404285297

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.06.2009, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30, 8920