Rezension von Christel Scheja
Da der Bedarf an Serien durch die Streaming-Dienste und das Bezahlfernsehen größer geworden ist, und diese nicht nur selbst produzieren lassen, sondern auch einkaufen lassen, strömen in den letzten Jahren immer mehr Titel auf den Markt, die aus dem nicht-englischsprachigen Raum stammen, so wie auch die spanische Serie „Die Pest“, die aus Spanien stammt und dort erfolgreicher als „Game of Thrones“ war. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass die Geschichte sich auf die echte Vergangenheit einer vertrauten Stadt beruft. In deutschsprachigen Raum lief die Serie auf Sky.
Sevilla zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts. Die Stadt ist zum Dreh- und Angelpunkt des Handels mit der Neuen Welt geworden. Von hier aus starten die Konquistadoren zu ihren Reisen, hier landen auch später die mit Schätzen reich beladenen Schiffe. Der Handel floriert und selbst in den Elendsvierteln bekommt man etwas davon zu spüren.
Allerdings sind viele Menschen immer noch arm genug um jeden Tag um ihr Überleben kämpfen zu müssen, der Reichtum konzentriert sich bei den ohnehin wohlhabenden und Mächtigen. Neben den Adligen übt aber auch die Kirche noch Macht und Willkür aus, will man dich die ketzerischen Gedanken der Reformation aus diesem Land fern halten.
Aus diesem Grund ist auch der ehemalige Soldat Mateo Nunez zum Tode verurteilt wurde. Aber weil Celso de Guevera um seinen klugen Kopf und seine Spürnase weiß, macht dieser ihm ein verlockendes Angebot. Anklage und Urteil werden fallen gelassen, wenn es ihm gelingt einen unheimlichen Mörder zu finden, der nach einem bestimmten Muster tötet und dabei schon mehrere wohlhabende Leute auf dem Gewissen hat. Mateo wäre dumm, das nicht anzunehmen und erkennt, das eine Menge mehr dahinter steckt als zuerst vermutet …
Moderne Serien und Filme, die in der Vergangenheit angesiedelt sind, fallen vor allen durch eines auf: Die Szenarien sind schmutzig und grau, die Menschen und ihre Kleidung sehen oft nicht gerade gut aus. Diese Serie geht noch einen Schritt weiter. Die Ausleuchtung der Innenaufnahmen geschieht durch Licht von außen und durch Kerzen, so kann es vorkommen, dass viele Szenen im Halbdunkel stattfinden und man bei Tageslicht eigentlich so gut wie nichts erkennen kann. Daher ist es angebracht, die Folgen eher Abends und in einem abdunkelbaren Raum anzusehen.
Bei der Gestaltung der Kostüme und der Settings hat man sich sehr viel Mühe gegeben. Die Details sind stimmig, wirken so, wie man sie einschlägigen aus Dokumentationen und Büchern kennt und lassen keine Wünsche in Bezug auf das Spanien der frühen Neuzeit offen.
Die politische und gesellschaftliche Wirklichkeit ist vermutlich der Geschichte etwas mehr untergeordnet, um das Drama stärker werden zu lassen. Denn hinter dem Serienmörder steckt auch ein Konflikt, der in dieser Zeit überall in Europa schwelt und auch nicht vor dem erzkatholischen Spanien halt gemacht hat.
Dementsprechend verzwickt ist die Sachlage und sorgt dafür, dass die Auflösung erst im letzten Band zum Tragen kommt. Wie in jedem modernen Krimi gehören natürlich auch die persönlichen Probleme des Ermittlers dazu, der nicht nur sein eigenes Leben retten will, sondern auch weiterhin seinen Freunden und Schützlingen hilft. Genau das ist aber auch der Knackpunkt, denn die Handlung zieht sich gehörig über die sechs Folgen.
Das Geschehen schreitet nur sehr gemächlich voran und schwelgt gelegentlich in Szenen, die zwar das Ambiente vertiefen und dem Helden etwas mehr Farbe geben, aber letztendlich auch für Längen sorgen, denn die Geschichte schweift immer wieder zu den Nebenhandlungen ab.
Ebenso sollte man nicht all zu viel Action erwarten – die wird nur punktuell eingesetzt und hält sich ansonsten ziemlich zurück, so dass man schon ein wenig Geduld und Durchhaltevermögen braucht, um alle sechs Folgen durchzustehen, denn einige der Handlungsmuster sind all zu vertraut, da sie zum Standardrepertoire heutiger Ermittler gehören, die nicht zu den absoluten Ehrenmännern ihres Faches gehören. Die namensgebende Pest ist übrigens nur die über allem liegende düstere Bedrohung, die die Ermittlung natürlich noch ein wenig schwerer als üblich macht.
Bild und Ton der einzelnen Folgen sind auf der Höhe der Zeit, Extras gibt es allerdings keine.
Fazit:
Wer ein ungewöhnliches Setting und Historienkrimis mit Ambiente mag, ist mit „Die Pest“ gut bedient, allerdings ist die Serie nichts für die Fans actionreicher Abenteuergeschichten, denn die Handlung verliert sich zu sehr in Details und kommt nur schleppend voran, so dass manchmal Sitzfleisch verlangt ist. Auch dürften die dunklen Innenaufnahmen mehr als ermüdend sein, weil es schwer wird, dem Geschehen auf dem Bildschirm zu folgen.
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