Die Söhne von El Topo 2: Abel
 
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Die Söhne von El Topo Band 2: Abel

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

Fast drei Jahre hat es gedauert, bis jetzt mit Die Söhne von El Topo Band 2: Abel der zweite Teil von Alejandro Jodorowskys Saga bei Panini erschienen ist, mit der er seinen bereits 1970 veröffentlichten Kultfilm El Topo fortsetzt. Er beschreibt das Zusammentreffen der ungleichen Brüder und Söhne El Topos – Kain und Abel. Obwohl ihre Ziele höchst unterschiedlich sind, trachten beide danach, zur Heiligen Insel zu gelangen. Dabei werden sie von zwei Frauen begleitet, die so verschieden wie sie selbst sind. Doch eine Bande von Banditen hat andere Pläne und steht den Brüdern im Weg.

 

»Die Söhne von El Topo Band 2: Abel« beginnt mit einer Enttäuschung. Das von Alejandro Jodorowsky stammende Vorwort ist nämlich 1:1 aus dem ersten Band übernommen. Es ist zwar spannend zu erfahren, wie und warum das Konzept des »Midnight Movie« und die Fortsetzung als Graphic Novel aus der Not entstanden sind. Das alles kennen Leserinnen und Leser aber bereits aus dem ersten Band und Neueinsteiger dürften sich ohne dessen Lektüre ohnehin nicht in der Welt von Alejandro Jodorowsky zurechtfinden.

 

Ähnlich wie in seinen Filmen, gefällt es dem Chilenen Alejandro Jodorowsky, sein Publikum immer wieder zu schockieren und mit Gegensätzen zu spielen. Das beschränkt sich längst nicht nur auf die beiden ungleichen Brüder und Frauenfiguren. Er amalgamiert auch das Heilige mit dem Unheiligen und lässt eine Gruppe Gläubiger etwa eine heilige Schändungszeremonie durchführen. Seine Nonnen sind dementsprechend auch keine wehrlosen Frauen, sondern überaus wehrhafte Männer, die keine Probleme damit haben, Gewalt zu praktizieren. Diese Umwertung (fast) aller Werte wird sicherlich einigen Leserinnen und Lesern nicht besonders zusagen, dürfte für andere aber auch einen besonderen Reiz bei der Lektüre ausmachen. Denn so konstituiert der Chilene eine alternative Welt des Wilden Westens, die immer wieder überrascht und durch ihre dichte Atmosphäre besticht. Weil Alejandro Jodorowsky deutlich stringenter als in »El Topo« erzählt, präsentiert sich die Graphic Novel auch erheblich zugänglicher als es der stellenweise sehr surreal anmutende Film war.<

 

Keine zwei Meinungen gibt es hingegen bei der zeichnerischen Umsetzung. Für diese ist wie beim ersten Teil José Ladrönn verantwortlich. Das bürgt nicht nur für Kontinuität, sondern auch für Qualität. Ladrönn gestaltet die Gestik und Mimik seiner Figuren – und zwar von den Protagonisten bis zu den Nebenfiguren – ansprechend und expressiv, sodass Emotionen deutlich ablesbar sind. Er kreiert auch immer wieder tolle und oft detailreich ausgearbeitete Panels, die für die große Leinwand wie geschaffen scheinen. Zudem erzeugt er durch die Farbgebung geschickt verschiedene Stimmungen und erzählt visuell. So ist die Anfangssequenz etwa in einem tristen Grau gehalten, zu dem später ein blutroter Teppich für einen starken Kontrast sorgt und den drohenden Tabubruch auch optisch signalisiert.

 

Fazit:

»Die Söhne von El Topo Band 2: Abel« ist visuell höchst ansprechend umgesetzt. Inhaltlich ist Alejandro Jodorowskys Vision zwar oft interessant und faszinierend, dürfte aber auch einige Geschmacksgrenzen strapazieren.

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Comic

Die Söhne von El Topo Band 2: Abel

Autor: Alejandro Jodorowsky

Illustrator: José Ladrönn

Panini, Januar 2020

gebundene Ausgabe, 72 Seiten

 

ISBN-10: 3741604585

ISBN-13: 978-3741604584

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 17.03.2020, zuletzt aktualisiert: 21.04.2024 14:11, 18410