Die Mär der Ringe
 
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Die Mär der Ringe

Rezension von Christian Endres

 

Der ein oder andere wird sich vielleicht daran erinnern, dass im Jahre 2003 Peter Jacksons Verfilmung von Tolkiens Der Herr der Ringe noch in vieler Leute erhöhten Aufmerksamkeitsbereich schwebte und für einigen Medienrummel sorgte. Das Interesse an Tolkien und seiner Welt Mittelerde führte dazu, dass die Öffentlichkeit nach allem schrie, das auch nur im Entferntesten mit Hobbits, Elben und magischen Ringen zu tun hatte – als abschreckendes Beispiel seien hier einmal die legendären Gandalf-Socken genannt. Glücklicherweise gab es auch weniger über die Stränge schlagende Produkte, die den Rummel für sich nutzen wollten: Als eines der eher positiven Beispiele könnte Die Mär der Ringe durch gehen, die zehn grundverschiedene Geschichten zu einer optischen Tour de Middle-earth versammelt hat, die sich im vorliegenden Band vor allem mit parodierenden und humorvollen Werken zu Tolkiens Hauptwerk beschäftigen ...

 

Es ist mühsam, die einzelnen Kurzgeschichten zu beschreiben oder zu bewerten, da hierbei jeder einen anderen Geschmack hat. Trotzdem kann man, auch ohne sich im Subjektiven zu verlieren, einige Dinge festmachen: Zunächst einmal decken die in diesem Band versammelten Geschichten so ziemlich alle Stilrichtungen ab, die es heutzutage im Comicgenre gibt. Bis auf den expressionistischen Stil eines Mike Mignola findet man eigentlich alles: Von cartoonartigen Strips über annähernd photorealistische Zeichnungen bis hin zu Mangas und an frankobelgische Serien angelehnte Seiten. Nicht jedes Artwork weiß zu gefallen, aber in der Summe überwiegt und obsiegt dann doch das Gute – wie es in Mittelerde nun mal stets so ist.

 

Von den Stories her ist es ebenfalls ein buntes Allerlei, und auch hier gilt wieder: Nicht alles, was Gold ist, glänzt, nur mag das unser Freund Bilbo damals in Bruchtal ein wenig freundlicher gemeint haben. Nicht alle Geschichten in diesem Band sind gut, und nicht jede humorvolle Einlage ist auch nur halb so humorvoll, wie das der Autor gerne hätte. Trotzdem ist es auch hier so, wie bei den verschiedenen Zeichnungen und Stilrichtungen in Sachen Visualisierung: Eine breite Palette, in der für jeden Geschmack zumindest etwas dabei sein dürfte.

 

Von der Aufmachung her gibt es jedoch rein gar nichts zu bemängeln und nur erfreuliches zu berichten: Ein ungewöhnlich großes Format, gutes Papier und ein einfallsreiches, aber keineswegs aufdringliches Layout stehen dem Band gut. Lediglich das Cover samt der dort verwendeten Typographie hat bei mir einen etwas schweren Stand, doch tröste ich mich dafür mir der gestalterisch interessanten Rückseite ...

 

Fazit: Ein solcher Kurzgeschichtenband soll vor allem eines: Spaß machen. Der vorliegende Band erfüllt das leider nicht immer, denn es sind einige Ausrutscher in Sachen Artwork, aber auch manche in Sachen Story dabei. Dennoch ist es vor allem die Vielfalt, die positiv ins Auge fällt: Von textlastigen Abenteuern bis hin zu solchen, die gänzlich ohne Text auskommen, ist in Die Mär der Ringe alles vertreten, und wenn der durchwachsene Band eines tut, dann doch auf alle Fälle die Vielseitigkeit (aber leider auch manchmal die qualitativen Unterschiede) von Comicgeschichten demonstrieren.

 

Bierernste Tolkien-Fans sollten die Finger von diesem Band lassen, ebenso wie Menschen, die bisher weder Tolkiens Bücher gelesen, noch die Filme gesehen haben, da ihnen einfach das Verständnis fehlen würde. Wer ansonsten gerne ab und an die üblichen Fantasy-Pfade verlässt oder einfach einmal ein Fantasy-Comic mit ungemein vielseitigen Zeichnungen in seinen Besitz bringen möchte, der sollte unter Umständen einmal einen Blick in diese Mär werfen, sollte in Sachen Humor aber keine großen Innovationen oder Offenbarungen erwarten. Ein nettes Werk für Zwischendurch, das in erster Linie durch seinen previewartigen Mix gefällt, und erst an zweiter Stelle und etwas zu selten mit inhaltlichen Dingen punkten kann.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419201906a81ff656
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Comic:

Die Mär der Ringe

Verlag: Epsilon

Format: Softcover

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3932578465

Anzahl Seiten: 48

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 24.11.2005, zuletzt aktualisiert: 09.04.2024 09:36, 1586