Rezension von Cronn
Rezension:
In der deutschen Phantastik-Szene gibt es nur wenige konstante Größen. Autoren, deren Namen über Jahre hinweg auftauchen sind also selten. Es ist eher der Fall, dass mal jemand für ein bis zwei Jahre publiziert, dann aber wieder in der Versenkung verschwindet, und das aus verschiedenen Gründen. Für den einen steht der Brot-Beruf im Vordergrund, für den anderen die Gründung einer Familie. Der Gründe gibt es nahezu so viele, wie es Menschen gibt.
Einer derjenigen, der schon seit vielen Jahren stets mit Veröffentlichungen auf sich aufmerksam macht, ist Christian von Aster.
Seine Auftritte sind rezitatorisch legendär, seine Bücher und Anthologien ebenfalls. Mit seiner gleich bleibend hohen schriftstellerischen Qualität hat er sich eine Stammleserschaft abseits des Mainstreams erschrieben, in der Nähe der Gothic-Bewegung ist er anzusiedeln, ohne sich von ihr vereinnahmen zu lassen.
Mit Websters Pandaimonion wurde ein größeres Publikum auf ihn aufmerksam. Christian von Aster schreibt Geschichten über die Dunkelheit, das Grauen, das Phantastische und stellt sich damit indirekt in die Nachfolge solcher Autoren wie Edgar Allan Poe, Gustav Meyrink oder Howard Philips Lovecraft.
Inhalt:
Nun ist ein Hörbuch von ihm erschienen, das elf Gedichte auf einer Silberscheibe vereint. Sein Titel ist Die Mitternachtsraben: Geschichten zum Absinth. Verlegt wurde es von dem Label periplaneta.
Auf der DVD „Die Mitternachtsraben: Geschichten zum Absinth“ sind elf Gedichte enthalten. Eigentlich müsste man genauer und exakter sie als Balladen bezeichnen. Der Reigen beginnt mit “Wundertrunkenes Bachanal“. Folgende weitere Werke sind auf der CD enthalten:
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Die Mitternachtsraben
Numensang
Feenreigen
Die Ballade vom Schattenbastard
Ein Fremder in der Totenstadt
Meiner letzten Muse Käfig
Ich schaut´ einer Nymphe beim Bade
Eines Vertrauten früher Tod
Morgendämmer
Zeitenwende
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Letzteres ist keine Ballade, sondern ein Instrumentalstück. Alle Balladen sind von Georg von Weihersberg am Klavier untermalt worden, was den Eindruck der Live-Lesung nach verstärkt. Der Autor hat die Stücke selbst eingelesen. Dies geschah im Silbenstreif Studio unter der Leitung von Thomas Manegold.
Kritik:
Christian von Asters Werke sind schwarze Oden an die Nacht, deren sprachliche Reife zumeist gegeben ist. In ihren besten Momenten erwecken sie eine Ahnung von jener Zeit, als die Dichtung sich noch mittels einer veränderten Sprache an die Menschen wandte.
Müsste man diese Zeit schätzen, könnte man die Epoche der Schauerromantik um 1800 vorschlagen. Das ist ein großes Plus für die Qualität der vorgetragenen Gedichte.
Gleichzeitig ist es aber auch ihr Malus.
Ein oder zwei Gedichte im archaiisierenden Stil sind durchaus interessant zu hören. Bei zehn Balladen wird der Sprachduktus zu aufdringlich, wirkt zu künstlich. Daher sollte man die CD wie guten Wein zu sich nehmen – schluckweise. Die Qualität von Christian von Asters Gedichten per se sei damit nicht geschmälert. Christian von Asters Darstellung, sprich Rezitation, seiner eigenen Gedichte ist sehr gut.
Die musikalische Untermalung ist gelungen, wirkt aber in der Häufung des Piano-Spiels ebenfalls spätestens beim dritten Stück aufdringlich und störend. Da passt es ganz gut, dass eine Ballade mit einer Orgel unterlegt wird. Möglicherweise wäre es gut gewesen, hier und da ganz auf eine Musik zum Text zu verzichten, um die Wirkung der Worte zu erhöhen.
Fazit:
„Die Mitternachtsraben: Geschichten zum Absinth“ ist eine interessante Balladen-CD, deren sprachlicher Inhalt stark archaisiert, aber dennoch auf qualitativ hoher Ebene anzusiedeln ist. Die Musikbegleitung dürfte hier und da weniger sein, da man sich nicht so gut auf die Worte konzentrieren kann.
Insgesamt eine ordentliche Produktion, deren Aufnahmetechnik ohne Makel ist.