Die Schatten des letzten Krieges (Abenteuer zu Eberron)
 
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Die Schatten des letzten Krieges (Abenteuer zu Eberron)

Rezension von Jörg Pacher

 

Eberron hat sich mit dem großartigen Grundbuch gleich in unserer aller Herzen gefressen. Pulp und Noir lernen wir, sind das neue Ding im D&D-Kosmos. Schön und gut, aber jetzt – nachdem die Welt vorgestellt wurde – würden wir doch gerne wissen, wie man sich Abenteuer in der neuen Spielwelt vorstellen soll.

 

Indiana Jones mit Kriegsgeschmiedeten statt Nazis? Hardboiled mit Elfen statt leichten Mädchen? Denkt man in diesen Bahnen, sieht man schon eher ein Shadowrun-Abenteuer, denn eine D&D-Dungeonhatz vor sich. Aber warum dann überhaupt D&D? Bevor wir einwenden: „weil das am weltgrößten Markt eben der Standard ist und man am leichtesten Spieler dafür bekommt“, lassen wir lieber Eberron-Erfinder Keith Baker zu Wort kommen.

 

Der hat das erste selbständige Abenteuer für Eberron verfasst und damit gleichzeitig eine Fortsetzung zu jenem aus dem Grundbuch geschrieben. Folglich ist das Abenteuer auch an Helden der zweiten Stufe gerichtet.

 

Während die Einleitung noch in Sharn, der Stadt der Türme, spielt, geht es diesmal hinaus in die wunderbare weite Welt. Wunderbar ist aber vielleicht das falsche Wort. Faszinierend ist sie jedoch auf jeden Fall. All diese Reminiszenzen an den ersten Weltkrieg und die Zeit danach stellen eindeutig den stärksten Part von Eberron dar. Beinahe könnte man meinen auch Cthulhu-Spieler könnten sich hier zu Hause finden. Zumindest jene, die verstanden haben, warum im Cthulhu-Regelwerk mehr Seiten Autoverfolgungsjagden gewidmet wurden, als der Recherche in Bibliotheken.

 

Wir wollen nicht zu viel verraten, aber „Die Schatten des letzten Krieges“ fallen über Darguun, im Reich der Goblinoiden, eine einfallsreich verwüstete cyrische Grenzstadt und das Klageland. Es ist eine Spurensuche nach dem Mittel eine schreckliche magische Waffe herzustellen und das zieht mehrere Fraktionen an. Darunter auch die Helden.

 

Eines muss man Keith Baker lassen: er hat das Gespür für großartige Szenen, die tatsächlich wunderbar auf die ganz große Leinwand passen würden. Da können sich die Drehbuchschreiber von „Die Mumie“ oder „Van Helsing“ (fast) verstecken.

 

Doch genauso wie im postmodernen Genre-Kino mangelt es auch in „Die Schatten des letzten Krieges“ ein wenig an der Verknüpfung. Man wird als Spielleiter also mit wunderbaren Bühnenbildern ausgestattet, aber damit die Helden die auch zu sehen bekommen, muss man sich doch recht bemühen. Und das hätte eigentlich auch Aufgabe des Abenteuerautors sein können.

 

So bleibt einem nur die Wahl zwischen ‚Railroading’ bzw. Spieleraktionen gerade zu biegen. Ein immanenter Makel von Kaufabenteuern. Zumindest wissen wir, wie sich in Bakers Vorstellung Eberron anfühlen soll:

 

Da wird gemeinhin auf Wahrnehmungsskills gewürfelt, dann interagiert und als Abschluss gekämpft. Hält man sich strikt an das Abenteuer kann es schon passieren, dass die Heldengruppe dreimal bis fünfmal hintereinander denselben Kampf durchleben muss. Zumindest sind aber in diesem Fall die Gegner einfallsreich.

 

Dem starken Fokus auf Kämpfe wird nur durch wenig ausgearbeitete Hinweise wie „Die SC sollen den Eindruck gewinnen, dass sie einer Konfrontation mit dieser großen Gruppe besser aus dem Weg gehen sollten.“ entgegengewirkt. Wie das genau zu funktionieren hat, bleibt dem Spielleiter überlassen.

 

Den Tiefpunkt des Abenteuerheftes stellt aber eine Kurzgeschichte dar, die elf der achtundvierzig Seiten des Heftes füllt. Ob Baker ein schlechter Autor ist, oder ob es einfach an der Übersetzung liegt, wird nicht ganz klar. Die großen dramaturgischen Kniffe um Leser gleich zu Beginn zu fesseln hat er zumindest nicht drauf. Am schlimmsten daran ist wohl, dass man von diesem „Extrateil“ nichts am Rückcover erfährt. Wer also glaubt ein Abenteuer zu erstehen, dass so dick ist, wie sich das Heft anfühlt, liegt falsch.

 

Insgesamt bleibt daher nur zu sagen: Schade, wie wenig dieses Abenteuer aus der grandiosen Hintergrundwelt macht. Der Sprung aus dem Genre D&D (und das ist längst etwas anderes als einfach nur Fantasy) in jenes der guten alten Schundromane (und ihrer zeitgemäßen Aufbereitung) ist zumindest hier wenig überzeugend ausgefallen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404261852337b209374
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Die Schatten des letzten Krieges

Autor: Keith Baker

System: D&D Eberron

Broschiert - 45 Seiten - Feder & Schwert

Erscheinungsdatum: Dezember 2005

ISBN: 3937255575

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 02.06.2006, zuletzt aktualisiert: 26.01.2015 12:42, 2328