Die Strandpiraten (Golden City Bd.1)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Die Strandpiraten

Reihe: Golden City Bd.1

Rezension von Michael Nolden

 

Golden City ist die schwimmende Stadt der Reichen und Schönen. Seit die Überbevölkerung ein süßes Leben zu Lande reizlos machte, hat sich die mächtige Oberschicht des Planeten Erde auf die Ozeane zurückgezogen. Bewacht von einer eigens dafür bezahlten Privatpolizei werden von Golden City aus die Fäden gesponnen, um die Reichen noch reicher zu machen.

In dieser Welt haben die übrigen Menschen aus der Not eine Tugend gemacht und schlagen sich durch, so gut es geht. Zu dieser Sorte gehören auch die Strandpiraten, die alles aus dem Meer an Land bringen, was nicht niet- und nagelfest ist. Eines Tages beobachtet die kleine Gemeinschaft, wie ein Flugzeug kurz vor der Küste ins Meer stürzt.

 

Die kleine, natürlich unbefugte, Bergungsaktion bleibt nicht unbemerkt. Privatpolizei von Golden City macht sich sogleich an die Verfolgung der Strandpiraten.

Dabei fällt das Bergungsgut nicht sehr üppig aus: zwei Leichen. Eine verlieren sie sofort wieder, die andere, eine Frau, wird gewinnbringend verkauft.

 

In dieser Welt, in der alles seinen Preis hat, hat Harrison Banks, der Präsident eben noch ein gutes Werk getan, indem er der Friedennobelpreisträgerin Schwester Lea Impfstoff überlässt. Allerdings verlangt er dafür auch ihren Auftritt in einer seine Werbekampagnen. Für Banks, der zwischen Skrupellosigkeit und Barmherzigkeit schwankt ändert sich sein Leben komplett, als er erfährt, dass seine Frau vor der Küste abgestürzt ist. Er nutzt einen Trick, um unbemerkt von Golden City zu verschwinden und nach seiner Frau zu suchen.

 

Bald sind sein Leben und das der Strandpiraten miteinander verstrickt. Das gefällt weder ihm, noch den Leuten, denen Banks durch seine eigenmächtigen Ermittlungen in die Quere kommt.

 

Die Macher Daniel Pecqueur, Nicolas Malfin, Pierre Schelle und Stéphane Rosa legen hier einen geradlinig erzählten Comic vor, der eine spannende Science Fiction Geschichte erzählt. Es mischen sich Elemente von Hochtechnisierung mit den Abgründen einer hoffnungslosen Gesellschaft, Anspielungen auf Kannibalismus, sexuelle Abhängigkeiten, Machtgier und Korruption.

Daneben nehmen sich kleinere Freuden und der Einsatz von Schwester Lea für Hilfsbedürftige geradezu belanglos aus.

 

Die lebensfeindliche Umwelt ist den SciFi-Freunden so unbekannt nicht. Wer diverse Endzeit-Animes, die Mad Max Trilogie oder wenigstens Waterworld gesehen hat, wird gleich einen Zugang zur Geschichte finden.

Thematisch wie optisch ergibt sich das Bild eines Euromangas wie zum Beispiel in der Serie Kazandou. Die Farben sind versiert eingesetzt. Bemerkenswert ist der Einsatz der Computerkolorierung, der bei Alben eher verpönt war. Inzwischen hat sie aber auch hier Einzug gehalten, bleibt dabei aber oftmals noch hinter den tatsächlichen Möglichkeiten zurück. Eine größere farbliche Fülle hätte aus dem vorliegenden Band einen wahren Knaller gemacht.

 

Die Umgebung der Geschichte gefällt mir sehr gut. Meeres- oder besser gesagt Wasserkreaturen sorgen für so manchen besonderen Effekt. Besonders ein großer Meeressäuger verhält sich gegen die übliche Weise. Die Reaktion fällt bei den Charakteren der Geschichte ähnlich aus wie bei dem Leser (in diesem Falle mir). Zwar erscheint es unwahrscheinlich, aber in dieser Umgebung nicht unmöglich. Die heruntergekommene Landschaft und die bescheidenen Behausungen stehen im totalen Gegensatz zum klinischen Inneren von Golden City und seinen technischen Annehmlichkeiten.

 

Das Design von Golden City ist absolut gelungen. Es ist sehr futuristisch und erinnert an ältere Zukunftsphantasien, wie sie vor Jahren auf den Covern entsprechender SciFi-Romane zu finden waren. Dieses riesige Vehikel ist eigentlich nichts, was schwimmen dürfte. Es wäre interessant zu erfahren, ob das Geheimnis um die Technik, die sich dahinter verbirgt in nachfolgenden Bänden gelüftet wird.

Andere Techniken wie der alte Jagdflieger sorgen für die nötige Action.

Kleine Erfindungen wie die Peli-Cam sorgen für den nötigen Spaß. Einer der Strandpiraten kommt auf die Idee eine kleine mobile Kamera am Kopf eines Pelikans zu befestigen. Als Empfangseinheit setzt er sich eine Monitorbrille auf. So ergibt sich für ihn ein Bild, als würde er fliegen.

Obwohl dies eine Kinderei ist und sich auch ein Kind unter den Strandpiraten befindet, ist dies keine Geschichte für Kinder. Von Anfang bis Ende handelt es sich um eine Geschichte für Erwachsene.

 

Interessant ist der Umschwung der Geschichte. Zu Beginn vermutet der Leser, dass die Hauptfiguren die Strandpiraten sind und bleiben, doch zusehends rückt der Industrielle Banks in den Mittelpunkt. Seine Entdeckungen in dieser für ihn ungewohnten Welt vertiefen den Eindruck, den der Leser dadurch erhält noch mehr.

Über den Aufbau der Geschichte kann der Leser sich nur freuen. Es beginnt mit einem spannenden Auftakt und hält diese Spannung über die gesamte Länge des Bandes.

Unter dem Strich ergibt sich ein wirklich gelungener SciFi-Band, der Dank seines überaus feinen Designs der Umgebung eine schöne erzählerische Tiefe mitbringt.

 

Sehr schön!

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404231143199d8a7374
Platzhalter

Comic:

Die Strandpiraten

Reihe: Golden City Bd.1

Autor: Daniel Pecqueur

Zeichner: Nicolas Malfin

Farben: Pierre Schelle, Stéphane Rosa

Verlag: XXL Speed / Verlag Thomas Tilsner

ISBN: 3-933773-87-3

Erhältlich bei Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 03.12.2005, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 08:14, 1606