Die Germanen - Meilensteine der Frühgeschichte Europas (DVD)
 
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Die Germanen - Meilensteine der Frühgeschichte Europas

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

 

Bis in den 1990ger Jahre galt es als verpönt, sich als Deutscher offen mit den Germanen zu beschäftigen und auch noch stolz auf seine fernen Vorfahren zu sein. Zu viel Schaden hatten die Nationalsozialisten mit ihrer Glorifizierung und Pervertierung der Vergangenheit angerichtet und Wunschdenken mit historischen Überlieferungen für Propagandazwecke missbraucht.

Erst in den letzten zwanzig Jahren ist ein Wandel eingetreten. Historiker wagen wieder offener und positiver Bücher über das Thema zu veröffentlichen und Dokumentationen entstehen, die die Fühzeit Mitteleuropas in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Inzwischen haben auch neue Funde dazu verholfen ein viel differenzierteres Bild der Zeit zwischen dem ersten Jahrhundert vor und dem sechsten nach der Zeitenwende zu zeichnen. Waren die Germanen wirklich nur wilde Barbaren, die von den Römern nur mit Mühe in Schach gehalten wurden und vor nichts und niemandem Respekt hatten, so wie römische Geschichtsschreiber überlieferten?

Lange Jahre hatte man nur die Berichte von Feldherren wie Julius Caesar und Historikern wie Tacitus als Quelle, da die Germanen selbst kaum schriftliche Dokumente hinterließen, die neuen Methoden der archäologischen Forschung und vergleichende Wissenschaften ermöglichen es aber hinter die römisch geprägten Beschreibungen zu blicken und das Körnchen Wahrheit aus der Propaganda zu filtern.

 

Wie weit man damit inzwischen gekommen ist, stellt die vierteilige Dokumentation „Die Germanen - Meilensteine der Frühgeschichte Europas“ vor. In vier Folgen erhält man einen Blick in vier Epochen und genau so viele Aspekte des Lebens in Mitteleuropa.

„Barbaren gegen Rom“ beschreibt aus der Sicht der Priesterin Basena die erste Begegnung der Germanen mit Rom. Der Suebenfürst Ariovist erkennt zu spät, dass die Eroberer aus dem Süden weitaus gefährlicher als die Kelten sind, die man aus dem Gebiet im heutigen Elsass vertrieb und bezahlt einen hohen Blutpreis. Gleichzeitig erfährt der Zuschauer einiges über die Stellung der Frau in der germanischen Gesellschaft und die Ehrerbietung die man gerade den Seherinnen und Göttinnen entgegen brachte.

Der Kontakt mit Rom ist nicht nur von Schlachten geprägt, denn die Feldherren aus dem neu geschaffenen Imperium setzen auch auf Bündnisse mit Fürsten aus dem Norden. Söhne, der Häuptlinge kommen zwar als Geiseln nach Rom, erhalten aber auch hier die seltene Gelegenheit, die Schwächen ihres Gegners zu studieren. Das wird dem Feldherren und Statthalter Varus kurz vor der Zeitenwende zum Verhängnis, denn der Cheruskerprinz Arminius, der ihm eigentlich beim Aufbau der Provinz helfen sollte, wendet sich gegen ihn und nutzt die Kenntnisse, die er als römischer Ritter gewonnen hat, gegen die Legionen, die sich in die Wälder Germaniens wagen, aus.

Schließlich bleibt den Römern nichts anderes übrig, als sich hinter den Rhein zurück zu ziehen und Schutzwälle gegen die Stämme zu errichten, die nicht bereit sind, Frieden zu halten. Die Raubzüge räuberischer Kriegerhorden können nur vom Limes aufgehalten werden, Handelsposten und Städte in germanischen Gebiet werden aufgegeben, weil man sie nicht länger halten kann. Man verlagert den Kontakt mit den Germanen in die Grenzstädte. Stationiert sind dort oft einheimische Stämme, die sich mit den Römern arrangiert haben und die Vorzüge der etwas weiter entwickelten Zivilisation genießen. Und auch sonst dienen Germanen als berittene Hilfstruppen in den Heeren des Imperiums.

