Die Herrschaft der schwarzen Löcher von Oliver Wenzlaff
Reihe: Adams Van Ghoot Teil 3
Hörspiel
Rezension von Ralf Steinberg
Verlagsinfo:
Ghoot, ferne Zukunft. Yetis. Ein wandelndes Bettlaken. Ghootanische Geschichte. Tee.
Kaffee. Eine Waschmaschine. In all dies ist irgendwie der träge Bov hineingeraten, ein einschlafstarker Typ ohne nennenswerten geistigen Antrieb. Bov ist die Sorte Mensch, die sicherheitshalber für alles ungefähr eine Stunde Zeit kalkuliert, auch für den 5-Minuten Weg zum Kiosk.
Da er aber nur ab und zu hier und da eine halbe Stunde Zeit entbehren kann, fängt er meistens lieber erst gar nichts an. Halb fertige Sachen kann er nämlich gar nicht leiden. Und zufällig fängt gerade dieser Bov einen Krieg mit einem energiegetränkten schwarzen Loch an ...
Rezension:
Wenn sich das Universum wieder einmal mit seinem Ende beschäftigen muss hat es wenig Zeit für großartige Hörspielproduktionen. Darum verwundert es wenig, dass es drei Jahre her ist, seit Adams van Ghoot alles durcheinander brachte, andererseits sind drei Jahre für den dritten Teil auch wieder irgendwie passend.
Handlungstechnisch spielt Zeit nicht wirklich eine Rolle. Alles beginnt recht geordnet in einem Kino. Jenny hat Hunger und Bov verbringt eine anstrengende stunde auf dem Klo, dass er so verlassen will, wie er es vorzufinden wünscht.
Nun sind Überwachungskameras in Toiletten nicht der allerneueste Schrei, aber zumindest gibt die Videoaufzeichnung von Bovs Treiben dem überwachenden Hologram – PJ – die Macht über den Täter und schwupps sind beide im Weltall unterwegs.
Selbstverständlich wartet Jenny nicht ewig auf Bov und als Frau der Tat nimmt sie alsbald die Verfolgung auf, ihr zur Seite der zahme Ritter.
Der Showdown findet auf dem Planeten Ghoot statt, oder vielmehr im Himmel darüber, doch bis dahin gibt es ghootanische Geschichte, die erstaunlich viel mit einem gewissen Adams van Ghoot zu tun hat …
Ja, es ist wirklich eine sehr lange Zeit her, seit wir der schrägen Gag-Orgie von Oliver Wenzlaff folgen durften. Doch wie bei ganz besonders guten Freunden spürt man die zeitliche Distanz nicht mehr, wenn man den Player einschaltet und Norman Matt gewohnt lässig die skurrile Szenerie beschreibt. Es ist ein Wiedersehen mit einem Großteil der seltsamen Figuren und die Bekanntschaft mit neuen Absonderlichkeiten. Allen voran Jürgen Kluckert als Yeti. Der ist nicht nur zuständig für den Zufall, nachdem es ihm die Sprache raubte, gurgelt, grunzt und räuspert sich der Mime auch beachtlich ausdrucksstark durch die Folge. Zu Recht kann man den Sprecher nun als deutschen R2D2 bezeichnen.
Überhaupt ist erneut ganz besonders viel Liebe in den Sound- Musik- und Geräuscheteil investiert worden, ein Markenzeichen von Oliver Wenzlaff. Wie er auf der Leipziger Buchmesse betonte, ist der Anspruch extrem wichtig für eine gute Hörspielproduktion. Der Abstand zu Major-Produktionen ist stets selbstgemacht.
Darüber hinaus gibt es noch einige stilistische Raffinessen. So wird der Hörer mittels eines Countdowns auf des nahende Ende der Geschichte eingestimmt, das dann auch noch in drei Alternativen daherkommt, ganz in konsequenter Verfolgung der drei Theorien über den Lauf der Dinge.
Jeder mag für sich selbst entscheiden, welches er dann favorisiert.
Und kaum hat man sich mit dem Schluss abgefunden, geht es weiter. Die »deleted szenes« sind ja nicht wirklich gelöscht, sondern nur phasenverschoben. Der geneigte Hörer hört sowieso alles und kann sich daher auf zusätzliche Lektionen in ghootanischer Geschichte freuen untermalt von Benjamin Ritter und die Satanischen Pferde, die mit einem bekannten Ärzte-Song auch liedtechnisch das Ambiente manifestieren.
Wer nun vielleicht der Meinung ist, »Adams van Ghoot« sei leichte Unterhaltung, möge sich eines besseren belehren lassen, denn philosophisch ist die Reihe auf höchstem Niveau. Oder gibt es vielleicht andere Gründe, warum gerade die Demokratie zum Verhängnis wurde? Und vor allem für wen und was trank er dabei, Kaffee oder Tee?
Fragen, die gestellt werden müssen.
Anja Söchting lieferte ein stimmungsvoll grünes Booklet, mit Waschmaschine und einer Lakenschönheit, ganz im Thema der Reihe. Selbst Teebeutel finden sich an informativer Stelle – die Verbindung von grafischer Lockerheit und witzigem Hörspiel gelang erneut.
Fazit:
Auch die dritte »Adams van Ghoot« Folge besticht durch Wortwitz bis hin zum Kalauer, feinen Seitenhieben auf menschliche und gesellschaftliche Schwächen in einer liebevollen und beeindruckenden Hörspielproduktion.
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