Die Legenden vom Traumhändler (Bd. 2)
 
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Die Legenden vom Traumhändler (Bd. 2)

Rezension von Nadine Dilger

 

Jedes Märchen beginnt mit der Geburt eines Kindes…

Unter diesem Motto zieht der Traumhändler durch die alten überlieferten Geschichten und verkauft den Figuren Samen, die zu Wunschkindern werden können. Doch Vorsicht: An jeden Verkauf knüpft er eine Bedingung, die erfüllt werden muss, wenn nichts Schlimmes passieren soll. Die ohnehin schon grausamen Märchen nehmen hierdurch eine neue, absurde Wendung und führen uns an die Abgründe menschlicher Begierden und Wünsche.

 

Wie schon im ersten Teil, werden fünf verschiedene Märchen auf ca. 220 Seiten durch die Figur des Traumhändlers verändert.

 

Die erste Geschichte, die sich der Autor Jeong-A Lee vorgenommen hat, ist Rotkäppchen. Das Rotkäppchen wohnt zusammen mit seiner Stiefmutter und seinen zwei Halbschwestern zusammen in einem Haus, wird von der ganzen Familie verachtet und muss alle Hausarbeiten übernehmen. Weil Rotkäppchen besonders der Stiefmutter ein Dorn im Auge ist, da sie befürchtet, sie könnte einmal das Vermögen ihres Vaters für sich beanspruchen, versucht sie, sie loszuwerden. Mit einem Korb voller Essen schickt sie sie mit dem Vorwand, dass das Rotkäppchen seine Großmutter besuchen darf, in einen Wald, der nur so vor Wölfen wimmeln soll. Das weiß das Rotkäppchen allerdings nicht und macht sich auf den Weg.

Als sie nach einem halben Tag Rast macht, um was zu essen, begegnet ihr ein Fremder, dem sie etwas von ihrem Proviant abgibt, weil er so hungrig ist. Der Fremde will sich erkenntlich zeigen und bringt Rotkäppchen an ein Haus im Wald, wo ihre Großmutter drin wohnt. Allerdings ist sie schon tot…

 

Des Kaisers neue Kleider ist das zweite Märchen. Der Thronfolger Fredrik de Villar der Dritte möchte sich ein Krönungsgewand bei einer armen Schneiderin schneidern lassen. Weil sie aber seiner Meinung nach beim ersten Treffen sehr unhöflich war, legt er alles daran, dass sie mit dem Krönungsgewand nicht fertig wird. Er bricht nachts in ihre Schneiderei ein und zerstört alles wieder. Allerdings scheint die Schneiderin mit ihrer Arbeit nie weit zurückzufallen… Als es ihm jedoch trotzdem gelingt und die Schneiderei aus mysteriösen Gründen abbrennt, bekommt er ein schlechtes Gewissen…

 

In der nächsten Geschichte geht es um den gestiefelten Kater. Es gibt Wesen, die Marthagos genannt werden. Die wirkliche Gestalt des Marthago ist menschlich, für alle Menschen sieht er aber aus wie eine normale Katze. Diese mystische Katze sucht sich im Leben nur einen Herrn aus, der sie als Mensch sehen kann und dem sie drei Wünsche erfüllt.

Der Marthago wird von Menschen gejagt und verletzt. Dem Tode nahe wird er von einem jungen Mann gefunden, der versucht, ihn wieder aufzupäppeln. Der Marthago will aber nichts essen, da er Menschen über alles verachtet und auch bei dem jungen Mann keine Ausnahme machen will. Allerdings wird ihm der junge Mann immer sympathischer, bis er seine wahre Gestalt sehen kann…

Er erfüllt ihm die ersten zwei Wünsche: den Baron eigenhändig zu töten, an seine Stelle zu treten und die Prinzessin zu seiner Braut zu bekommen.

Dann fangen die beiden an, sich die Frage zu stellen, was geschehen wird, wenn er seinen dritten und letzten Wunsch ausspricht. Werden er und der Marthago getrennt? Der Gedanke bricht beiden das Herz, weil sie mehr als nur Freundschaft füreinander empfinden…

 

In der vorletzten Geschichte, Rumpelstilzchen, wird ein Mädchen mit einem Berg Stroh und der Aufforderung, aus dem Stroh Gold zu spinnen, in einen Raum gesperrt. Wenn sie es nicht schafft, muss sie sterben. Sie ist schon ganz verzweifelt, bis plötzlich eine kleine Gestalt, eine Elfe, kommt und ihr helfen will. Die Elfe geht einen Pakt mit dem Traumhändler ein, der besagt, dass das Mädchen die Elfe heiraten muss. Nur dann kann die Elfe das Stroh in Gold verwandeln.

