Diener des Bösen von Sara Douglass
Reihe: Das dunkle Jahrhundert, Bd. 3
Rezension von Christel Scheja
„Das dunkle Jahrhundert“, der neue Zyklus von Sara Douglass ist in einem fiktiven irdischen Mittelalter angesiedelt. Die einzigen Unterschiede zu historischen Romanen bestehen daraus, dass Engel und Dämonen hier reale Wesen sind, Magie einen gewissen Einfluss auf das Leben der Menschen nimmt und die Autorin Jeanne D’Arc zu einer Zeitgenossin des „Schwarzen Prinzen“ gemacht hat, obwohl fast ein Dreivierteljahrhundert zwischen diesen beiden historisch verbürgten Figuren liegt.
Die Handlung konzentriert sich im wesentlichen auf den ehemaligen Mönch und jetzigen Gefolgsmann des englischen Königs, Thomas Neville und seine Frau Margaret. Sie leben in einer Zeit, in der der schwarze Tod ganze Landstriche entvölkert hat. Machtkämpfe zwischen dem Adel und der hohen Geistlichkeit werden auf dem Rücken der einfachen Bevölkerung ausgefochten und Krieg flammt allerorten auf. Schuld daran sind nicht nur menschliche Leidenschaften, sondern auch der Einfluss der Dämonen, die sich in menschlicher Gestalt überall eingeschlichen haben.
Thomas Neville ist vom Erzengel Michael selbst dazu bestimmt worden, der neue Hüter eines Geheimnisses zu sein, das allein die Dämonen wieder zu bannen vermag. Aber dazu muss das Vermächtnis erst einmal wieder gefunden werden, weil sein Vorgänger, der Mönchs Wynkyn de Worde es nur all zu gut verborgen hat.
Inzwischen hat der ehemalige Mönch seine Suche auf England verlagert, wohin die letzten Spuren geführt haben. Er hat seine Kutte abgelegt und ist wieder zu einem Adligen geworden, aber das macht es auch nicht leichter für ihn, sich zu bewegen, denn er weiß, dass der frisch gekrönte König Richard ihn genau beobachtet. Mit Sorge verfolgten Thomas und sein Freund Hal Bolingbroke, dass der Dämon in ihrem Herrscher immer deutlicher zu Tage tritt und eine Regentschaft voller Tyrannei und Perversionen verspricht.
Zugleich hat der ehemalige Mönch mit seinen Gefühlen zu Margaret zu kämpfen. Noch immer kann er ihr nicht wirklich trauen und glaubt in der Ehe mit ihr einen großen Fehler gemacht zu haben. Aber dann kommt die Stunde der Wahrheit und sie enthüllt ihm, wer sie wirklich ist und welches Blut eigentlich in ihr fließt.
Auch in diesem Roman sind die phantastischen Elemente eher verhalten, wenn auch etwas deutlicher als in den Vorgänger-Romanen. Vor allem in der Handlungsebene um Jeanne D’Arc tritt dies zu Tage, die mit Wort und Magie am Hofe des Prinzen Karl tapfer um den Leumund und die Position des Thronfolgers kämpft, da dessen eigene Mutter ihn zum Bastard erklären lassen will.
Ansonsten bietet das Buch die gewohnte Mischung aus politischen Intrigen am englischen Hof, der derben und recht klischeehaften Schilderung spätmittelalterlichen Lebens und nicht zuletzt der Irrungen und Wirrungen einer seltsamen Liebe. Dabei fällt auf, dass die Autorin sehr viele Klischees aus den historischen Liebesromanen bemüht. So kommen sich Margaret und Thomas erst wirklich näher, nachdem die junge Frau vom König und dessen engsten Vertrauten vergewaltigt wurde, und eine der Perversionen des Herrschers auch Unzucht mit einem Mann beinhaltet.
Die Handlung und die Charaktere selbst bleiben dabei insgesamt recht oberflächlich. Gerade die Figuren sind auf ihre Funktion reduziert, selbst zu Thomas und Margaret baut man nicht unbedingt eine Beziehung auf, da sie sehr kalt und distanziert bleiben.
Wirkliche Spannung kommt nicht auf, da vieles vorhersehbar ist – vor allem wenn man diesen Abschnitt der britisch-französischen Geschichte inklusive der Rosenkriege etwas kennt. Allein einige kryptische Andeutung, dass nicht alles so zu sein scheint wie vermutet, hält die Neugier wach.
„Diener des Bösen“ treibt zwar die Handlung etwas voran, kann aber ebenfalls nicht in dem Maße überzeugen, da es in erster Linie wie ein Liebesroman wirkt, in dem vor allem mittelalterliche Intrigen und manchmal recht deftig beschriebene Leidenschaften und weniger phantastische Elemente eine Rolle spielen.
