Doctor Strange ist tot (gewesen) – es lebe Doctor Strange: Der Magier ist nämlich aus dem Reich der Toten zurückgekehrt und hat wieder seine Rolle als oberster Zauberer eingenommen. Ihn zur Seite steht dabei seine Geliebte Clea, die ihn während seiner Abwesenheit würdig vertreten hat. Doch der alte und neue oberste Magier hat in Doctor Strange 1: Liebe, Magie und Finsternis reichlich zu tun. Mal muss er Moon Knight oder Spider-Man unter die Arme greifen, dann ist ein Anstandsbesuch bei Dr. Doom fällig. Zudem braut sich eine neue Katastrophe an. Die Situation eskaliert ausgerechnet bei einer Hochzeit der besonderen Art.
Autor Jed MacKay (Strange, Moon Knight: Wächter Der Nacht) kreiert für den beliebtesten aller Magierdoktoren mit »Doctor Strange 1: Liebe, Magie und Finsternis« eine neue Nummer eins, geht aber dennoch nicht ganz zu den Anfängen des Zauberers zurück. Gut so: denn das was der Kanadier erzählt, ist viel interessanter als ein weiterer Aufguss der vielfach erzählten Origin-Story. Im Auftaktband gelingt ihm ein harmonisches Gleichgewicht zwischen vielen kleinen Geschichten, um die sich ein oberster Zauberer so kümmern muss, und einem längeren Plot, der den ersten Teil seines Runs als Autor prägen dürfte. Dabei beendet er den ersten Band mit einem fulminanten Ausrufezeichen und einer handfesten Überraschung. Zudem sprüht er vor Ideen, von denen einige – etwa wenn »Der Doktor ist da« über dem Sanctum Sanctorum zu lesen ist – witzig sind, ohne dass dadurch die komplette Handlung zu unernst wirkt. Einzig der etwas seltsame Besuch von Stranges Erzfeind Dormammu und der Nebenplot mit Wong als Agent von W. A. N. D. können nicht ganz mithalten.
Für die Bebilderung sind vor allem Pasqual Ferry (Thor) und Andy MacDonald (Wolverine: Infinity Watch) verantwortlich. Dabei mutet ihre Darstellung etwas antiquiert bzw. klassisch an. Das gilt auch für die Hauptfigur, wobei das Gesamtergebnis zwiespältig ausfällt. Während die Mimik des Zauberers, die oft eine gewisse stimmige Arroganz ausdrückt, überzeugt, gelingt das beim Kostüm nur teilweise. Dafür ist beispielsweise das Outfit, mit dem sich Freaky Dr. Zee anfangs präsentiert, gelungen.
Der Band enthält auch eine achtseitige Story von Amy Chu (Red Sonja), die Tokitokoro visuell gestaltet. Hieran könnten sich Puristen stören, da der Künstler einen Manga-Stil wählt, der sich deutlich von der Art, wie der restliche Band gestaltet ist, abhebt. Doch eigentlich ist es eher passend, weil sich hier auch die Erzählperspektive verschiebt. Insgesamt handelt es sich um eine vergnügliche Unterbrechung der Haupthandlung, in der ein etwas verpeiltes Mädchen mit einem mächtigen magischen Artefakt, der finstere Dormammu und Dr. Strange die Hauptrollen spielen – auch wenn das Ende dann doch etwas albern wird. Den obersten Zauberer im Manga-Look zu sehen, ist auf jeden Fall interessant. Zudem kommt die Bedrohlichkeit seines Antagonisten hier optisch noch besser zur Geltung als im Rest des Bandes. Auch die chaotischere Panelgestaltung sorgt für frischen Wind und ist stimmig.