Zwei Dinge gibt es im Vorfeld über das Buch anzumerken. Zum einen verstecken sich hinter dem Pseudonym M. A. Carrick die Autorinnen Bryn Neuenschwander (die wiederum unter dem Pseudonym Marie Brennan schreibt) und Alyc Helms. Zum anderen umfasst Die Maske der Spiegel nur die erste Hälfte des Originalromans Maks of Mirrors und wird erst mit Sturm und Stein den ersten Teil der Saga Rabe und Rose abschließen.
Nadezra nennt man nicht nur »Die Stadt der Masken«, sie ist es auch, was nicht nur daran liegt, dass der Adel gerne so verhüllt auftritt. Ren, eine Hochstaplerin, will dies zu ihrem Vorteil nutzen und sich in die Familie Traementis einschleichen, um diese nach Strich und Faden auszunehmen.
Aber schon bald muss sie feststellen, dass die Angehörigen des Hauses nicht unbedingt das sind, was sie vorgeben zu sein. Zudem scheint dunkle Magie in der Stadt Kindern den Tod zu bringen. Einziger Hoffnungsschimmer für die breite Masse ist »Der Rabe«, mit dem Ren in Berührung kommt, als sie sich mehr und mehr auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen muss.
Zumindest von Marie Brennan wissen die deutschen Leser, dass sie sich sehr gut in gesellschaftlichen Fragen auskennt und mit den Intrigen in höheren Gesellschaftsschichten zu spielen weiß. In dieses Haifischbecken setzt sie nun mehr oder weniger Ren aus, über die man aber auch erst einmal herzlich wenig erfährt, außer, dass sie eine miese Kindheit hatte und mit Tess eine begabte Freundin an ihrer Seite.
Während die Hochstaplerin sorgsam an ihrem Coup arbeitet, eine gewisse Stellung in der Familie zu erreichen um dadurch entsprechendes Vermögen abzweigen zu können, merkt sie, dass die Traementis ebenfalls Dreck am Stecken haben und mehr mit einem der Verbrecherlords zu tun, als sie zugeben wollen.
Die beiden Autorinnen nehmen sich erst einmal die Zeit, das Szenario und die Figuren vorzustellen, werfen aber erst einmal viele Fragen auf, anstatt erste zu beantworten. So gesehen bleibt die Handlung behäbig und braucht längere Zeit um in die Gänge zu kommen. Bis dahin sollte man einiges an Geduld mitbringen, denn neben verschiedenen Handlungsebenen werden auch noch jede Menge Figuren eingebracht.
Leider bleibt der Hintergrund recht schwammig, man erfährt nicht viel über die Stadt und das Reich in dem sie liegt, außer eine Ahnung zu bekommen, das unter anderem Venedig Pate gestanden haben könnte. Zudem werden viele unterschiedliche Magiearten und Völker in den Raum geworfen, aber auch hier folgen keine einprägsamen Erklärungen. Positiv zu nennen ist, das Geschlechtergleichheit und queere Repräsentation nicht besonders hervorgehoben werden, sondern als ganz normaler Aspekt des Hintergrunds funktionieren.
Auch die Figuren wirken durch ihre Vielzahl überwiegend sehr blass, selbst zu den Hauptcharakteren baut man nicht wirklich eine Bindung auf. Deshalb bleibt das Lesevergnügen auch durchwachsen, obwohl das Ende interessant genug ist, um weiter neugierig zu machen.