Die Herrin von Avalon von Marion Zimmer Bradley
Hörbuch
Reihe: Avalon Band 3
Rezension von Christel Scheja
Der größte kommerzielle Erfolg der amerikanischen Autorin war wohl die Umsetzung der Artus-Sage aus weiblicher und heidnisch-esoterischer Sicht. Eine ganze Generation von jungen Frauen fand so zu einem neuen Selbstverständnis und Glauben, obwohl der Roman selbst eher den historischen Liebesromanen zuzurechnen war.
Der überraschende Erfolg veranlasste die Autorin zusammen mit ihrer Schwägerin Diana L. Paxon den Mythos auszuweiten und vor allem die Vorgeschichte auszuweiten. Nach und nach sollte eine Brüche zu ihrem mystischen Roman „Das Licht von Atlantis“ geschlagen werden.
Anders als die anderen Romane der „Avalon“- Reihe erzählt die „Herrin von Avalon“ jedoch keine durchlaufende Geschichten sondern drei Episoden, die zwischen dem ersten und fünften Jahrhundert unserer Zeit spielen.
Die erste um 100 angesiedelte Episode „Die Hohepriesterin“ wurde allerdings aus Zeit- und Kostengründen in Hörbuchfassung außen vor gelassen. Hier kehrte Gawen, der Sohn der jungen Eilan und ihres römischen Gemahls nach Avalon zurück und lernt die Mysterien kennen, mit denen seine Mutter aufgewachsen ist. Schließlich empfängt er selbst die Weihen und geht in der Heiligen Hochzeit den Bund mit der Göttin und dem Land ein, um ein neues Geschlecht von Fürsten zu begründen, die irgendwann Britannien noch einmal zur Blüte führen werden.
Das Hörbuch selbst beginnt mit „Die Herrscherin“ und widmet dieser Geschichte die ersten drei CDs.. Gegen Ende des dritten Jahrhunderts holt die alte Hohepriesterin Dierna die junge Teleri nach Avalon, um das Mädchen zu einer Priesterin und ihrer Nachfolgerin auszubilden. Doch diese kann ihre klassische römische Erziehung nicht vergessen und tut sich sehr schwer darin, die Riten anzunehmen. Als sie dann den römischen Feldherrn Carausius kennen lernt, entschließt sich dazu doch lieber ein weltliches Leben zu führen. Dierna lässt Teleri schweren Herzens ziehen. Diese heiratet den jungen Mann, der sich innerhalb von kurzer Zeit zum Kaiser des weströmischen Reiches aufschwingt und das Land gegen die von der Nordsee her einfallenden Angeln und Sachsen zu verteidigen sucht.
Die restlichen drei CDs erzählen in „Die Tochter“ von Viviane, die als Ziehkind auf der Insel Mona aufwächst, bis ihre Mutter Ana, die Hohepriesterin von Avalon, sie durch den Barden Taliesin holen lässt. Das Mädchen, das eigentlich nicht für den Dienst als Priesterin ausersehen war, muss nun an die Stelle ihrer Schwester treten, die bei der letzten Prüfung versagt hat und im Sumpf ertrunken ist.
Viviane findet den anziehenden Barden zwar sehr nett, steht dem ganzen aber sehr skeptisch gegenüber, denn sie kann ihre Mutter nicht wirklich leiden, da diese ihr gegenüber niemals so etwas wie Gefühle und Liebe gezeigt hat. Schon bald erweist sie sich trotz ihrer Eigenwilligkeit als fähige Seherin und zeigt alle Qualitäten, die eine spätere Herrin von Avalon haben muss. Auch wenn sie es noch nicht weiß, so werden in den nun folgenden Jahren all die Fähigkeiten ausgeformt, die sie in den kommenden Jahren zu der Hohepriesterin machen werden, die in der Zeit von Artus und Co. die Fäden in der Hand hält.
Die Handlung der beiden Geschichten des Hörbuches dürfte all jenen gefallen die ein Faible für historische Liebesromane mit ausgefeilten esoterisch-mythischen Beschreibungen und komplexen Beziehungsgeflechten haben.
Anders als in den Romanen stehen in den Novellen eher die jungen Mädchen und ihr Werdegang auf Avalon im Mittelpunkt, die romantischen Beziehungen sind eher schmückendes Beiwerk.
Die Lesung ist inszeniert, das heißt in diesem Fall, das der Stimme Anna Thalbachs immer wieder Soundeffekte wie Vogelgezwitscher, Blätterrauschen oder das Plätschern des Regens unterlegt werden, wenn es sich anbietet. Hin und wieder wird auch Musik eingespielt, für die sich die Dark-Metal und Mittelalter-Band Saltation Mortis verantwortlich zeichnet.
Beides tritt aber vor der sehr wandelbaren Stimme der Schauspielerin zurück, die gleichermaßen Männern, alten Frauen wie auch jungen Mädchen Glaubwürdigkeit verleihen kann. Man nimmt ihr die jungen Novizinnen ebenso ab wie die erfahrenen Krieger bei einer Beratung. Das macht den Reiz des Hörbuchs aus - man wird automatisch von Anna Thalbach verleitet zuzuhören.
„Die Herrin von Avalon“ weiß vor allem durch die atmosphärische und sehr eindringliche Lesung zu überzeugen und ist all jenen wärmstens zu empfehlen, die auch dem Thema wenigstens ein wenig Interesse abgewinnen können.