Das Mädchen willigt ein, bricht aber ihr Versprechen…

 

Die letzte Geschichte heißt Barbatos und ist kein Märchen, sondern eine Geschichte, die sich Joeng-A Lee selbst ausgedacht hat. Es geht darum, dass das Mädchen Suryong aus Jux den Dämon Barbatos und mit ihm einen Pakt eingeht, weil ansonsten ein großes Unheil geschieht. Er soll sie beschützen.

Als sie am nächsten Tag in die Schule geht, erscheint ein mysteriöser und gut aussehender junger Mann, der ihr von nun auf Schritt und Tritt folgt und sie vor allem beschützt, was ihr überhaupt nicht passt. Doch das ist noch nicht das Schlimmste: Ihre Freundin, Juyong ist todunglücklich, weil sie eine Abfuhr von einem Jungen bekommen hat und will sich umbringen…

 

Der zweite Teil von Die Legenden des Traumhändlers ist ein wenig komplizierter und verwirrender als sein Vorgänger. Hier sind die Zeichnungen zunehmend verwirrend und man hat öfters das Gefühl, eine Seite übersprungen zu haben, weil man denkt, dass da einfach teilweise etwas fehlen muss. Ab und zu geschieht irgendwas, was man einfach nicht ganz nachvollziehen kann oder was keinen Sinn zu machen scheint. So beispielsweise bei der ersten Geschichte, „Rotkäppchen“. Als das Rotkäppchen in das Haus ihrer Großmutter kommt, ist die Großmutter schon längst tot, trotzdem erkennt das Rotkäppchen, dass das Essen im Korb vergiftet ist. Ich habe keine Ahnung, wo der Zusammenhang liegt oder woran das Rotkäppchen das bemerkt haben sollte.

 

Im ersten Teil dachte ich noch, dass der Traumhändler in Wirklichkeit weiblich ist, wegen der vielen weiblichen Zügen. Das ist, wie ich jetzt feststellen durfte, allerdings falsch. Der Traumhändler ist männlich. Und das führt gleich zu dem Punkt, den ich damit anschneiden wollte: Der Autor des Mahwa stellt auch seine männlichen Figuren sehr weiblich dar. So hat zum Beispiel der Thronfolger aus „Des Kaisers neue Kleider“ lange, lockige Haare und schön manikürte Fingernägel. An manchen Stellen sieht man den Traumhändler auch mit Kreolen. Daher fällt es einem nicht immer so leicht, herauszufinden, ob die Person denn nun männlich oder weiblich ist.

Letztendlich scheint dies aber nicht allzu wichtig zu sein, da Joeng-A Lee auch viel homosexuelle Liebe in seine Geschichten einfließen lässt.

 

Die Art der Geschichten geht teilweise stark auseinander. Es gibt blutrünstige Geschichten, wie zum Beispiel „Rotkäppchen“, Geschichten, in denen Liebe die Hauptrolle spielt wie in „Der gestiefelte Kater“ und auch welche, die hauptsächlich humorvoll sind, wie „Barbatos“.

 

Was ich sehr schade fand, war, dass der Traumhändler so gut wie gar nicht vorkam. Nur ab und zu kam er mal kurz vor, aber lange nicht so oft wie im ersten Band. Man sieht ihn höchstens auf ca. fünf Seiten und das ist mir eindeutig zu wenig. Ich hätte nach dem ersten Band eigentlich gehofft, im zweiten etwas mehr über den Traumhändler erfahren zu können, was hier aber leider im Gegenteil der Fall ist. Dafür kommt der Marthago, der Freund des Traumhändlers, zunehmend vor.

 

Fazit:

 

Ich hätte mir nach dem ersten Band, der mir wirklich sehr gut gefallen hat, etwas mehr von dem zweiten Teil versprochen, was aber nicht heißt, dass dieser schlecht ist. Er ist ein bisschen verwirrend, die Geschichten sind nicht mehr so gut wie im ersten Teil, und der Traumhändler lässt sich nur selten blicken. Dennoch unterhält es sehr gut.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042401435003abfe5b
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Comic:

Die Legenden vom Traumhändler (Bd. 2)

Story & Zeichnungen:

Jeong-A. Lee

Format: Softcover, broschiert

Sprache: Deutsch

Seitenzahl: 174 Seiten

Altersangabe: ab 13

Verlag: Tokyopop

Erschienen: Juli 2007

ISBN-Code (13):

978-3-86719-072-5

ISBN-Code (10):

3-86719-072-0

Erhältlich bei Amazon

weitere Infos:


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Erstellt: 13.10.2007, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50, 5069