Schon lange vor dem endgültigen Zerfall des Römischen Reiches ziehen sich die Römer auch aus Germanien zurück, weil sie die Grenzen jenseits der Alpen nicht mehr halten können. Nun schlägt die Stunde der Germanen, die bereits vorher Nutznießer des Kontaktes mit den Römern waren. Verlassene Gutshöfe werden neu besiedelt und ausgebaut, Städte übernommen und Fürsten behalten die technischen Errungenschaften und kulturelle Entwicklungen der ehemaligen Herren, die sie als nützlich erachten. So treten sie nach und nach in die Fußstapfen der Römer und werden schließlich zu deren Erben.

 

Anhand von beispielhaften Lebensschicksalen, die man aus archäologischen Funden, Vergleichen mit anderen Kulturen und alten Überlieferungen zusammengestellt hat, beschreibt die Dokumentation nicht nur die Grundlagen der germanischen Kultur und Gesellschaft, sondern auch und vor allem die Entwicklungen, die die germanischen Völker in Mitteleuropa durch den Kontakt mit den Römern durchgemacht haben.

Sie schildert, welchen Nutzen beide durch den Handeln mit Gütern und auch menschlicher Arbeitskraft, durch Kontakte zwischen Fürsten und Kriegern zogen, macht aber auch klar, dass die Germanen wie die Kelten ein Konglomerat aus höchst unterschiedlichen Stämmen war, und nur zur Vereinfachung von den Römern als ein Volk betrachtet wurde.

Man beleuchtet verschiedene Aspekte genauer wie etwa den Glauben und die Stellung der Frau oder der Krieger, zeigt aber auch die überraschenden Funde der letzten zwei Jahrzehnte, die die Germanen nicht länger nur als kriegslüsterne und räuberischer Barbaren darstellen, sondern als neuen Entwicklungen sehr offen gegenüber stehende Menschen, die sich zwar ihre Freiheit und Unabhängigkeit bewahren wollten, aber dennoch reges Interesse am Handeln und Austausch von Wissen, Menschen und anderen Dingen hatten.

Das alles wird dem Zuschauer anschaulich in gespielten Szenen nahe gebracht und durch Interviews mit Archäologen an den neuen Fundstätten oder Historiker in den Museen vertieft. Die Autoren achten darauf, nicht trocken und dozierend zu werden, um eine möglichst große Schar an Zuschauern anzusprechen. Und das ist ihnen auch gelungen, denn das Wissen wird in kleinen Portionen, mit netten Schaueffekten und spannenden Spielszenen vermittelt. Auf Extras verzichtet man zwar, dafür sind die Folgen aber 5-7 min länger als die im Fernsehen ausgestrahlte Fassung.

 

 

Fazit:

 

So ist „Die Germanen - Meilensteine in der Fühgeschichte Europas“ eine vielschichtige, informative Dokumentation, die auch noch ansprechend präsentiert wird und vor allem dann nicht verpassen sollte, wenn man mehr über die fernen Vorfahren der Deutschen wissen möchte.

 

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DVD:

Die Germanen - Meilensteine der Frühgeschichte Europas

Buch: Alexander Hoch, Judith Voelker

Regie: Judith Voelker, Stefan Koester, Schoko Okroy, Alexander Hoch

Produzent: Christian Feyerabend

Format: Dolby, HiFi Sound, PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0)

Bildseitenformat: 16:9

Anzahl Disks: 2

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

Studio: Polyband & Toppic Video/WVG

DVD-Erscheinungstermin: 20. März 2008

Spieldauer: 200 Minuten (4 x 50 min)

ASIN: B0011U152K

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Episoden

1: Barbaren gegen Rom

2: Die Varusschlacht

3: Entscheidung am Limes

4: Im Zeichen des Kreuzes

 


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Erstellt: 16.04.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 12:15, 6295