Die Nachthexe von Ben Aaronovitch
Reihe: Die Flüsse von London Band 2
Rezension von Christel Scheja
Ben Aaronovich gehört schon seit Jahrzehnten zu den umtriebigen und fleißigen Autoren Englands, gelangte aber bei uns erst durch „Die Flüsse von London“ zu größerer Bekanntheit. Zusammen mit seinem Kollegen Andrew Cartmel lässt er es sich nun aber auch nicht nehmen, weitere Geschichten um Peter Grant in Comicform zu erzählen, wie nun auch der zweite Band der Reihe beweist, in dem „Die Nachthexe“ eine größere Rolle spielt.
Peter ist noch immer nur Constable und Sonderermittler, aber er hat sich inzwischen zu einem guten Schüler seines Bosses Nightingale gemausert und führt eine stürmische Beziehung mit Beverly, einer Flussgöttin.
Eines Tages soll er nach der Tochter eines russischen Oligarchen suchen, die eines Tages einfach aus dem Garten des Hauses verschwunden ist. Ihre Mutter beharrt darauf, dass der Entführer kein Mensch gewesen sei, sondern ein Leshy. Beweise dafür gibt es allerdings nicht, deshalb laufen die Ermittlungen zögerlich an. Auch pfuscht immer noch jemand anderes dazwischen, den er eigentlich für einen Verbündeten gehalten hat.
Um Peter Grant Beine zu machen, entführt die russische Mafia Nightingale. Allerdings beweist auch dieser, dass er nicht nur ein distinguierter britischer Gentleman ist, sondern einiges mehr kann.
In der zweiten Comic-Geschichte müssen die Autoren nicht mehr so viel erklären und einführen, deshalb konzentrieren sie sich ganz auf die Geschichte und den damit zusammen hängenden Hintergrund, der es auch in sich hat und so manche Überraschung bietet.
Gleichzeitig wird damit auch der Kosmos um die real existierende russische Mythologie erweitert, scheinen wie immer mehr die Frauen die Hosen an zu haben und selbst gefährliche Mafia-Killer zähmen zu können.
Die Geschichte punktet wie immer durch den feinen britischen Humor, der auf jeder Seite mitschwingt. Der Held und seine Umgebung werden durch eine satirisch angehauchte Brille betrachtet, so dass man ihnen nicht übel nimmt, wenn sie das ein oder andere Mal in ein Fettnäpfchen treten.
Auch sind die Figuren gut wieder zu erkennen. Peter Grant ist so, wie man ihn aus der Romanvorlage kennt, auch Nightingale zieht wieder einmal alle Register und bringt den Leser zum Staunen und schmunzeln.
Es gibt Action und Drama, allerdings beweisen die Autoren und der Künstler, dass man nicht immer mit Mord und Totschlag antworten muss, sondern es auch andere – viel nettere und schrägere Lösungen gibt.
Die Handlung ist zudem nicht so oberflächlich wie man denkt, denn es gibt immer wieder kleine aber feine Anspielungen auf die Gesellschaft und die britische Popkultur oder Mythologie, die man bei genauerem Lesen entdecken und genießen kann.
Alles in allem weiß dieser Band zu gefallen, schafft er es doch wieder alle Register zu ziehen, die man auch schon in der Romanreihe schätzte.
Fazit:
»Die Flüsse von London 2: Die Nachthexe« bietet neue Geschichten um Peter Grant, die sowohl für Fans als auch solche, die es werden wollen, gefallen dürften, die die Handlung punkten vor allem durch ihren Witz und Verstand, die frechen Anspielungen und interessanten Verknüpfungen vieler Mythologien.
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