Die Schlange am Rande der Welt (Autor: John Dickinson, Medieval, Bd. 1)
 
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Die Schlange am Rande der Welt von John Dickinson

Reihe: Medieval, Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

John Dickinson arbeitete zunächst siebzehn Jahre in verschiedenen Ministerien und Organisationen, ehe er sich dazu entschien, Autor zu werden. Er ist familiär vorbelastet, da sein Vater ein bekannter britischer Jungenbuchautor ist. So wuchs er schon in seiner Kindheit mit vielen Geschichten auf.

 

Phaedra ist bis zu ihrem fünfzehnten Geburtstag eine naive junge Prinzessin, die nicht über ihr weiteres Leben nachdenken will und alles so hinnimmt, wie es auf sie zukommt. Doch dann beobachtet sie mit anderen Hofdamen zusammen einen Hexenprozess und ist gleichermaßen fasziniert wie geschockt.

Danach ist nichts mehr wie bisher, denn sie erkennt, in diesem Moment, welches Schicksal sie erwarten könnte. Und tatsächlich wird sie schon bei ihrem Debüt am Hofe daran erinnert, dass sie auf Wunsch ihres königlichen Vaters schon bald einen der anderen Prinzen des Landes heiraten soll. Ob sie diesen lieben wird ist nicht wichtig.

Von nun an wird sie höfisch umworben und manchmal auch ein wenig bedrängt. Doch Phaedra lehnt jede Werbung konsequent ab. Denn in ihrem Herzen hat sie sich längst für jemanden entschieden, der schon seit ihrer Kindheit immer wieder durch ihre Träume geistert.

Und eines Tages taucht der stattliche Ritter auch auf und entführt sie auf seltsamen Wegen, die durchaus mit Magie zu tun haben könnten.

Da er sehr offen zu ihr ist, vertraut Phaedra Ulfin, dem Markgrafen von Tarceny, weiterhin und heiratet ihn kurzerhand.

Allerdings beschwört sie damit den Zorn ihres Vaters und der Kirche herauf. Der eine beginnt einen Krieg, um den Entführer zu bestrafen, die anderen sehen in ihm einen Heiden und Schwarzzauberer, der ausgelöscht werden muss.

Doch Phaedra erkennt nun, dass Ulfin für seine Magie schon bald einen hohen Preis zahlen muss, denn die Kräfte, über die er gebietet, sind ihm nur geliehen, und der Geber verlangt schon bald einen hohen Preis.

 

„Die Schlange am Rande der Welt“ ist kein actionreicher und epischer Roman, der den Leser nur oberflächlich unterhalten soll. Zwar ist die Geschichte grob gesehen recht simpel gestrickt und benutzt bereits aus Sagen und Mythen bekannte Elemente, aber der Autor erzählt sie bewusst nicht aus der Sicht der aktiven Männer, sondern aus der von Phaedra, die die meiste Zeit doch eher passiv bleibt und mehr reagiert als handelt.

Dennoch weiß sie meistens, was sie will und was nicht und lernt auch mit zunehmender Erfahrung immer besser hinter die Masken zu schauen. Diese Naivität gibt dem Roman eine ganz eigene Stimmung.

Der Roman ist sehr charakterzentriert, von Kämpfen und Schlachten bekommt man nichts mit, um so mehr von den Intrigen, die Phaedra nach und nach in ein immer enger werdendes Netz spinnen. Er zeigt, dass man nicht mit Waffen umgehen muss, um stark zu sein, sondern manchmal auch schon ein starker Wille und ein klares Wort genügen.

Allein die Figuren wahren eine deutliche Distanz zum Leser. Man nimmt durch die Erzählweise nicht so wirklich Anteil an deren Schicksal, Melodramatik und Kitsch kommen gar nicht vor, auch die Gefühlsregungen bleiben eher auf einem niedrigen Niveau. Die Handlung bleibt sehr nüchtern, auch die magischen Momente sind auf ein Minimum beschränkt. Das sorgt leider auch dafür, dass man nicht besonders tief in die Geschehnisse eintauchen kann und sich manchmal sogar langweilt, wenn sich Phaedra alltäglich-höfischen Dingen hingibt, während um sie herum Schlachten toben. Auch tritt noch kein klarer Gegenspieler auf, erst zum Ende hin erfährt man mir über den Fluch, den Ulfin auf sich geladen und auf seine Familie übertragen hat.

 

Alles in allen ist „Die Schlange am Rande der Welt“ zwar vom Inhalt sehr interessant, aber auch sehr sperrig geschrieben, so dass man schon ein wenig Geduld und Erfahrung haben muss, um das Buch wirklich genießen zu können.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042619215282ecafe9
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Die Schlange am Rande der Welt

Reihe: Medieval, Bd. 1

Autor: John Dickinson

Bastei Lübbe, erschienen Oktober 2010

gebunden, 416 Seiten

Übersetzung aus dem Englischen von Angela Koonen

Titelbild von Wladimir Bondar

ISBN-10: 340428545X

ISBN-13: 978-3404285457

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 16.12.2010, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30, 11372