Rezension von Christel Scheja
Britische Serien sind dafür bekannt, dass sie nicht nur brandheiße Themen aufgreifen, sondern durchaus auch nicht immer zu einem Happy-End führen, sondern manchmal auch die Protagonisten inmitten der Trümmer ihres bisherigen Lebens zurücklassen. Das ist auch bei der Mini-Serie der BBC „Doctor Foster“ der Fall, die zwar zunächst nur auf eine Staffel konzipiert war, aber durchaus eine Fortsetzung finden könnte.
Gemma Foster ist eine angesehene Ärztin, die von ihren Patienten, den Kollegen und in der Gemeinde gleichermaßen geschätzt wird. Es scheint, als würde auch ihre Ehe harmonisch verlaufen und ihrem Sohn ist sie eine liebende Mutter.
Dann allerdings bricht der scheinbar perfekte Alltag in sich zusammen, denn Gemma entdeckt an einem Schal ihres Mannes, den sie sich ausgeliehen hat, plötzlich ein langes blondes Haar, das nicht von ihr zu sein scheint.
Was nun? Allein die Frage, ob sie sich Sorgen machen muss oder nicht, stürzt Gemma in tiefe Verzweiflung. Hat ihr Mann eine Geliebte? Und wenn ja, ist das allein ihre Schuld, weil sie sich in den vergangenen Jahren zu sehr auf ihre Arbeit und ihr Kind konzentriert hat? Kann sie überhaupt noch etwas daran ändern? Vor allem, wer ist ihre Rivalin?
Zunächst einmal macht sie sich daran, herauszufinden, wen sie fürchten muss, was Liebe und Zuneigung ihres Mannes betrifft, und dann entscheiden, ob sie etwas unternehmen oder weiterhin mit der Lüge leben will.
Denn bei ihren Recherchen findet sie heraus, dass noch einiges mehr dahinter zu stecken scheint, und der Skandal nicht nur ihre Familie erschüttern, sondern auch gleich auch einige ihrer Patienten und Freunde mitreißen könnte …
Das „Doctor“ im Titel impliziert eine Arztserie, das ist allerdings nicht der Vall. Gemmas Job spielt zwar im Hintergrund eine Rolle, ist aber nicht das Hauptthema der Geschichte, sondern eher das Ehedrama, dass sich langsam entwickelt und mit der Zeit steigert. In den fünf Folgen werden die Ereignisse glücklicherweise nicht bis zum Erbrechen ausgewalzt, sondern recht straff und geradlinig erzählt, was die Spannung immerhin auf einem hohen Niveau hält und dafür sorgt,dass keine Längen auftreten.
Die Ärztin steht ganz und gar im Mittelpunkt des Geschehens, es gibt keine Nebenfiguren, die unabhängig von ihr agieren und alles ein wenig auflockern könnten. Daher können sich die Macher ganz auf die Protagonistin konzentrieren, die die Zuschauer zunächst in ihrem vertrauten Umfeld erleben und dann nach und nach miterleben dürfen, wie der Schock über das Fremdgehen ihres Mannes nicht nur sie erst einmal lähmt, sondern auch viele Fragen aufwirft.
Es zeigt sich aber auch, dass Gemma keine duldende Frau ist, denn sie nimmt sich nun die Zeit, alles heraus zu finden und nicht nur die Rivalin zu stellen, sondern auch die Motive ihres Mannes zu ergründen.
Und dann tut sie etwas, was man vermutlich nicht so erwartet hat, auch wenn sie damit ein hohes Risiko eingeht. Das ganze mag von der Konzeption her an „The Good Wife“ erinnern, einer amerikanischen Serie, in der sich die Heldin emanzipiert und einen eigenen selbstbestimmten weg geht, löst sich aber schon sehr schnell und hat nur bedingt Ähnlichkeiten.
Hier bleibt man nahe an der Wirklichkeit, auch wenn der ein oder andere Kunstgriff dabei ist, um Wendungen schneller herbei zu führen und lässt den Zuschauer doch manchmal etwas ernüchtert zurück.
Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, Extras gibt es allerdings keine, nur einige Trailer zu anderen BBC-Produktionen.
Wer Ehe- und Familendramen mag, wird seinen Spaß mit „Doctor Foster“ haben, denn die Serie bietet davon reichlich und bleibt dabei immer ziemlich am Boden, auch wenn einige Entwicklungen um der Spannung willen dramatisiert und beschleunigt werden. Durch die straff erzählte Handlung und vielschichtigen Figuren rund um die Protagonistin ist man jedenfalls bis zum Ende gespannt mit dabei.
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